Wimbledon Championships 2024, AELTC, Day Six, London, UK – 06/07/2024

Entgegen anders lautenden Gerüchten in polnischen Medien will Iga Swiatek auch 2025 in Wimbledon an den Start gehen. Bild: IMAGO / IPS

Iga Swiatek: „Ich werde Wimbledon auf keinen Fall auslassen“

Iga Swiatek spielt eine für ihre Verhältnisse schlechte Saison. Nun widersprach sie aber vehement Gerüchten, dass sie die Rasensaison canceln würde.

Es war eine Demontage, wie man sie selten gesehen hat. Iga Swiatek, Herrscherin auf den Sandplätzen dieser Welt während der letzten Jahre, wurde im Halbfinale von Madrid regelrecht vorgeführt. 1:6, 1:6 verlor sie krachend gegen Coco Gauff. Auf Sand hatte die Polin zuvor eine makellose Bilanz gegen das US-Girl: 5:0 Siege, 10:0 Sätze. Gauff sagte anschließend im Sieger-Interview: „Vielleicht war es nicht ihr bestes Niveau, aber ich glaube, ich habe sie heute in einige unangenehme Positionen gezwungen.“ 

Schon in den Matches zuvor zeigte die Titelverteidigerin aber ungewohnte Schwächen. Gegen Alexandra Eala, Diana Shnaider und Madison Keys brauchte sie jeweils drei Sätze. In manchen Spielabschnitten wirkte sie komplett verunsichert und eingeschüchtert. Gegen Gauff erreichte sie dann ihren vorläufigen Tiefpunkt einer für sie bislang schlechten Saison. „Ich weiß nicht, ob es ein schlechtes Spiel war oder ob es etwas anderes ist“, sprach Swiatek ratlos in die Mikrofone.

Iga Swiatek 2025: Noch kein Turniersieg

2025 gewann Swiatek noch kein Turnier. Selbst ein Finale erreichte sie noch nicht. Bei den Australian Open, in Doha, Indian Wells und eben Madrid scheiterte sie jeweils im Halbfinale. Was man ihr zu Gute halten muss: Bei allen sieben Turnieren, die sie 2025 bislang gespielt hat, kam sie stets mindestens bis ins Viertelfinale. Allerdings ist das nicht ihr eigener Anspruch als absolute Weltklassespielerin. Natürlich geht es ihr um Titel.

Swiatek kassierte 2025 schon einige bittere Niederlagen – nicht nur gegen Gauff in Madrid. In Stuttgart zum Beispiel verlor sie auf Sand gegen Angstgegnerin Jelena Ostapenko, die nun sechs von sechs Duellen für ich entscheiden konnte. Zweimal scheiterte sie 2025 schon an Teenagerin Mirra Andreeva. Und in Miami musste sie eine völlig überraschende Pleite gegen „Nobody“ Alexandra Eala hinnehmen. Erstaunlich auch: 2025 gab es bislang noch kein Match zwischen Swiatek und Aryna Sabalenka, der unangefochtenen Nummer eins im Damentennis. Der Grund ist aber logisch: Swiatek verliert immer zu früh, während Sabalenka 2025 schon sechs Endspiele erreichte, von denen sie drei gewann.

Spätestens nach dem Aus in Madrid wurde deutlich, dass irgendwas bei Iga Swiatek nicht stimmt. Schnell machte in den polnischen Medien eine private Nachricht die Runde: Kurz vor dem Start in Madrid war Swiateks geliebter Großvater gestorben. Das bestätigte später auch ihr Management. Die 23-Jährige stand ihrem Opa sehr nahe und nahm vor ihrer Reise nach Spanien auch an der Beerdigung teil. „Wenn er nicht gewesen wäre, wäre ich nicht hier“, hatte Swiatek im Januar bei den Australian Open gesagt und dabei ein Kameraobjektiv mit einer Grußbotschaft für ihren Opa signiert.

Iga Swiatek: Rasen ist ihr schlechtester Belag

Polnische Websites nahmen die sich abzeichnende Krise schließlich zum Anlass für einige Spekulationen. So wurde berichtet, dass Swiatek die komplette Rasensaison streichen würden, inklusive Wimbledon. Die Weltranglistenzweite würde erst kurz vor den US Open 2025 auf die Tour zurückkehren. Komplett aus der Luft gegriffen war dieses Szenario nicht: Swiatek beklagte sich schon oft öffentlich über den zu langen und zu fordernden Turnierkalender. 2024 spielte sie nur ein Turnier auf Gras: Wimbledon. Rasen ist zudem ihr schlechtester Belag. Ihr bestes Resultat in Wimbledon ist der Viertelfinaleinzug von 2023. Allerdings: Als Juniorin gewann Swiatek 2018 in Wimbledon den Nachwuchs-Titel.

Beim aktuell laufenden Turnier Rom, bei dem Swiatek ebenfalls als Titelverteidigerin antritt und das sie schon dreimal gewann, nahm sie auf einer Pressekonferenz nun Stellung zu den Mutmaßungen. „Du solltest so was nicht glauben“, riet sie  einem Journalisten, der sie auf die Gerüchte ansprach. Das Ganze entspreche einfach nicht der Wahrheit, wie so viele Sachen, die sie in den letzten Tagen über sich habe lesen müssen.

„Ich verstehe das nicht. Es gibt im Moment so viele Theorien, vor allem in den polnischen Medien, über mich, die nicht wahr sind“, kritisierte Swiatek. Schließlich stellte sie klar: „Ich werde Wimbledon auf keinen Fall auslassen. Ich möchte wirklich lernen, wie man auf Rasen besser spielt. Jedes Jahr ergibt sich eine neue Chance und ich werde natürlich in Wimbledon spielen – es sei denn, ich bin verletzt.“

Iga Swiatek: „Oft die falsche Entscheidung getroffen“

Swiatek beantwortete gut gelaunt auch kritische Fragen zur ihren durchwachsenen Leistungen zuletzt – wie gegen Coco Gauff in Madrid. „Ich hatte Probleme, mich zu konzentrieren und habe mich nicht gut bewegt. Ich glaube, da kam alles auf einmal zusammen. Zu oft habe ich auch bei der Schlagauswahl die falsche Entscheidung getroffen“, gab sich die Polin selbstkritisch. Ihren Trainer Wim Fissette, mit dem sie nun seit einem halben Jahr zusammenarbeitet, stellte sie nicht in Frage: „Er hat mir in einigen Bereichen dabei geholfen, mich zu verbessern – zum Beispiel beim Aufschlag.“

Fakt ist aber auch: Mit dem Belgier an ihrer Seite hat sich ihre Ergebniskrise eher verschlimmert. Ihr letzter Turniersieg liegt bald ein Jahr zurück, als sie im Finale von Roland Garros 2024 klar gegen Jasmine Paolini gewann. In diesen Wochen steht nun eine Menge auf dem Spiel für Swiatek: Sie muss die Titel von Rom und Roland Garros verteidigen, sonst wird sie in der Weltrangliste durchgereicht. Sabalenka an der Spitze ist aktuell sowieso allen enteilt und hat schon jetzt fast doppelt so viele Punkte wie Swiatek.

Immerhin: Der Start in Rom glückte der Weltranglistenzweiten. Sie schlug Elisbetta Cocciaretto mit 6:1, 6:0. Nächste Gegnerin ist Danielle Collins.