ATP World Tour Finals

Die Teilnehmer an den Nitto ATP World Tour Finals in London.

Mail aus London: Kein Nishikori, aber Nitto

Die ATP World Tour Finals haben seit diesem Jahr einen neuen Titelsponsor. Mit der Firma Nitto können sicherlich die wenigstens Tennisfans etwas anfangen. Zudem lässt sich die ATP noch nicht in die Karten blicken, wie der Turnierkalender ab dem Jahr 2019 aussehen wird. 

Im Grunde ist es bei allen wichtigen Turnieren auf der Tour das gleiche: Auf dem Court spielen die Stars in den kurzen Hosen und hinter den Kulissen basteln die Herren in den dunklen Anzügen an der Zukunft des globalen Tennis. In diesen Tagen treffen sich die Turnierdirektoren, um über alles zu reden, was im Circuit zurzeit eifrig diskutiert wird: Wie fällt das Fazit nach den Next Gen-Finals in Mailand aus? Was ist gut, was ist schlecht an den getesteten Regeln? Wie läuft es nach 2018 weiter? Welche Turniere werden auf-, welche abgewertet? Wie sieht überhaupt der künftige Kalender aus? Und was kann man machen, um die Massen künftig weiter für Tennis zu begeistern?

Wenn man die Tage in London bewertet, muss man zu dem Schluss kommen: Ein bisschen Innovation würde auch dem ATP-Finale nicht schaden. Seit 2009, als erstmals in der O2-Arena gespielt wurde, hat sich nicht so wahnsinnig viel geändert. Das animierte Herzschlagen Bum-Bum, Bum-Bum, Bum-Bum dröhnt immer noch durch die Halle, wenn eine Hawk-Eye-Entscheidung ansteht. Wuchtet ein Spieler einen unerreichbaren Aufschlag auf die andere Seite des Netzes, leuchtet nach wie vor „Ace“ in klirrend kalter Eisschrift auf. Und in den Pausen tauchen immer noch Fans auf dem riesigen Media-Würfel unter der Hallendecke auf und winken so hysterisch in die Kamera, als seien sie von einem Hollywood-Regisseur entdeckt worden.

Eher Discounter statt Luxusmarke

Das – sorry, liebe ATP – reißt einen nicht richtig vom Hocker, zumal bei der Musikauswahl die meisten Jugendlichen sagen würden: Hey, ich bin 18 und nicht 80!

Es gibt noch einen Fakt, der – sagen wir – gewöhnungsbedürfig ist. Der Titelsponsor heißt seit diesem Jahr Nitto. Überall auf den Banden prangt der Schriftzug. Das Turnier ist auch nicht das Masters, wie es früher einmal hieß. Eine Veranstaltung, bei dem der in den 80er-Jahren domestizierte Tennisfan allein bei dem Wort eine Gänsehaut bekam und an Schlachten von Jimmy Connors, John McEnroe, Ivan Lendl und Boris Becker denken muss. Nein, es sind die Nitto ATP-Finals.

Schreibt bitte nicht ATP-Finale, sondern Nitto ATP-Finals bläuen einem die Funktionäre der Herrentour vor Ort ein. Das Problem ist: Kein Mensch in der westlichen Hemisphäre hat vor dem Saisonabschluss jemals von diesem Unternehmen gehört. Nitto klingt ein bisschen wie der Discounter Netto, nicht gerade nach Luxusmarke. Aber wer weiß, was die Zukunft bringt? Miami war bis zum Jahr 2000 vor allem als „The Lipton” ein Begriff. Die Teemarke stand für Tennis im Sunshine State wie kaum etwas anderes.

Das ATP-Finale also demnächst als „The Nitto”? Aber was ist Nitto überhaupt? Eine japanische Firma, die in der Chemie-Industrie beheimatet ist, verrät Google. Venyl und Halbleiter herstellt, rund 32.000 Mitarbeiter hat und offensichtlich eine Menge Schotter verdient.

Zukunft des ATP-Kalenders noch ungewiss

Bei der ATP hat sich Nitto für vier Jahre als Titelsponsor verpflichtet. Bis 2020 läuft der Vertrag, mindestens so lange residiert die Veranstaltung in London. Laut ATP sind die Japaner begeistert von dem Turnier. Aber wenn man eins und eins zusammenzählt, kann die Intention der Manager aus Fernost nur eine gewesen sein: über den Namen Kei Nishikori, der im letzten Jahr noch in London spielte, die Bekanntheit des Unternehmens zu steigern.

Der ATP kann es egal sein. Sie wird von den Japanern ein paar Millionen überwiesen bekommen. Wen schert es da schon, dass keine eigene Marke herausgearbeitet wird?

Bis auf die Zahl 2020 als bisherige Endmarke für London steht übrigens noch gar nichts fest. Shanghai bekomme ein Neun-Tage-Turnier mit 96 Spielern, wird gemunkelt. Die Masters 1000-Events von Rom und Madrid sollen ähnlich aufgewertet werden. Ansonsten bleibe der „Große Wurf” aus.

Mag sein, dass man am Ende der Woche mehr erfährt. Andererseits: Dann stehen die Stars in den kurzen Hosen im Fokus. Der Weltmeister 2017 ist für den Fan dann doch interessanter als eine Firma namens Nitto oder ein Upgrade für Shanghai.jordan retro shoes mens release dates | air jordan 1 retro high og chicago white and black varsity red for sale