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Ralf Weber: „Die Tour 2015 ist eine Sensation“

Neuer Status, neuer Termin – 2015 werden die Gerry Weber Open aufgewertet.
Im Interview mit tennis
MAGAZIN spricht Turnierdirektor Ralf Weber über Treffen mit Roger Federer, seine Sorgen um Hamburg und er verrät, warum er kein WTA-Turnier veranstalten will.

 

Herr Weber, gibt es einen Spieler, den die Gerry Weber Open unbedingt verpflichten wollten und den Sie nie bekommen haben?

Gute Frage. Nicht gespielt hat John McEnroe. Der war nicht mehr aktiv. Den hätte ich gerne gesehen, weil er als Typ eine echte Bereicherung gewesen wäre. Aber vielleicht klappt es ja noch mit einem Showkampf. Stefan Edberg hatte ich 1996 verpflichtet. Er verletzte sich aber in Queen’s und beendete seine Karriere. Er schlug dann vor zwei Jahren bei der Champions Trophy auf. Ansonsten waren alle Topspieler da. Sogar Jimmy Connors. Er gab 1995 bei uns ein Comeback.

 

Bekommen die Gerry Weber Open immer alles, was sie wollen?

Es ist ja nicht so, dass uns alles zufliegt. Da steckt viel Arbeit dahinter, erhebliche Investitionen, der Anspruch, alles perfekt machen zu wollen und Weitsicht. Die Entscheidung, auf Rasen zu spielen und die Kooperation mit Wimbledon waren Grundpfeiler des Erfolges. Hinzu kommt, dass wir bereits 1994 ein Dach über das Stadion gebaut haben. Und man braucht die weltbesten Spieler. Gleich im ersten Jahr waren mit Andre Agassi, Michael Chang und Petr Korda drei Top Ten-Spieler am Start.

 

Inzwischen ist Roger Federer Dauergast.

Um den Lifetime-Kontrakt mit ihm beneiden uns heute noch viele, denn er ist einzigartig im Welttennis. Wie habt ihr das gemacht, werde ich immer wieder gefragt. Die Antwort: Wir haben schon in jungen Jahren viel für ihn getan. Als 18-Jähriger spielte er zum ersten Mal bei uns. Wir hatten ihm eine Wildcard angeboten, aber er rutschte noch ins Hauptfeld. Über die Jahre haben wir viel Zeit miteinander verbracht, waren häufiger essen, haben Tennis gespielt. Es ist eine Freundschaft entstanden. Letztlich war es Roger, der mir vorschlug, sich dauerhaft an unser Turnier zu binden.

 

Wie genau passierte das?

Wir trafen uns 2009 während der French Open in Paris. Sein Vertrag mit uns war gerade ausgelaufen. Ich saß mit ihm und seinem Manager Tony Godsick zusammen. Roger sagte: ‘Mensch, Ralf, ich könnte mir auch vorstellen, für den Rest meiner Karriere in Halle zu spielen.’ Godsick war ziemlich erstaunt. Er fragte: ‘Roger, bist du dir sicher? Wir wollen doch über einen Zwei-Jahres-Vertrag sprechen.’ Aber Federer wollte den Lifetime-Kontrakt und der wurde noch an diesem Tag besiegelt.

 

Demnächst steht ein neues Kapitel an. Die Gerry Weber Open werden aufgewertet. Ab 2015 erhält das Turnier den 500er Status und findet eine Woche später statt. Wie sehen Sie die Zukunft?

Es wird eine neue Zeitrechnung beginnen – nicht nur für uns, sondern für alle: Turnierveranstalter, Spieler, Fans. So einen Eingriff in den Kalender hat es seit Bestehen der ATP nicht gegeben. Seit 20 Jahren hat man darüber diskutiert, den Zeitraum zwischen den Grand Slams von Paris und Wimbledon zu verlängern. Dass die Entscheidung jetzt gefallen ist, ist für mich eine Sensation. Es ist sehr positiv für Europa, weil sich die Kräfte jetzt wieder mehr auf Europa konzentrieren.

 

Zulasten der amerikanischen Hartplatz-
turniere.

Genau. Man muss aber wissen, dass die US Open-Series ohnehin sehr umstritten war und immer noch ist. Es gab früher einmal das Gesetz, dass es keine Serie innerhalb der ATP-Tour geben darf. Die Amerikaner haben sich vor zehn Jahren darüber hinweggesetzt und die Spieler durch zusätzliche Punkte, Preisgelder und Boni in die USA gelockt. Uns Europäern missfiel das logischerweise.

 

Die Maßstäbe sind also zurechtgerückt worden?

Ja. Und die Entscheidung ist richtig, weil Paris und Wimbledon zeitlich zu dicht beieinander lagen. Das mussten auch wir oft leidvoll erleben. Es gab immer wieder Spieler, die wegen Verletzungen nicht antreten konnten. Für sie ist die zusätzliche Woche Gold wert.

 

Wer war  die treibende Kraft für die Reform des Turnierkalenders?

Wimbledon. Ich bin mehrfach zu Gesprächen mit Philip Brook, dem Chairman von Wimbledon, nach London gereist und ich riet ihm, nicht immer mit allen zu diskutieren – ITF, ATP, WTA, den Spielern –, sondern Fakten zu schaffen. Letztlich ist es so gekommen. Wimbledon hat seine Position gestärkt, die Rasensaison wird an Bedeutung gewinnen.

 

Wovon auch Sie profitieren.

Natürlich. Wobei das alles in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen ist. Wim-bledon hat uns von Beginn an unterstützt: mit Knowhow, mit einem Greenkeeper. Das hatte schon Kalkül: Nachdem die Australian Open Ende der 80er-Jahre von Rasen auf Hardcourt wechselten, blieb nur noch die Bastion Wimbledon übrig. Ein neues Rasenturnier in Deutschland zu stärken, bevor Rasentennis noch mehr an Bedeutung verlieren würde, machte für die Engländer Sinn. Später boten wir Wimbledon unsere Erfahrung an, als dort ebenfalls ein Dach gebaut wurde.

 

Ist die zusätzliche Woche im Kalender nicht auch Ausdruck der Machtverhältnisse? Die europäischen Spieler diktieren das Welt-tennis, die Amerikaner hinken hinterher.

Auf jeden Fall. Man sollte auch den Einfluss von Roger Federer als Präsident des Spielerrates nicht unterschätzen. Am Ende haben sich alle Spieler für die Reform ausgesprochen. Das wiederum stärkt Wimbledon den Rücken. Dazu kommt, dass für viele Turniere neue Voraussetzungen geschaffen wurden, zum Beispiel für Stuttgart.

 

Gibt es eine Zusammenarbeit mit dem Stuttgarter Turnier, bei dem ab 2015 eine Woche vor Halle auf Rasen gespielt wird?

Ich bin mit dem Turnierdirektor Edwin Weindorfer befreundet und habe ihm unsere Hilfe angeboten. Etwas kritisch sehe ich, dass es in Stuttgart nur fünf Rasenplätze gibt. Wir haben von Anfang an zehn gebraucht. Speziell nach Paris wollen alle auf Rasen trainieren.

 

Wie könnte eine Kooperation aussehen?

Wir sind dabei, Ideen für eine „Road to Wimbledon“ zu entwickeln. Gemeinsame Werbeauftritte, ein gemeinsamer Fahrdienst – da ist einiges möglich.

 

Was wird sich für Ihr Turnier konkret ändern?

Das große Plus ist sicherlich der Termin. Besser als die mittlere Woche zwischen Paris und Wimbledon geht es nicht. Wir werden mehr Preisgeld ausschütten müssen, aber es gibt auch höher dotierte TV-Übertragungsrechte. Das ist ein Riesengewinn, auch für das Image der Marke Gerry Weber, die durch das Turnier jetzt schon in rund 80 Ländern zu sehen ist. Ab 2015 schauen bei uns etwa 120 Länder zu. Es ist eine Win-win-Situation. Wir wollen mit unserer Modemarke weiter expandieren und werden mithilfe des Turniers als Marketinginstrument immer bekannter. Für die Gerry Weber Open bedeutet die Aufwertung die Chance, zusätzliche, internationale Sponsoren zu verpflichten. Und schließlich profitieren wir auch von der guten Arbeit der ATP, die 2013 100 Millionen Dollar an Sponsorengeldern einnahm, die vor allem den 500er- und 1000er-Turnieren zugutekommen. Man sieht daran, wie sehr Tennis weltweit boomt, auch wenn in Deutschland das Interesse über die Jahre zurückgegangen ist.

 

Hat der neue Status auch Nachteile?

Eventuell für die deutschen Spieler. Wir hatten meistens sechs bis acht Deutsche im Hauptfeld. Für sie wird es nun schwerer, denn in Zukunft wird der Cut bei etwa Platz 50 im ATP-Ranking liegen. Übertragen auf den heutigen Stand wären nur Tommy Haas und Philipp Kohlschreiber qualifiziert. Aber so ist die Entwicklung. Wir werden internationaler sein.

 

Im letzten Jahr geisterte die Idee eines Damenturniers noch einmal über die Anlage. Wird es  künftig ein WTA-Event geben?

Nein. Die ATP hat signalisiert, dass sie kein Interesse an weiteren „combined events“ hat. Wir müssten auch erhebliche Investitionen in die Anlage tätigen. Von der Idee eines Damenturniers haben wir uns verabschiedet. Wir setzen voll auf die Herren.

 

Mit der Aufwertung der Gerry Weber Open haben Halle und Hamburg künftig den gleichen Status. Wie sehen Sie die Zukunft am Rothenbaum, wo sich das DTB-Präsidium und Turnierdirektor Michael Stich immer wieder Kämpfe liefern?

Ich kann dem DTB nur empfehlen, an Michael Stich und am Standort Hamburg festzuhalten. Es ist das Traditionsturnier in Deutschland und Michael hat großen Anteil daran, dass es noch existiert. Zu dieser Leistung kann man ihm nur gratulieren.

 

Sie gehören seit Mitte letzten Jahres zum Vorstand der Gerry Weber AG. Haben Sie künftig noch Zeit, Turnierdirektor zu sein?

Das bleibe ich in jedem Fall. Die Gerry Weber Open sind mit meinem Namen verbunden. Es war damals meine Idee, sodass ich durchaus von ‘meinem Baby’ sprechen kann.men’s jordan upcoming releases | air jordan 1 retro high og chicago release date