Andreas Mies, Jan-Lennard Struff

Hey Buddy: Sich immer wieder auszutauschen hilft, wie hier bei Andreas Mies und Jan-Lennard Struff bei den BMW Open in München. Bild: Imago

Die Magie des Doppels

Die Punktspielsaison im Freien ist vorbei. Zeit für eine Analyse. Meint zumindest unser Kolumnist Andreas Mies. Er fürchtet, seine Paradedisziplin, das Doppel, ist zu kurz gekommen. 

Die Punktspielsaison ist anno 2025 schon wieder Geschichte. Hand aufs Herz: Habt Ihr, liebe Medenspieler, alles dafür getan, dass nicht nur eure Einzel, sondern auch die Doppel klappen? Habt ihr manchmal gedacht ‚Hey, es steht 5:1, wir schenken die Doppel ab, sind eh nicht so wichtig‘? Doppel ist mein Spezialthema. Ich sehe mich als Botschafter fürs Doppel und ich glaube, es gibt auf deutschen Sandplätzen so viel Potenzial, das nicht ausgeschöpft wird.

Das Doppel hat keine gute Lobby

Wenn ich bei meinem Club Rot-Weiß Köln bin, schaue ich meinen Buddies bei den Punktspielen zu. Ich bin dann nicht der Profi, der um den Globus tourt, ich bin an der Basis. Ich trainiere mit den Jungs und gerade im Doppel haben wir Spaß ohne Ende. Das Problem in Deutschland – und das ist keine neue Erkenntnis: Die Doppel haben keine gute Lobby, weil immer zuerst mit den Einzeln begonnen wird.

Ich weiß nicht, wie oft ich das schon erzählt habe – auch Entscheidungsträgern: Fangt mit dem Doppel an! Ich bin in den USA Tennis-sozialisiert. Auf dem College beginnt man den Spieltag mit Doppel-Matches. Auch in der Bundesliga in Österreich spielt man erst drei Doppel und dann sechs Einzel. Die Einzel sind eh für jeden wichtig. Das ist die Königsdisziplin und das soll auch so bleiben, aber wenn man im Duett starten würde, wäre das Problem gelöst. Die Gewohnheit hierzulande ist leider stark ausgeprägt. Ich hoffe trotzdem, dass es sich künftig ändert.

Trainiert doppeltypische Situationen

Mein Appell lautet: Behandelt das Doppel nicht stiefmütterlich. Wenn ihr euch im Training auf die Plätze verteilt, sollte ein Court nur fürs Doppel sein. Das ist die Ouvertüre für das Punktspiel. Sätze sind gut, auch Tiebreaks sind super, aber trainiert auch konkret doppeltypische Situationen:

  • Gemeinsames Vorrücken ans Netz. Vorne eine Wand bauen, die Lücken so klein wie möglich halten.
  • Aufschlag und Return sind mit die wichtigsten Schläge. Stimmt euch mit dem Partner ab, wohin ihr serviert und wo der Netzmann hingeht.
  • Streut immer wieder Körperaufschläge ein, um den Gegner aus der Balance zu bringen.
  • Der Volley findet im Einzel oft nicht statt. Im Doppel erleichtert er das Leben. Übt ihn! Zwei Spieler stehen am Netz, zwei an der Grundlinie, danach Wechsel. Übt Reaktionsvolleys, indem ihr nah ans Netz geht und der Grundlinienspieler voll auf den Netzmann brettert.
  • Der Lob ist verpönt, gilt als Defensivschlag. Aber gerade wenn die Gegner zu dicht am Netz stehen, könnt ihr ihn taktisch einsetzen. Wenn sie weiter hinten sind, könnt ihr kurze Volleys oder Stopps spielen.
  • Der Cross-Return ist der Brot-und-Butter-Schlag, er muss sitzen, aber trainiert auch den Longline-Schuss, um den Netzspieler zu überraschen.

Setzt auf eingespielte Doppel

Wichtig ist auch, dass ihr mit einem Plan in den Spieltag geht. Entscheidet euch nicht erst nach den Einzeln, wer mit wem Doppel spielt. Setzt auf eingespielte Doppel. Klar muss man manchmal taktisch umstellen, aber auch Eventualitäten kann man planen. Der Rechtshänder muss nicht unbedingt auf der Einstand- und der Linkshänder auf der Vorteilseite spielen. Das beste Doppel der Welt, die Bryan-Brüder, sind das ideale Beispiel. Der Linkshänder Bob spielte auf der Einstand-, der Rechtshänder Mike auf der Vorteilseite.

Und noch etwas: Es gibt nichts Geileres, als zu zweit zu siegen. Der Fokus aufs Doppel lohnt sich also!