Dustin Brown und Benjamin Becker sind ausgeschieden

Mail aus Wimbledon: Kyrgios vs. Brown – das Popcorn-Match

Teilweise wirkte es skuril, irreal, völlig gaga. Weil beide Spieler auf den Ball droschen, wie andere es nicht mal im Training tun. Weil Bälle klappten, die eigentlich unmöglich sind. Aber das war kein Training. Das war die zweite Runde in Wimbledon, Court No. 2. Etwa 4.000 Zuschauer passen drauf und die bekamen die Show ihres Lebens geboten. Ein Match, das es verdient hätte, ein Viertelfinale zu sein. Ein Match, das auch in Las Vegas hätte stattfinden können, beim Cirque du Soleil oder bei der IPTL, der Asienliga, wo die beiden in letzten Jahr fürs gleiche Team spielten und Freunde wurden.

Bad Boy Kyrgios

Alles andere als freundlich war Bad guy Kyrgios fast zwei Sätze. Er bepöbelte seinen Anhang in der Box, schüttelte ständig mit dem Kopf, führte Selbstgespräche. Ein Irrer wie John McEnroe in seinen besten Zeiten. Den dritten Satz gab er mit einem Doppelfehler ab, den er mit 127 Meilen pro Stunde fast an Browns Grundlinie drosch.

Auch Scott Wittenberg, Browns Trainer, sieht das eine Stunde nach der Partie so. Der Amerikaner sitzt auf einem Teakholzstuhl auf dem Rasen in der Players Area. Das Spiel hat ihn aufgewühlt. „Wir werden erst morgen genau analysieren. Jetzt ist nicht der Moment“, sagt er. Die Qualität des Matches fand auch er unglaublich hoch. „Das Problem ist“, sagt Wittenberg, der das Match auf den Rängen mit Browns Doppelpartner Jan-Lennard Struff verfolgt hat, „Kyrgios lässt dir keine Luft zum Atmen. Er schlägt so gut auf, du kannst ihn eigentlich nicht breaken. Du bist immer unter Druck, den eigenen Aufschlag durchzubringen.“