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BLICK IN DIE ZUKUNFT DER US OPEN: Das neue Gebäude für die Profis im Nordwesten und der umgestaltete Eingang zum Arthur Ashe-Stadion sollen 2027 fertig sein. Bild: USTA

Große Renovierung bei den US Open: Facelifting für Flushing Meadows

Mehr Raum, mehr Luxus: Die US Open rüsten sich für die Zukunft und investieren in den nächsten Jahren 800 Millionen Dollar in den Umbau ihrer Anlage. Was sich alles verändern wird. 

Als am Abend des 25. August 1997 das Arthur Ashe-­Stadium in New York feierlich eröffnet wurde, betrat Whitney Houston das riesige Rund, griff zum Mikrofon und sang den Gänsehaut-Song „One Moment in Time“. Auf dem Court standen 38 US Open-Champs in Reih und Glied und hörten andächtig zu, unter ihnen auch Boris Becker und Steffi Graf. Manche sangen mit, andere wischten sich verstohlen Tränen aus den Augen. Als das Lied endete, wurde ein riesiges Feuerwerk gezündet.

Dieser Abend läutete eine neue Ära nicht nur der US Open, sondern des gesamten Tennissports ein. Mit seinen damals 22.547 Sitzen hatten die US Open die größte Tennisbühne der Welt geschaffen (Baukosten: 254 Millionen Dollar). Insbesondere die Night-Sessions im „Ashe“ sollten legendär werden.

2013: 550 Millionen Dollar für die US Open

In den Folgejahren bekam das Stadion mehr Sitze (aktuell sind es 23.771) und ein Dach, nachdem man in den 2010er-Jahren aufgrund schwieriger ­Wetterverhältnisse mehrmals das Herrenfinale auf den Montag verlegen musste. 2013 gab der US-Verband USTA grünes Licht für ein 550 Millionen Dollar teures Renovierungsprogramm der gesamten Anlage. 150 Millionen Dollar wurden allein in die Dachkonstruktion investiert, die 2016 schließlich fertig wurde.

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PRACHTSTÜCK: Das neue „Players Performance Center“ der US Open bietet auf vier Etagen jede Menge Platz für die Profis und deren Begleitpersonen.Bild: USTA

Nun steht die nächste Renovierung an, denn der Beton-Koloss im New Yorker Stadtteil Queens ist in die Jahre gekommen. War das Arthur Ashe-Stadium bei seiner Einweihung 1997 noch „State of the Art“, entspricht es nun nicht mehr den heutigen Erfordernissen. Die Gänge sind zu schmal und dunkel, es gibt zu wenige sanitäre Anlagen und auch die Möglichkeiten, im Stadion nicht nur Snacks auf die Hand zu bekommen, sondern zum Essen in Restaurants Platz zu nehmen, sind arg limitiert.

Bis 2027: 800 Millionen für die US Open

In den nächsten drei Jahren wird deshalb das Areal einer umfassenden, 800 Millionen Dollar teuren Verschönerung unterzogen, die Fans und Profis gleichermaßen zugutekommen soll. Das Projekt wird die USTA komplett selbst finanzieren, Steuergelder sind nicht nötig. Der US-Verband ist dank der US Open äußerst kapitalstark. Laut dem Finanzbericht der USTA spülten allein die US Open 2024, die erstmals von mehr als einer Million Fans besucht wurden, fast 560 Millionen Dollar in die Verbandskasse.

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WELCOME! Allein der Eingangsbereich das neuen Spieler-Centers ist schon ein Hingucker. 250 Millionen Dollar investiert die USTA in den Neubau.Bild: USTA

Das Wettrüsten der vier Grand Slam-Turniere geht also in die nächste Runde. Die Australian Open pumpten in den letzten Jahren mehr als 600 Millionen US-Dollar in den Ausbau ihrer Anlage, inklusive der 2022 neu errichteten Kia Arena. Wimbledon hofft weiterhin auf den großen Ausbau mit 38 neuen Courts – um endlich die Qualifikationswoche in den All England Club zu holen. Und Roland Garros hat 2024 den Court Suzanne-Lenglen überdachen lassen, schon 2019 wurde der neue Court Simonne-Mathieu mit 5.000 Sitzen eingeweiht. Die US Open, jahrelang Taktgeber im Konzert der großen Vier, wollen den Anschluss nicht verpassen und sich fit für die Zukunft machen.

„Für die nächsten 25 Jahre gerüstet!“

„Dieses Projekt ermöglicht es uns, die größte Bühne des Tennissports zu erhalten, die vor mehr als 25 Jahren gebaut wurde, und sie so zu modernisieren, dass sie für die nächsten 25 Jahre gerüstet ist“, sagte USTA-Geschäftsführer Lew Sherr im Mai 2025, als die USTA-Pläne erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Die Profis sollen, laut Sherr, einen „einzigartigen Raum“ und „mehr Luxus abseits des Platzes“ genießen.

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WARM-UP-AREA DER EXTRAKLASSE: Auch die Aufwärm- und Fitnesseinrichtungen im „Players Performance Center“ bieten viel individuellen Raum. Zusätzlich gibt es draußen noch eine Laufbahn und Kunstrasenplätze zum Ballspielen.Bild: USTA

Tatsächlich wird es neben den Umbaumaßnahmen im großen Arthur Ashe-­Stadium auch einen kompletten Neubau geben: Das „Player Performance Center“ wird auf dem bisherigen Parkplatz am nördlichen Ende des Geländes hinter den Trainingsplätzen entstehen. Es wird vier Stockwerke umfassen, erheblich erweiterte Umkleideräume beherbergen, dazu üppige Aufwärmbereiche und zusätzliche Restaurants und Speisesäle.

US Open; Immer mehr Begleitpersonen

Bislang halten sich die Profis mit ihrer Entourage in den Katakomben des Ashe-Stadions sowie in einem Anbau an der Westseite auf. Diese Räumlichkeiten sind aber mit der Zeit zu klein geworden. Der Grund: Die Teams der Spieler und Spielerinnen werden immer größer. 2024 akkreditierte die USTA knapp 3.000 Begleitpersonen der Profis – so viele wie noch nie. Bei der Vorstellung der Pläne witzelte John McEnroe, den die USTA für das Event eingeladen hatte: „Zu meiner Profizeit hätten wir nur gesagt, was zur Hölle das alles soll. Wir hatten damals Bierfässer bei uns in den Umkleiden.“

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SCHMUCKSTÜCK: Ein riesiges ­Stahlmedaillon ziert künftig den Eingang zum Arthur Ashe-Stadion. Star-Architekt Daniel Libeskind hat die Konstruktion entworfen.Bild: USTA

Die größte direkt sichtbare Veränderung am Ashe-Stadium wird den Eingangsbereich betreffen. Dort wird ein überdimensioniertes, von Stararchitekt Daniel Libeskind entworfenes, Stahlmedaillon entstehen. Es wird den südlich davon gelegenen Springbrunnenplatz überstrahlen, auf dem sich die Fans während des Turniers tummeln. Noch weiter südlich ragt dann der riesige Globus empor, eine Attraktion der Weltausstellung von 1964. Den Weltausstellungen von 1940 und 1964 ist übrigens die Entstehung des Begriffs „Flushing Meadows“ zu verdanken.

Woher der Name „Flushing Meadows“kommt

Das ehemalige Sumpfgebiet wurde in den 1930er-Jahren trockengelegt, um eine Parklandschaft für die Weltausstellungen entstehen zu lassen. Der „Flushing Meadows Corona Park“, im Volksmund „Flushing Meadows“, wurde nach den beiden angrenzenden Stadtteilen Flushing und Corona benannt. Inmitten liegt das USTA Billie Jean King National Tennis­-Center mit dem Arthur Ashe Stadium. Seit 1978 werden hier die US Open auf Hardcourt ausgerichtet.

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LUFTIG UND EDEL: Für das Design der neuen Räumlichkeiten im Ashe-Stadion ist Garrett Singer verantwortlich, der für die Gestaltung vieler der angesagtesten Restaurants und Clubs in den USA bekannt ist.Bild: USTA

Die Anlage hat sich seitdem massiv verändert, natürlich. Und auch die jüngsten Umbaupläne werden „Flushing Meadows“ ein frisches Facelifting verpassen. Neben den offensichtlichen Veränderungen wird das Ashe-Stadium vor allem für besser betuchte Zuschauer attraktiver gestaltet. Zwei Bereiche mit Luxussuiten sowie zusätzliche Speise- und Clubbereiche werden 2.000 neue Sitzplätze bieten, wodurch die Zahl der teuersten Plätze im Stadion von 3.000 auf 5.000 steigt.

Für die Veranstalter ist das ein lukratives Geschäft: Wie bei vielen Premium-­Sportveranstaltungen sind auch bei den US Open die teuersten Tickets am gefragtesten, einschließlich der Plätze am Spielfeldrand, die mehr als 1.000 Dollar kosten. Wer obendrauf noch eine gehobene Bewirtung wünscht, zahlt locker das Zwei- bis Dreifache. Die ­„Eventisierung“ des Sports – sie schreitet ungebremst voran, in New York sowieso.

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BITTE PLATZ NEHMEN! Im Arthur Ashe-Stadium werden vor allem mehr ­Luxussitze installiert. Insgesamt sollen Gänge, Treppen und Promenaden ­breiter werden, um mehr Platz für alle Fans zu generieren.Bild: USTA

Durch die Erweiterung der Luxusbereiche werden etwa 2.800 Plätze im mittleren Bereich des Ashe-Stadiums wegfallen. Dort kosten die Tickets zwischen 200 und 600 Dollar. Für alle, die die eher günstigen Eintrittskarten in den oberen Rängen kaufen, soll es bessere Zugänge geben. Dafür werden die Promenaden verbreitert, neue Aufzüge installiert und die Rolltreppen modernisiert.

Zu den US Open 2027 soll alles fertig sein

Die nach USTA-Angaben „größte Einzelinvestition in der Geschichte der US Open“ zieht einen in drei Phasen eingeteilten Bauplan nach sich. Phase eins hat bereits begonnen, wird aber die US Open 2025 vom 24. August bis 7. September nicht behindern. Phase zwei beginnt nach dem 2025er-Turnier, Phase drei schließt sich den US Open 2026 an. Es soll nie zu Beeinträchtigungen des Spielplans oder des Fanvergnügens kommen. Zu den US Open 2027 soll dann alles fertig sein – pünktlich zum 30-jährigen Jubiläums des großen Arthur Ashe-Stadiums. Auch dann wird es sicherlich wieder einen großen Show-Act mit etlichen Tennis-Stars geben.