MADRID OPEN TENNIS 2025. WTA. PEGULA v LYS.

Deutsche Aufsteigerin: Ab dem 13. Juli wird Eva Lys in ihrer Heimatstadt Hamburg spielen. Bild: IMAGO / Alterphotos

Eva Lys im Interview: „Es ist für mich wichtig, weiter laut zu bleiben“

Eva Lys schoss 2025 in der Weltrangliste nach oben. Sie freut sich nun erst auf Wimbledon und dann auf ihr Heimturnier in Hamburg. 

Endlich wieder nach Hause kommen! Eva Lys wird bei den MSC Hamburg Ladies Open (13. bis 20. Juli 2025) vor heimischem Publikum im Tennisstadion am Rothenbaum aufschlagen. Die 23-jährige Hamburgerin zog zu Beginn des Jahres bei den Australian Open erstmals in ihrer Karriere sensationell ins Achtelfinale eines Grand-Slam-Turniers ein und ist die deutsche Senkrechtstarterin im Jahr 2025. Ab dem heutigen Mittwoch bereitet sie sich nun in Wimbledon auf das dritte Grand-Slam-Turnier des Jahres vor – dann wartet schon Hamburg! Vor ihrem Heimspiel äußert sich Eva Lys in einem ausführlichen Interview über Erreichtes, Erarbeitetes, Erträumtes und ein echtes „Family Business“.

Frau Lys, blicken wir kurz zurück: 2025 ist gerade zur Hälfte um, aber ist für Dich schon jetzt das erfolgreichste Jahr Deiner Karriere – wie blickst Du vor allem auf das zurück, was in Australien passiert ist, als Du in Melbourne als „Lucky Loserin“ Dein erstes Achtelfinale bei einem Grand-Slam-Turnier erreicht hast?
Die Australian Open haben den kompletten Verlauf meiner Karriere verändert. Seitdem ist alles anders, ich kann andere Turniere spielen und spiele gegen die, zu denen ich immer aufgeschaut habe. Ich habe ein paar Monate gebraucht, um in dieser neuen Realität anzukommen. Mein größtes Ziel war immer, in den Hauptfeldern der Grand Slams zu sein. Das bin ich nun. Natürlich hat sich in gewisser Weise mein Standing verändert. Die eine oder andere gute Trainingspartnerin ist auch dazu gekommen.

Bei den Australian Open wurde Dir der Spitzname „Lucky Lys“ verpasst. Gefällt der Dir noch?
Natürlich möchte ich diesen Spitznamen irgendwann ablegen. Doch ich verbinde damit sehr gute Erinnerungen, bin also die letzte Person, die sich darüber beschweren wird. Sicher hatte mein Lauf ins Achtelfinale in Australien viel mit Glück, aber vor allem auch mit harter Arbeit zu tun. Ich habe mir das verdient. Ich habe darauf 15 Jahre hingearbeitet.

Wenn Du Deine sportliche Entwicklung in diesem Jahr betrachtest: In welchen Bereichen hast Du Dich weiterentwickelt, und wo siehst Du das größte Potenzial?
Natürlich gibt es noch viel zu verbessern, aber nun bin ich auch stolz auf das, was ich die vergangenen Monate geleistet habe. Ich muss noch mehr Spielpraxis auf dem Level sammeln. Konstant gegen die Top 20 der Welt zu spielen, da hatte ich teilweise zu viel Respekt vor den Gegnerinnen. Ich dachte im Kopf immer noch, ich wäre die Spielerin aus dem letzten Jahr, obwohl das Ranking plötzlich anders ist.

Du bist durch Deinen Aufschwung nun auch eine Führungsspielerin für Deutschland im Billie-Jean-King-Cup. Wie gehst Du mit dieser Verantwortung um?
Das ist eine positive Verantwortung. Ich fühle mich sehr wohl in dieser Position. Wie Billie Jean King gesagt hat: pressure is a privilege, also Druck ist ein Privileg. Ich mochte den Spruch nie, aber ich werde nun damit konfrontiert, mit dem Druck umzugehen.

 

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Wimbledon steht quasi unmittelbar vor der Tür. Wie wohl fühlst Du Dich mittlerweile auf Rasen, und welche Erwartungen hast Du an das Turnier in London?
Im vergangenen Jahr war ich erstmals auf der Anlage. Und diese Anlage übertrifft deine Vorstellung. Es hat dort ein Flair wie kein anderes Turnier. Eine Tradition, die immer weiter geht. Rasen ist ein sehr schwieriger Belag. Aber ich weiß, dass ich mich auf Rasen wohlfühlen kann. Ich werde versuche, da mit wenig Erwartungen reinzugehen.“

Nach Wimbledon kommst Du dann im Juli direkt zu Deinem Heimturnier an den Rothenbaum. Was bedeutet es Dir, als Hamburgerin in Hamburg aufschlagen zu dürfen?
Heimturniere machen etwas mit einem. Ich glaube, dass in meiner Heimatstadt die Zuschauer auf meiner Seite sein werden. Und hier haben meine Freunde die Gelegenheit, mich live spielen zu sehen. Es ist für mich eines der schönsten Turniere des Jahres. Ich habe die Turniere hier immer verfolgt, liebe die Atmosphäre und die Zuschauer. Außerdem merkt man generell, dass es einen echten Tennisboom gibt.

Dein Vater fungiert auch als Dein Coach. Inwieweit denkst Du daran, Dein Team noch zu erweitern und noch mehr zu professionalisieren?
Ich plane auch die nächsten Jahre mit meinem Vater als Coach. Aber wir sind sehr offen für neue Impulse. Es ist wichtig, auch aus der Komfortzone rauszugehen. Man kann mein Spiel von vielen Perspektiven sehen. Aber wir achten auch darauf, wen wir in unseren engeren Kreis lassen.

So spricht der Familienmensch Eva Lys!
Genau. Ich bin ein ganz großer Familienmensch. Wenn meine Familie mir nicht jeden Tag helfen würde, dann würde ich hier nicht sitzen. Das ist ein Family Business. Meine Geschwister sind meine besten Freundinnen.

Wie sehen Deine Planungen für die zweite Jahreshälfte aus und welche Ziele hast Du Dir gesteckt?
Die MSC Hamburg Ladies Open finden ja bereits in der zweiten Jahreshälfte statt. Natürlich ist es ein Ziel, mal in Hamburg zu gewinnen. Außerdem habe ich noch nie so ein Pensum wie in diesem Jahr absolviert. Und ich habe körperlich so viel gearbeitet wie noch nie, bin schneller, kräftiger und stabiler geworden. Ich habe ein neues Fitness-Level erreicht. Das sieht man mir auch an. Da muss ich mir mal selbst auf die Schulter klopfen, darauf bin ich stolz.

Nachwuchsspielerinnen schauen inzwischen zu Dir auf. Welche Werte willst Du vorleben – auf dem Court und außerhalb?
Ich will meine Plattform nutzen und finde es gut über Themen zu sprechen, die sich andere nicht trauen. Ich bin mit Coco Gauff befreundet, die in diesem Jahr die French Open gewonnen hat. Sie positioniert sich auch zu Punkten, die ihr wichtig sind. Ich finde es generell toll, wenn Frauen rausgehen und sich für ihr Ding einsetzen. Es ist für mich weiterhin wichtig, laut zu bleiben. Auch bei Widerständen gilt: stark bleiben und den Mund aufmachen.

Zum Abschluss: Welche Schlagzeile würdest Du gerne einmal über Dich lesen?
Eva Lys begeistert die Jugend für das Tennisspiel!

Tickets für die MSC Ladies Hamburg Open gibt es hier!