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Gala Leon Garcia wird Davis Cup-Coach in Spanien – ja und?

Die Ernennung von Gala Leon Garcia zur Davis Cup-Teamchefin löst in Spanien eine Sexismus-Debatte aus. Komisch, dass sich nie jemand aufregt, wenn ein Mann eine Fed Cup-Mannschaft betreut.

Irgendwann landet man dann doch bei den alten Klischees, ob man will oder nicht: Och, diese Spanier, das sind eben unverbesserliche Machos, deren Mädels an ihrer Seite vor allem hübsch aussehen und sonst den Mund halten sollen. Ja, ja, das ist gemein und sehr, sehr pauschal. Aber auch wenn man sich dagegen sträubt, alte Vorurteile zu bemühen: Das, was gerade im spanischen Tennis abläuft, untermauert das Bild vom „Hombre“, der alles besser kann und sich in seiner Ehre gekränkt fühlt, wenn eine „Chica“ in eine seiner Domänen einbricht.

Gala Leon Garcia ist nach dem Rücktritt von Carlos Moya Spaniens neue Davis Cup-Teamchefin. Sie soll 2015 die jüngst in Brasilien abgestiegene Mannschaft zurück in die erste Liga führen. An dieser Personalie hat sich nun eine öffentliche Debatte entzündet, die sich nur mit einem Wort beschreiben lässt: unwürdig. In spanischen Medien werden Profis anonym zitiert („Ich kann einfach nur lachen, ich kann das nicht verstehen“ oder „Das ist traurig, der Verband will uns wohl verarschen“), renommierte Trainer wie Toni Nadal melden sich zu Wort („Es ist seltsam, dass es eine Frau ist. Mir gefallen die einfachen Dinge, und ich glaube, am einfachsten wäre es gewesen, wenn es ein Mann geworden wäre“) und andere wie Ex-Profi Thomas Carbonell, der früher selbst Davis Cup-Kapitän war, sprechen von „einer Provokation“.

Warum diese Aufregung? Frauen in aller Welt leiten Regierungen, Konzerne, Start-Ups, Verteidigungsministerien, Fussball-Zweitligapartien – und auch Sportmannschaften. Klar, bisher vor allem Damenteams. Umso bedeutender ist es, dass nun eine Frau in so einer verantwortungsvollen Position steht. Gala Leon Garcia könnte zur Symbolfigur des Tennissports, vielleicht sogar des gesamten Sports werden. Aber ihre Landsleute machen ihr schon vor dem Start die Hölle heiß.

Gala Leon Garcia hat den richtigen „Stallgeruch“

Man kann verwundert sein, von einer überraschenden Wahl sprechen und ihre Qualifikationen für diesen Job hinterfragen, natürlich. Ihre Ernennung aber anzuprangern, nur weil Gala Leon Garcia eine Frau ist, ist steinzeitlich. Das gibt öffentlich zwar niemand zu, aber es schwingt in allen Statements mit. Dabei brechen überall die klassischen Geschlechterrollen weg – im Job, in der Familie, in der gesamten Öffentlichkeit. Außerdem regt sich kein Mensch auf, wenn sich ein Mann um eine Fed Cup-Mannschaft kümmert. Das ist völlig normal. Niemand fragt dann, wie eigentlich das Problem mit den Besprechungen in den Umkleiden gelöst wird, was plötzlich in Spanien allen Ernstes thematisiert wurde, als die Neubesetzung bekannt wurde. Warum kann es nicht auch normal sein, wenn eine Frau ein Davis Cup-Team coacht?