Sony Ericsson Open – Day 7

Ana Ivanovic: Meine Leidenszeit ist vorbei

Man könnte sich mit ihr ohne Probleme abends auf einen Drink in einer Bar treffen.   Dort würde man vermutlich stundenlang zusammen sitzen, über das Leben quatschen und sich amüsieren. So, wie wenn man sich mit Freunden trifft. Star-Allüren? Die sucht man bei Ana Ivanovic vergebens. Ebenso Arroganz und Überheblichkeit. Im Gegenteil: Die 24-Jährige ist so sympathisch und natürlich, dass man im Laufe des Gesprächs fast vergisst, wen man vor sich hat.
Zugegeben: Ein Date mit der Serbin in lauschiger Atmosphäre bei Kerzenschein ist zwar eine verlockende Vorstellung, aber doch zu abwegig. Die sogenannte One-on-One-Ecke im Pressezentrum eines Turniers muss reichen für ein erstes Treffen. Ivanovic erscheint lässig in Trainingshose und T-Shirt. Schön, dich kennenzulernen, ich bin Ana, sagt sie zur Begrüßung und lächelt. Die Dame von der WTA, die für die Organisation der Interviews zuständig ist, ruft ihr zu: Du solltest etwa eine Viertelstunde mit ihm sprechen. Ivanovic antwortet: Kein Problem, gern auch länger. Ich habe heute nichts mehr vor. Wunderbar, Zeitdruck haben wir also keinen.
Am Ende werden es knapp zwanzig Minuten, in denen man so viel von Ivanovic erfährt, dass man hinterher das Gefühl hat, die 24-Jährige richtig gut kennengelernt zu haben. Sie spricht über ihre schwere Zeit, nachdem sie 2008 die French Open gewann, Nummer eins der Weltrangliste wurde aber danach dem großen Druck nicht gewachsen war und bis auf Position 63 abrutschte. Von ihrem Coach Nigel Sears erzählt sie, mit dem sie seit gut einem Jahr zusammen arbeitet und der sie wieder zurück zu alter Stärke führen soll, von ihrem Image als Glamour-Girl, den vielen Fotoshootings. Und von ihrem großen Traum: endlich wieder die Weltspitze zu erreichen.
Zwölf Wochen stand Ivanovic in ihrer Karriere bereits ganz oben in der Weltrangliste. Nachdem sie vor vier Jahren in Roland Garros ihren ersten und bisher einzigen Grand Slam-Titel gewann, flogen ihr alle Herzen zu von Fans, von Turnierveranstaltern und von Sponsoren. Ivanovic wurde zur beliebtesten Sportlerin überhaupt. In dem Monat nach ihrem großen Triumph in Paris wurde ihre Website 48 Millionen Mal angeklickt so häufig, wie bei keinem anderen Sportler. Sie schloss damals millionenschwere Verträge mit Adidas und Rolex ab und bewies, dass sich Schönheit und Erfolg nicht ausschließen. Man traute ihr zu, sich für lange Zeit unter den Besten zu etablieren.