Ägyptens Profi Mohamed Safwat: „Wir haben eine Tennis-Oase in der Wüste“
Er kämpfte sich aus einer Kleinstadt in Ägypten bis zu den Olympischen Spielen – und gibt heute sein Wissen an die nächste Generation weiter. Ex-Profi Mohamed Safwat hat an der Soma Bay seine eigene S-Tennis-Academy eröffnet. Sein Ziel: Talente aus Afrika fördern, Träume ermöglichen – und den Tennissport in seiner Heimat weiter voranbringen.
Herr Safwat, Sie waren ab 2008 als ägyptischer Tennisprofi auf der Tour unterwegs. Können Sie uns erzählen, wie man das von Ägypten aus schafft?
Ich komme aus einer Stadt im Norden Ägyptens namens Mansoura. Tennis war dort in den 90er Jahren – wie überall in Ägypten – nicht besonders populär. Aber ich hatte immer den Traum vor Augen, irgendwann professionell Tennis zu spielen. Als Kind habe ich die French Open und Wimbledon intensiv verfolgt und war inspiriert von Gustavo Kuerten. Ich habe all seine Matches aufgenommen. Später bin ich nach Kairo gezogen, um mit dem Nationalteam zu trainieren und einen professionelleren Weg einzuschlagen. Ich habe in Spanien trainiert und bin dann nach Ägypten zurückgekehrt, immer meinem Traum folgend. Es war nicht einfach – es gab viele Höhen und Tiefen. Ich war oft frustriert, aber etwas hat mich weiter motiviert, bis ich schließlich bei den Olympischen Spielen 2021 gespielt habe. Zwischenzeitlich war ich auf Platz 130 der Weltrangliste. Ich spielte auch bei den Grand Slam-Turnieren. Die Reise war hart, aber ich habe viel gelernt.

Spielte 2025 noch in der Herren 30-Bundesliga: Mohamed Safwat, 35, aus Ägypten. Seine aktuelle Leistungsklasse liegt bei LK 1,2.
Sie waren damals der erste Ägypter, der sich als Tennisspieler für Olympia qualifizieren konnte, richtig?
Das stimmt, ja. Ich gewann zunächst die Goldmedaille bei den Afrika-Spielen 2019. Dadurch war ich startberechtigt bei den Olympischen Spielen von Tokio. Ich verlor leider in der ersten Runde gegen Daniel Elahi Galán aus Kolumbien 5:7, 1:6, aber es ist bis heute eine große Ehre für mich, mein Land auf dieser Weltbühne vertreten zu haben.
War es für Sie als Kind schwierig in Mansoura Tennis zu spielen?
Eigentlich nicht. Auch in kleineren Städten Ägyptens sind Tennisclubs vorhanden. In meiner Stadt gab es etwa 10 bis 15 Plätze. Außerdem spielten meine Eltern Tennis. Deswegen fing ich mit sieben Jahren auch damit an. Der Club, in dem ich trainiert habe, hatte sechs Courts und er war mein Hauptsponsor für 20 Jahre. Mein Heimatverein hat mich während meiner gesamten Karriere unterstützt.
Wie hat sich Tennis in Ägypten seit Ihrer Anfangszeit entwickelt?
Es hat sich enorm verändert, besonders für die neue Generation. Heute gibt es mehr gute Trainer, besseren Zugang zu Informationen über das Internet und viele Turniere. Ägypten veranstaltet zum Beispiel 19 ITF-Turniere. Die Infrastruktur und das Engagement sind heute viel besser als damals. Tennis ist als Sport beliebt geworden, es gibt Tausende Kinder, die spielen und besser werden wollen. In den letzten fünf Jahren hat sich die Anzahl der beim ägyptischen Tennisverband registrierten Spieler und Spielerinnen mehr als verdoppelt; es sind inzwischen mehr als 10.000. Darüber hinaus sind viele Tennisenthusiasten noch nicht beim Verband gemeldet. Außerdem haben wir mit Mayar Sherif eine ägyptische Profispielerin, die es als Erste ihres Landes in die Top 100 geschafft hat.
Diese positiven Entwicklungen haben Sie dann dazu gebracht, in diesem Sommer Ihre S-Tennis-Academy an der Soma Bay am Roten Meer zu eröffnen, richtig?
Exakt. Ich sehe das Tennis-Potenzial in ganz Afrika – nicht nur in Ägypten. Es ist riesig! Vielen Talenten aber fehlen eine klare Struktur und ein eindeutiger Weg. Wir wollten ein System schaffen, das Spieler in der gesamten Region unterstützt. Unsere Akademie bietet zwölf Hardcourts, vier Sandplätze, drei Rasenplätze, ein Fitnessstudio, ein Hotel und eine Schule – alles in unmittelbarer Nähe. Es ist eine ideale Umgebung für die Entwicklung der Spieler und Spielerinnen. Wir haben auch hochklassige Trainer, darunter mein Partner Gilbert Schaller, ehemaliger Top-20-Spieler in Österreich und mein früherer Coach. Insgesamt sind wir fünf Trainer, plus Fitnesscoach. Ich selbst gebe täglich sechs bis acht Stunden Training. Wir konzentrieren uns auf Methodik und Spielerentwicklung. Bei uns trainieren gute ägyptischen Talente, aber auch Jungprofis wie der Brite Viktor Frydrych. Die Vision der S-Tennis-Academy ist es, vor allem Nachwuchsspieler und -spielerinnen aus Afrika professionell zu fördern.
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Wie entstand die Akademie?
Wir haben alles neu bauen lassen mit der Hilfe von Investoren. Vorher war hier nichts, nur Sand und Steine – Wüste eben. Wir haben eine blühende Tennis-Oase geschaffen.
Sogar mit Naturrasenplätzen!
Ja! Wissen Sie, ich habe bei allen Grand Slam-Turnieren einmal im Hauptfeld spielen dürfen – nur nicht in Wimbledon. Dennoch ist Rasen mein Lieblingsbelag. Und außerdem sehen wir uns als eine internationale Top-Akademie, die irgendwann einmal in einem Atemzug mit Mouratoglou oder Nadal genannt werden soll. Für diesen Anspruch braucht man natürlich alle gängigen Grand Slam-Beläge.

Naturrasencourts in der ägyptischen Wüste: In der S-Tennis-Academy sind alle Grand Slam-Beläge vorhanden.Bild: S-Tennis-Academy
Eignet sich ihre Akademie auch für Amateure und Touristen?
Natürlich! Soma Bay ist ein beliebtes Reiseziel für deutsche und britische Gäste. Wer Tennis spielen will, landet bei uns. Wir bieten private Sessions und Turniere an. Spieler können Tennis, Urlaub und Freizeit bei uns wunderbar miteinander verbinden. Bisher gab es in Soma-Bay keine richtige Tennis-Community, aber das ändert sich gerade.
Woran machen Sie das fest?
An der steigenden Nachfrage, jeden Monat haben wir mehr Besucher – und das, obwohl wir mit unserem Marketing noch gar nicht richtig begonnen haben. Wir machen kaum Werbung, alles läuft im Moment über Mund-zu-Mund-Propaganda. Soma Bay war im Sportbereich bisher für Golf, Schwimmen, Tauchen, Segeln und Kitesurfen bekannt – von nun auch für Tennis, durch uns. Ab dem 17. November findet bei uns in der S-Tennis-Academy ein Challenger-Turnier statt. Es ist das erste ägyptische Profi-Event in dieser Kategorie seit 15 Jahren. Für deutsche Fans sicher spannend: Rudolf Molleker wird mitspielen.
Was bieten Sie Urlaubern an, die zur S-Tennis-Academy kommen wollen?
Wir holen jeden am Flughafen in Hurghada ab, organisieren die Unterkünfte, erstellen den Trainingsplan und planen weitere Aktivitäten. Wir stellen also individualisierte Pakete zusammen, so dass jeder eine fantastische Zeit bei uns haben wird.
Aber ist es am Rande der ägyptischen Wüste nicht zu heiß zum Tennis spielen?
Das kommt auf die Jahreszeit an. Klar, im Sommer haben wir hier in der Spitze Temperaturen von weit über 40 Grad. Dann trainieren wir sehr früh am Morgen und erst abends wieder. Alle Courts haben Flutlicht, wir können also immer spielen. In den Monaten von Oktober bis März ist das Klima aber perfekt bei uns, um den ganzen Tag Tennis zu spielen. Wenn ihr in Deutschland also in euren Hallen Tennis spielt, kann man hier bei 25 Grad und blauem Himmel trainieren – besser geht es doch nicht.
Tennisurlauber landen vor allem in Kroatien, Italien oder Spanien. Glauben Sie, Herr Safwat, dass Sie dieses Reiseverhalten ändern können?
Langfristig bestimmt. Wir haben jetzt schon Gäste, die uns mehrfach besucht haben, weil sie es hier besser finden. Die Wettersicherheit im Winter ist ein Grund und auch das moderate Preisniveau im Vergleich zu Mitteleuropa.
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Blicken wir noch einmal kurz auf Ihre Karriere zurück. Was war ihr Highlight-Match?
Schwer zu sagen, ich erlebte einige Höhepunkte. Mein einziger Challenger-Titel in Tasmanien 2020 war etwas Besonderes. Und mein erster ITF-Titel 2023 nach zwei Jahren ohne Turniersieg, weil ich lange mit Verletzungen und Operationen zu kämpfen hatte. Auf großer Bühne muss ich das Match gegen Grigor Dimitrov 2018 in Roland Garros auf dem Court Philippe Chatrier hervorheben. Ich rutschte als Lucky Loser ins Hauptfeld und erfuhr davon 20 Minuten vor Matchbeginn. Schnell lag ich 1:6, 1:4 hinten. Am Ende verlor ich 1:6, 4:6, 6:7.
Die S-Tennis-Academy von Mohamed Safwat in Soma Bay ist aktuell am besten über Instagram zu erreichen – und zwar hier!
Vita Mohamed Safwat
Land: Ägypten
Alter: 35
Preisgeld: 905.772 Dollar
Bestes Ranking: 130 (2020)
Größte Erfolge: 1 Challenger-Titel, 24 ITF-Titel, Teilnahme an den Olympischen Spielen 2021 in Tokio
Punktspiele in Deutschland: Seit 2014 im deutschen Vereinstennis unterwegs, aktuell ist er für die Herren 30-Truppe des TC Bredeney in Essen aktiv.
Leistungsklasse: LK 1,2

Karriere-Highlight: Safwat in Roland Garros 2018.Bild: Imago

