Tennis – Olympics: Day 8

RIO DE JANEIRO, BRAZIL - AUGUST 13: Juan Martin Del Potro of Argentina reacts after defeating Rafael Nadal of Spain in the Men's Singles Semifinal Match on Day 8 of the Rio 2016 Olympic Games at the Olympic Tennis Centre on August 13, 2016 in Rio de Janeiro, Brazil. Del Potro defeated Nadal 5-7, 6-4, 7-6(5). (Photo by Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Juan Martin del Potro und der Glaube an Olympia

Warum? Weil sich in Juan Martin del Potro jene olympischen Tugenden ballen, die für mich Jahrzehnte – als Hobbysportler und Sportjournalist – prägend waren, die zuletzt aber immer mehr verwässerten und von Zweifeln überlagert wurden. „Delpo“ nun gab mir ein fast schon verlorenen geglaubtes Grundgefühl zurück: Dass es sich als überbezahlter und kräftig gepimpter Tennisprofi noch lohnt, sich für eine Medaille bei Olympischen Spielen zu zerreißen. Mehr als 22 Stunden stand er auf dem Platz, um am Ende die Silbermedaille zu gewinnen. Auch nach längerer Recherche konnte ich keinen anderen Olympioniken finden, der länger für eine Medaille kämpfen musste. Selbst die Mannschaftssportler, die in der Endphase ihrer Wettbewerbe um Edelmetall spielen, kommen nicht auf solche Gesamtspielzeiten.

Vor neun Monaten trainierte del Potro die ersten Rückhände nach seiner dritten OP am linken Handgelenk – hier im Video:

Dabei hätte del Potro das alles nicht wirklich nötig gehabt. Wenn er zu denjenigen gehört hätte, die beim parallel zu Rio im mexikanischen Los Cabos veranstalteten ATP-Turnier antraten, hätte sich ein Aufschrei in sehr überschaubaren Grenzen gehalten. Die meisten hätten verständnisvoll darauf reagiert, weil del Potro nach Jahren von Verletzungen, Rehas und gescheiterten Comebackversuchen endlich wieder auf dem Weg nach oben ist und für ihn Weltranglistenpunkte (mit Position 141!) eine andere Relevanz besitzen als etwa für US-Profi John Isner, der als Top 20-Spieler lieber sein Heimturnier in Atlanta in der Olympia-Vorwoche als in Rio spielte – und dafür noch eine üppige Antrittsgage kassierte. Außerdem gewann del Potro in London 2012 eine Bronzemedaille. Und wenn man ehrlich ist: Dass er diese Leistung in Rio übertreffen würde, war mehr als unwahrscheinlich.

Die gefürchtete „Tomahawk-Vorhand“

„Als ich die Auslosung sah, habe ich eigentlich mehr ans Barbecue zu Hause als an eine Medaille gedacht“, versicherte del Potro originell. In der ersten Runde besiegte er den Weltranglistenersten Novak Djokovic, was für sich genommen schon eine Riesen-Story war. Danach ackerte er sich bis ins Finale durch. Von Spiel zu Spiel wirkte er müder, matter.

del Potro

KNACKPUNKT IM FINALE: Del Potro servierte zum 2:2-Satzausgleich, kassierte aber das Break. Wenig später war er geschlagen.

Im Endspiel gegen Murray war er eigentlich von Beginn an stehend K.o., aber er lief weiter, er prügelte wie ein Präzisionsuhrwerk seine gefürchtete „Tomahawk-Vorhand“ (hier geht es zur Schlaganalyse!) in die gegnerische Hälfte und irgendwann schien er – von der argentinisch dominierten Kulisse – durchs Stadion getragen zu werden. Bei 1:2-Satzrückstand und 5:4-Führung im vierten Durchgang hatte er es auf dem Schläger, diesem Match noch eine weitere Wendung zu geben – aber dann verließen ihn endgültig die Kräfte. Murray bekam den Applaus für die Goldmedaille, del Potro aber erhielt ihn als Sympathiebekundung – selbst von einigen Brasilianern, die vorher vermutlich noch nie einem argentinischen Sportler zugejubelt hatten.

Del Potro verzichtete für seine schwer erkämpfte Silbermedaille auf Weltranglistenpunkte, Preisgelder und Antrittsgagen. Er wird mit den Nachwirkungen dieser hohen Belastungen einige Tage, wenn nicht sogar Wochen, zu tun haben. Schließlich ist es mehr als drei Jahre her, dass er zuletzt vergleichbar oft bei einem Turnier auf dem Platz stand: Beim Wimbledon-Turnier 2013 verlor er nach fünf Siegen erst im Halbfinale gegen Novak Djokovic. Natürlich wird nun kräftig spekuliert, wann del Potro aus den „Big Four“ (Djokovic, Murray, Nadal, Federer) endlich die „Big Five“ formen wird. Es ist eine Zielvorgabe, an der er schon vor seinen vielen Zwangspausen scheiterte (hier geht es zum Rückblick auf seine Karriere!). Schafft er es dieses Mal? Vielleicht schon in New York bei den US Open, die er 2009 sensationell gewann?

„Delpo“, so die große Hoffnung, kann die ATP-Tour spannender und ausgeglichener gestalten. Mir hat er durch seine Auftritte in Rio den Glauben an die olympische Idee zurückgegeben.nike air jordan 1 mid outlet | DIARIOCALLEDEAGUA ᐈ Одяг, Взуття, Аксесуари, вигідні ціни в Києві у Україні