2012 US Open – Day 3

Klassiker ohne Happy End

Er schimpfte nicht. Er schmiss keine Schläger. Er pöbelte nicht Richtung Box. Das Ende des hochklassigen Matches nahm Tommy Haas scheinbar gelassen hin. Um kurz vor 18 Uhr Ortszeit, bei immer noch 30 Grad Hitze, packte er seine Schläger ein. Als er den rappelvollen Court 17 verließ, die im letzten Jahr neu eingeweihte, 3.500 Zuschauer fassende Arena, hob er noch einmal den Arm zum Gruß in die Menge. Kurz zuvor hatte der Stadionsprecher ihn mit warmen Worten verabschiedet: Das waren seine 15. US Open Tommy Haas!
Waren es seine letzten? Es könnte sein, aber bei Haas, dem Stehaufmännchen, weiß man ja nie. Wenn es in der Szene ein großes Thema gibt, dann ist es das sagenhafte Haas-Comeback, die Story, wie er sich nach Verletzungen und Krisen als 34-Jähriger wieder auf Platz 21 der Weltrangliste zurückkämpfte. In Flushing Meadows glaubten nicht wenige, dass Haas weit kommen könnte. Und Haas brannte vor Ehrgeiz. Er trainierte vor dem Turnier oft zweimal hintereinander auf unterschiedlichen Plätzen mit unterschiedlichen Partnern. Der Oberkörper nackt jeder konnte sehen, wie fit er war. Zuvor hatte er in Florida mit Trainer Christian Groh Bälle geschlagen und Gewichte gestemmt. Angekommen in New York, beschränkte er sich nur auf die nötigsten Besuche auf der Anlage, kam allenfalls zum Trainieren so wie er es immer zu tun pflegt. Der Fokus: die Erstrundenpartie gegen Ernests Gulbis, den genialen Letten, die Nummer 145 der Welt. In dieser Saison wollte er schon aufhören. Allerdings: Bei ihm weiß man nie, ob er gut oder schlecht spielt.
Gegen Haas spielte er gut. Die Geschichte des Matches: Haas führt leicht mit 2:0-Sätzen (6:3, 6:4). Im dritten Durchgang führt er mit Break 3:2. Ein langes Spiel. Er vergibt einfache Bälle der Knackpunkt, wie Haas später selbst glaubt (Dieses Spiel wird mich noch eine Weile begleiten). Gulbis, der immer besser aufschlägt, kommt zurück ins Match. Auch, weil Haas es zulässt. 4:6, 5:7 enden die Sätze drei und vier aus Sicht von Haas. Durchgang Nummer fünf muss die Entscheidung bringen. Wer weiß, was passiert wäre, wenn Haas bei 3:3 und 0:30 bei Aufschlag Gulbis der einfache Passierball gelungen wäre? So verlor er das Match kurze Zeit später, in 3:44 Stunden. Die letzten Aufschläge hämmerte Gulbis mit 210 km/h übers Netz. Frustrierend sei die Niederlage, brutal, sagte Haas. Er werde ein paar Tage schlechte Laune haben. Haas: Es tut richtig weh.
Wie sieht die nahe Zukunft aus? Nach Hause fahren, zwei Turniere in Asien spielen. Davis Cup in Hamburg? Er werde das in ein paar Tagen entscheiden, sagt Haas. Aber er sagt auch: Ich habe seit Mai durchgespielt, war nur vier Tage zu Hause. Man muss kein Prophet sein, um daraus zu schließen: Den Davis Cup wird er nicht spielen.

Andrej Antic aus New York

US Open Blog: Champagner, Feuerwerk und deutsche Pleiten
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