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Rekordjagd eines Schweizers

Als Roger Federer am Sonntag um 18:27 Uhr Ortszeit seinen ersten Matchball im Wimbledon-Finale gegen Andy Roddick verwandelte, entlud sich im Schweizer eine gehörige Portion Anspannung. Er fiel nicht wie so häufig nach großen Erfolgen auf die Knie, sondern stieß einen unbändigen Jubelschrei aus, sprang in die Luft und bewegte sich beinah hüpfend ans Netz. Sein siebtes Wimbledon-Finale in Folge, der sechste Sieg, sein 15. Grand Slam-Titel damit ist der Schweizer nun alleiniger Rekordhalter und löst Pete Sampras ab, der sich das Endspiel höchstpersönlich aus der Royal Box anschaute, gemeinsam mit Björn Borg und Rod Laver Legenden unter sich.
Es ist kein Ziel, das du als kleiner Junge hast, aber es fühlt sich unglaublich an, erklärte Federer bei der Siegerehrung überwältigt und fügte vor 15.000 Zuschauern an: Ich spiele nicht Tennis um Rekorde zu brechen, aber dieser ist großartig. Die englischen Fans jubelten und auch Sampras applaudierte artig. Er rechnete damit, dass sein Rekord eines Tages vom Schweizer eingestellt würde. Es wäre schön, wenn ich meinen Rekord bis in die Ewigkeit hielte. Aber wenn es jemand verdient hat, ihn zu verbessern, dann passt mir Roger ganz gut, verriet der Amerikaner Anfang des Jahres im Interview mit tennis magazin.
Einer versuchte im Finale alles, Federers neue Bestmarke zumindest noch herauszuzögern: Andy Roddick. Mit brachialen Aufschlägen, die bis zu 229 km/h schnell waren, krachenden Grundschlägen und viel Geduld bei langen Ballwechseln. Es war ein überragendes Match, das der 26-Jährige spielte, wahrscheinlich sein bestes Match auf dem Rasen von Wimbledon und eines der größten in seiner Karriere überhaupt. Am Ende durfte er wie schon 2004 und 2005 bei der Siegerehrung nur den Silberteller für den Zweitplatzierten präsentieren. Mit Tränen in den Augen ließ er die Zeremonie über sich ergehen, entschuldigte sich bei Landsmann Sampras dafür, seinen Rekord nicht haben retten zu können und hoffte etwas demütig, dass auch mein Name hier mal bei den Siegern eingraviert wird. Vielleicht wäre es schon in diesem Jahr soweit gewesen, hätte Roddick einen seiner vier Satzbälle im Tie-Break des zweiten Durchgangs genutzt. Vor allem ein leicht verschlagener Rückhand-Volley beim Stand von 6:5 wird ihm lange im Gedächtnis bleiben ein Ball, den er normalerweise mit verbundenen Augen ins Feld spielt. Es wäre die 2:0-Satzführung gewesen für den Amerikaner, stattdessen drehte Federer den Spieß um und glich in Sätzen aus. Trotz dieses Tiefschlags leistete sich Roddick in den folgenden drei Sätzen fast keine Schwäche, verlor den dritten Durchgang erneut erst im Tie-Break, gewann den vierten und zwang Federer in einen dramatischen fünften Marathon-Satz. Ein Indiz für seine enorm starke Leistung. Insbesondere in seinen Aufschlagspielen war Federer das gesamte Match über machtlos das einzige Break, das dem Schweizer gelang, war das zum 16:14 Endstand im fünften Satz.
Rekordfinale in Wimbledon

Es war der längste fünfte Satz, der in der Open Era im Finale eines Grand Slam-Turniers gespielt wurde und gleichzeitig das Match mit den meisten Spielen in einem Wimbledon-Finale (77). Dass ausgerechnet Federer dieses Match bestritt und am Ende siegte, passt zu seinem Image des Rekordjägers. Nach seinem Triumph bei den French Open in diesem Jahr gehört nun auch er zum illustren Kreis derer, bestehend aus sechs Spielern, die alle Grand Slam-Turniere gewinnen konnten. Er ist der einzige Spieler, dem es gelang, dreimal bei drei Majors in einem Jahr zu siegen (04, 06, 07) und ebenfalls der einzige, der 20 Mal in ein Grand Slam-Endspiel einziehen konnte. Bis zum Wimbledon-Finale führte er diese Statistik gemeinsam mit Ivan Lendl an. Niemand außer Federer gelang es, fünfmal in Folge sowohl Wimbledon (03-07) als auch die US Open (04-08) zu gewinnen. Auch in der Liste der Spieler mit den meisten Titeln auf Rasen hat Federer durch seinen Erfolg in Wimbledon eine neue Bestmarke gesetzt: Der Schweizer hat jetzt elf Titel auf seinem Konto, Sampras brachte es in seiner Karriere auf zehn. Seinen bisher 237 Wochen an der Spitze der Weltrangliste, kann der 27-Jährige ab heute weitere folgen lassen. Durch die verletzungsbedingte Absage von Rafael Nadal verliert der Spanier nach dem Titelgewinn 2008 so viele Punkte, dass Federer wieder die Führung übernimmt. Knapp ein Jahr müsste sich der Schweizer noch auf der Pole-Position halten, um auch in dieser Statistik Spitzenreiter zu werden. Der Gejagte ist mit 286 Wochen übrigens wieder mal Pete Sampras…  

Felix Grewe
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