Brain-Aufachmer

Besser spielen: Spielen Sie Brain-Tennis!

Haben Sie schon einmal Matheaufgaben auf dem Platz gelöst? Sie fördern so Ihr Gehirn und Ihre Wahrnehmung. Wir stellen Ihnen eine Methode vor, die Sie körperlich und geistig an Ihre Grenzen bringt.

Experte: Georg Fleischmann, Fotos: Jürgen Hasenkopf

Trainieren Sie regelmäßig Ihren Geist? Gehirnjogging liegt bekanntlich schon eine ganze Weile im Trend. Aber wussten Sie, dass Sie auch auf dem Court Ihr Köpfchen fordern und fördern können? Georg Fleischmann, sogeannter Powerbrain-Mentaltrainer und Tenniscoach aus München, hat eine Methode entwickelt, bei der Sie klassisches Gehirntraining mit dem Bälleschlagen verbinden. Es soll zu einer Verbesserung der Motorik und Konzentration führen. Konkret funktioniert eine Brain-Tennis-Übung beispielsweise so: Fleischmann spielt seinen Schülern Bälle aus dem Korb zu. Dabei stellt er ihnen einfache Rechenaufgaben. Bei einem geraden Ergebnis muss der Ball cross platziert werden, bei einem ungeraden longline. Oder: Man muss entsprechend des Ergebnisses entweder mit der Vorhand oder der Rückhand agieren. Später werden während des Trainings Quersummen gebildet, es kommen verschiedene Farben und Formen von Hütchen ins Spiel (siehe Folgeseiten) – Aufgaben, für die man selbst ohne Schläger und Ball ein paar Sekunden nachdenken muss.

Als Zuschauer steht man staunend am Platzrand, als Spieler verzweifelt man zwar zuweilen, gleichzeitig entwickelt man durch Brain-Tennis einen enormen Ehrgeiz. „Im Gehirn entstehen neue synaptische Verbindungen, wir werden leistungsfähiger, weil beide Gehirnhälften beansprucht werden“, erklärt Fleischmann. Die konkreten Vorteile für das eigene Tennisspiel: Man verbessert die Bewegungskoordination, die Schläge sollen so runder und genauer werden. Zudem werden die Auge-Hand-Koordination optimiert, die Wahrnehmung des Balles wird genauer, die Reaktionszeit verkürzt sich. Und: „Der Spieler wird in einen Flow versetzt“, sagt Fleischmann. Was er meint: Das Bewusstsein wird durch die komplexen Aufgaben so stark beschäftigt, dass es dem Unterbewusstsein nicht in die Quere kommt. Wer sich vor der Rückhand fürchtet und normalerweise während der Schlagbewegung automatisch den eigenen Fehler visualisiert, der wird durch das Gehirntraining so stark abgelenkt, dass die störenden Gedanken ausgeblendet werden. „Sowohl Bewegungs- als auch Mentalblockaden werden durch Brain-Tennis aufgelöst“, behauptet der Experte, der das Gehirntraining auf dem Court im Schnitt 15 Minuten pro Einheit empfiehlt. tennis MAGAZIN besuchte Georg Fleischmann auf seiner Anlage im Amperpark bei München und begleitete eine Brain-Tennis-Session.

Eine Auswahl der besten Übungen stellen wir Ihnen auf den folgenden Seiten vor. Sie sollten diese spezielle Form des Trainings unbedingt ausprobieren!

1) Farbenspiel als Warm-Up

Tennis Magazin-besser spielen mit Trainer Georg Fleischmann und Spielerin Anja Wildgruber Tennis - Tennis Magazin-besser spielen mit Trainer Georg Fleischmann und Spielerin Anja Wildgruber - - Amper Park - Emmering - Bavaria - Germany - 15 September 2016. © Juergen Hasenkopf

ALLES AUF ROT! Da Coach Georg „Schorschi“ Fleischmann auf das rote Hütchen zeigt, sprinten seine Schüler auf der Stelle.

 

Tennis Magazin-besser spielen mit Trainer Georg Fleischmann und Spielerin Anja Wildgruber Tennis - Tennis Magazin-besser spielen mit Trainer Georg Fleischmann und Spielerin Anja Wildgruber - - Amper Park - Emmering - Bavaria - Germany - 15 September 2016. © Juergen Hasenkopf

SCHNELLER WECHSEL: Beim gelben Hütchen müssen wechselseitige Sprünge gemacht werden.

Schon beim Aufwärmen können Sie Körper und Geist gleichermaßen in Schwung bringen. Stellen Sie vier verschiedenfarbige Hütchen auf. Jedem wird eine bestimmte Übung zugeordnet. Zum Beispiel: Rot = Sprint auf der Stelle (siehe oberes Foto), Grün = Hampelmann-Sprünge, Blau = Knie zur Brust ziehen, Gelb = gesprungene Ausfallschritte (siehe unteres Foto). Ihre Aufgabe: Sie müssen sich die Zuordnungen merken. Ihr Coach oder Trainingspartner zeigt abwechselnd auf die Hütchen und Sie müssen die entsprechende Übung ausführen. Je schneller die Farben wechseln, desto schwieriger wird Ihnen das Umschalten fallen. Praxistipp: Sie können das Warm-up noch anspruchsvoller gestalten. Ordnen Sie jedem Hütchen zwei unterschiedliche Übungen zu. Zeigt der Coach mit der rechten Hand auf das Hütchen, müssen Sie die erste Variante ausführen, bei der linken Hand die zweite.

2) Rechnen und schlagen

Tennis Magazin-besser spielen mit Trainer Georg Fleischmann und Spielerin Anja Wildgruber Tennis - Tennis Magazin-besser spielen mit Trainer Georg Fleischmann und Spielerin Anja Wildgruber - - Amper Park - Emmering - Bavaria - Germany - 15 September 2016. © Juergen Hasenkopf

BÄLLE ÜBER DIE BANDE: Anja Wildgruber, 15 Jahre alt, ist gezwungen, mit besonders viel Spin zu agieren. Während sie schlägt, muss sie Gedächtnisaufgaben lösen.

 

Tennis Magazin-besser spielen mit Trainer Georg Fleischmann und Spielerin Anja Wildgruber Tennis - Tennis Magazin-besser spielen mit Trainer Georg Fleischmann und Spielerin Anja Wildgruber - - Amper Park - Emmering - Bavaria - Germany - 15 September 2016. © Juergen Hasenkopf

VARIANTE: Wenn keine Bande vorhanden ist, erhöhen Sie das Netz mit Stützen und schlagen Sie Bälle aus kurzer Distanz.

Für diese Übung brauchen Sie entweder zwei Stühle und eine Bande (s. Foto oben) oder Sie stellen sich etwa einen Meter vor das Netz (s. unten). Hintergrund: Sie sollen lernen, den Ball mit einer möglichst hohen Flugkurve und viel Topspin und Länge zu schlagen. Der Clou: Während der Coach Ihnen Bälle zuwirft, stellt er Ihnen Rechenaufgaben. Bei einem geraden Ergebnis spielen Sie beispielsweise cross, bei einem ungeraden longline. Einfache Variante: simple Additionen. Schwieriger: Quersummen von drei- oder vierstelligen Zahlen bilden. Oder: Sie müssen Worte von hinten nach vorn buchstabieren und die Anzahl der Buchstaben eines Wortes nennen. „Die Übungen zeigen, inwieweit ein Spieler bereit ist, sich geistig zu quälen und offen ist, Neues zu lernen“, sagt Georg Fleischmann.