Tennishölle

Buch „Tennishölle”: Die härtesten Seiten des Tennis

Daniel Duhr, Autor des Buches „Tennishölle – Serve-and-Volley an die Theke”, spricht im Interview darüber, warum Tennis der schnellste Weg in die Psychiatrie ist.

Unzensiert und ungeniert, höllisch böse und so lustig, dass das Zwerchfell noch vor der Bespannung reißt. Im ersten Buch über Amateurtennis schreibt Autor Daniel Duhr über Medenspiele mit Stammtisch-Atmosphäre, Ballwände aus Beton und aus Fleisch und Blut, Pseudo-Psychoanalysen verschiedener Spielertypen, Mental-Scharmützel auf und neben dem Court, das heilige Winter-Abo, jede Menge liebevoll eingestreute Netzroller und noch mehr Sehr-unforced-errors. Im Interview erzählt der Tennisspieler, Tennisfan und Sportjournalist, warum Tennis der schnellste Weg in die Psychiatrie ist, wieso Mondbälle auf der Erde nichts zu suchen haben und weswegen die Uhr in der Kellerbar schneller läuft, wenn Karsten Braasch zu Gast ist.

Bücher über Tennis gibt es jede Menge. Über die Geschichte, Biografien, über Tennistraining. Was hat Sie getrieben, ausgerechnet über Amateurtennis zu schreiben?

Ich spiele selbst Tennis und habe viele Jahren als Journalist, vor allem auch im Lokalsport, über die unteren Ligen berichtet. Das Amateurtennis kenne ich in- und auswendig. Außerdem hatte ich schon immer eine Vorliebe für Glossen. Und in gewisser Weise ist die Amateurtennis ja eine einzige Glosse. Ich habe so viele harte, also völlig verrückte, skurrile und witzige Geschichten auf und neben dem Court gesehen, die wir uns auch Jahre später noch im Clubhaus erzählen. Da hat sich so viel Stoff angesammelt – das muss raus! Was sich hier abspielt, ist so absurd, so „schlecht-gut“ – das gab es noch nie in einem Tennisbuch.

124 Seiten über unterklassiges Tennis – müssen wir das wirklich lesen?

Nein. Aber wer Tennisfan ist, wer Tennis spielt und lebt, der wird die Tennishölle lieben. Und sich und seine Vereinskollegen definitiv auch im ein oder anderen Kapitel wiederfinden. Ob als „Klopper“, der seine Rackets auch per Hand bespannen könnte, als „Ballwand“, der seit gefühlt 20 Jahren keinen eigenen Fehler mehr gemacht hat, oder als Provokateur, der auch gerne mal von unten serviert und die gegnerischen Aufschläge an der T-Linie annimmt.

Sie schreiben also über das wahre Leben eines Tennisspielers?

Man könnte denken, ich erzähle Geschichten. Das Schreiben selbst hat deswegen aber auch so unfassbar viel Spaß gemacht, weil ich nichts dazu dichten musste. Denn es ist alles so oder so ähnlich passiert. An manchen Stellen ist das kaum zu glauben. Aber die Tennishölle beschreibt nichts als die Wahrheit. Vielleicht musste ich mir so manches schräge Ereignis auch von der Seele schreiben. Als Teil meiner persönlichen Verarbeitung des ein oder anderen Medenspiels.

„Tennishölle: Serve-and-volley an die Theke“ – was erwartet den Leser?

Es ist das erste Buch auf dem Markt über Amateurtennis überhaupt. 124 Seiten über das Besondere des Amateurtennis. Über die Atmosphäre, die Faszination. Über Vereinsleben und Mannschaftsgeist. Über die einzelnen Spielertypen, ihre Marotten, über die unglaubliche Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit und die noch unglaublichere technische Lücke, sobald mal ein Ball auf der Rückhandseite ankommt.

Lustige Geschichten und verrückte Dinge haben vermutlich die meisten Tennisspieler schon erlebt. Sie sind dennoch der erste, der ein Buch darüber geschrieben hat. Wie kam es dazu?

Ich habe schon drei Bücher über Amateurhandball geschrieben. Sie alle sind Handball-Bestseller geworden. Das hat unglaublich viel Spaß gemacht, weil ich selbst auch sehr gerne Handball spiele. Da ich aber ebenso auch mit dem Tennisschläger in der Hand großgeworden bin, folgt jetzt auf die Handballhölle die Tennishölle. Und ich bin mir sicher, dass auch da sehr viele Tennisspieler ein paar lustige Stunden beim Lesen haben werden.

Sie nehmen gewissermaßen ja auch Ihre eigenen Tennis-Kollegen ganz schön aufs Korn. Können Sie es denn besser?

Besser als die Jungs in meiner Winterabo-Runde? Ja. Gut? Nein. Auch ich hau mir manchmal beim Aufschlag vors Schienbein, zeige drei Doppelfehler in Serie oder jage eine simple Vorhand mal auf den Nachbarplatz. Wer mein Buch liest und mich kennt, wird also auch viele autobiografische Züge erkennen.

Mit Mischa Zverev haben Sie einen der bekanntesten Namen im deutschen Tennis für das Vorwort Ihres Buches gewinnen können. Wie kam die Verbindung zustande?

Über Silvio Heinevetter, den Handballtorwart. Er kennt die Zverevs. Und da ich ihn über die Handballhölle-Bücher kennen- und schätzengelernt habe, hat er uns connected. Mischa war super entspannt und bodenständig, hatte sofort Bock, das Projekt zu unterstützen. Ein sehr sympathischer Mensch.

Was gefällt Ihnen am Amateurtennis am besten?

Dieser schmale Grat zwischen purer Freude nach dem Gewinn des Tiebreaks und blankem Entsetzen, wenn der Gegner den dritten Netzroller abgeliefert hat. Tennis ist der schnellste Weg in die Psychiatrie, ganz sicher. Aber es ist eben auch Freizeit, Spaß, Bewegung an der frischen Luft, Technik und Taktik – zumindest, wenn ich im Fernsehen zuschaue. Außerdem ist Tennis Geselligkeit pur. Nicht umsonst ist das Clubhaus oft besser besucht als die Plätze selbst.

Was mögen Sie nicht am Tennis?

Mondbälle. Und Spieler, die Mondbälle spielen. Mit denen komme ich erst beim Bierchen nach dem Spiel wieder zurecht.

Ihr schwierigster Moment beim Schreiben?

Das exklusive Bonusinterview mit Karsten „Katze“ Braasch. Das ist sozusagen ein Bonuskapitel im Buch. Ich wollte es perfekt schreiben, um ihm auch gerecht zu werden. Dabei verkrampft man schnell. Irgendwann habe ich dann einfach unseren Abend, bei dem das Interview entstanden ist, runtergeschrieben. Dann lief es.

Ein Abend mit Karsten Braasch, dem deutschen Doppelspezialisten der Neunziger Jahre, klingt interessant …

Das war ein toller Abend. Ich bin sehr dankbar, Karsten kennengelernt zu haben. Ein super Typ. So normal. Und die Geschichten, die er in der kleinen Kellerbar, in der wir gesprochen haben, erzählt hat. Irre. Da ist die Zeit noch schneller gelaufen, als „Katze“ einst zu seinen besten Zeiten.

Warum sollen die Leute Ihr Buch lesen?

Sie können es auch nur kaufen. Nein, Spaß. Mir ist sogar lieber, sie lesen es, als dass sie es kaufen. Denn das Lachen der Tennisspieler ist die wertvollere Währung. Das motiviert, treibt an, einen zweiten Teil zu schreiben. Die Leser sollen einfach eine gute Zeit haben und sich amüsieren. Über ihren Sport. Über Tennis. Und ein Stück weit sicher auch über sich selbst.

Weitere Informationen gibt es auf www.tennishoelle.de.

Daniel Duhr

Daniel Duhr hat einen humorvollen Ratgeber rund ums Amateurtennis geschrieben.

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