Daniel Koellerer of Austria sticks his t

Crazy Dani

Oh diese verrückten Österreicher!  Horst Skoff etwa, dessen Leben so tragisch-komisch-bizarr in einem Hamburger Bordell endete. Oder Thomas Muster, der weiland mit zerschmettertem Knie und speziell angefertigter Schiene auf dem Court sitzend Bälle für sein Comeback drosch. Jetzt gibt es wieder so einen in der Alpenrepublik. Nur: Daniel Köllerer, 26 Jahre alt, Nummer 72 der Welt, ist noch abgedrehter als die prominenten Landsleute. LEquipe verglich seine Grimassen auf dem Platz mit denen von Jack Nicholson in Shining. Der Schweizer Blick schlagzeilte: Gegen Köllerer war McEnroe ein Waisenknabe.

Crazy Dani nennt sich der Bürgerschreck,  hat sogar sein eigenes Logo kreiert. Die Zunge ist gepierct. Auf seinen rechten Oberarm hat sich Köllerer die Nummer 1 tätowiert, auf den linken ein ? Auf dem Bauch prangt Jesus walks with me. So präsentiert er sich seiner Fangemeinde. Und die wird immer größer, seit er bei den US Open in der dritten Runde Juan Martin del Potro einen begeisternden Kampf lieferte und per gehechtetem Lob für einen der spektakulärsten Punktgewinne des letzten Jahres sorgte.
Was ist das für ein Typ, der Ballkinder anschreit, der Gegner wüst beschimpft, den die ATP wegen seiner Eskapaden schon einmal sechs Monate sperrte und mit dem niemand trainieren will? Abseits des Platzes ist Daniel sensibel, freundlich, beliebt. Auf dem Court muss er seine Emotionen besser in den Griff  bekommen, sagt sein Manager Manfred Nareyka. Um sich Köllerer zu nähern, hilft der Blick in die Vita. Aufgewachsen ist er in einfachen Verhältnissen. Der Vater arbeitet bei der Stadtreinigung. Weil Köllerer als Kind so dick war, verspotteten ihn die Mitschüler als Wutzl. Daraufhin schuftete er Tag und Nacht in der Muckibude und auf dem Court. Um schlank zu werden, stark. Um es allen zu zeigen. Er ist ein Sklave seines Überehrgeizes, aber auch ein Entertainer, beschreibt ihn ORF-Reporter Andreas Du-Rieux.

Eine tickende Zeitbombe

Das einschneidendste Erlebnis hatte Köllerer im April 2009. Seine Mutter starb nach langer Leidenszeit an Brustkrebs. Auf dem Sterbebett versprach ihr der Sohn, sich zu bessern.
Da muss er einiges tun. Vollidiot und Dreckskerl sind die harmloseren Beschimpfungen. Nicolas Almagro nannte er einen Hijo de puta Hurensohn. Wenn die Schiedsrichter alles verstehen würden, was er seinen Gegnern an den Kopf wirft, würde er ständig gesperrt werden, glaubt Du-Rieux.
Dennoch: Den Tod der Mutter sehen viele als Wendepunkt. Im letzten Jahr scharte Manager Nareyka ein neues Team um seinen Schützling. Eine zentrale Rolle spielt Mentalcoach Axel Mitterer. Dessen Aufgabe: Köllerers negative in positive Energie umzuwandeln. Er polarisiert. Für seine Gegner ist es nicht einfach, aber solche Charaktere braucht Tennis. Bei ihm vibriert die Luft, sagt Thomas Bischof, Tourmanager bei Head.

Den Österreicher live zu sehen, ist wirklich ein Erlebnis. Er stöhnt bei jedem Schlag, als wäre es der letzte. Er beißt ins Netz, bejubelt erfolgreiche Punkte wie einen Matchgewinn, rastet aus, schmeißt Schläger, kämpft ums schiere Überleben. Aber er bedankt sich auch beim Publikum per Kusshand und gewinnt die Sympathien. Beim del Potro-Match in New York zog er so zehntausend Zuschauer im Louis Armstrong-Stadion in seinen Bann. Dieser Typ ist die Reinkarnation von Johnny Mac, kommentierte ein Fan eine Youtube-Sequenz Köllerers. Beim anschließenden Turnier in der Wiener Stadthalle waren die Ränge gefüllt, wenn Crazy Dani spielte. Die Zeitungen schrieben mehr über ihn als über Jürgen Melzer, der das Turnier gewann.
In Österreich hat es Köllerer trotzdem schwer. Zwar ist er der Zweitbeste, aber als das Davis Cup-Team letztes Jahr in Chile antreten musste, wollte ihn keiner der Mitspieler dabei haben. Nicht mannschaftstauglich, so der einhellige Tenor. Inzwischen scheint man sich geeinigt zu haben. Gegen die Slowakei in der Europa-Afrika-Zone soll Köllerer sein Debüt für Österreich geben. Doch für Zündstoff ist gesorgt. Zu oft geriet Köllerer mit Melzer und den anderen Mitspielern aneinander. Teamchef Gilbert Schaller bezeichnet den Exzentriker aus Wels als tickende Zeitbombe, die jederzeit hochgehen kann.

Dr. Jekyll oder Mr. Hyde wer wird Fans, Gegnern und Medien in den kommenden Wochen begegnen? Köllerer selbst sagt: Ich habe viel Scheiße gebaut, aber jetzt bin ich als Mensch gereift. Das sagen sie alle. Und dass sich Crazy Dani komplett ändern wird, ist schwer vorstellbar. Wäre auch schade um die irre Show.

Andrej Antic
Daniel Köllerer
Geburtstag: 17. August 1983
Geburtsort: Wels, Österreich
Wohnort: Wels, Österreich
Größe: 1,80 Meter
Gewicht: 80 Kilogramm
Schlagarm: Rechtshänder
Profi seit: 2002
Preisgeld: 641835 Dollar
Trainer: Hannes Pühringer
Bekleidung: LoS
Schläger: Head Youtek Prestige
Weltrangliste: 72
Größte Erfolge: 3. Runde US Open, Viertelfinals in Acapulco und Kitzbühel, Challenger-Siege in Rom und Trani  (2009), Nummer 14 bei den Junioren (2001). Österreichs Nummer 2 hinter Jürgen Melzer.

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