Nicolas Kiefer

Nicolas Kiefer: „Die NK4-Turniere sind kurz, knackig und digital”

Der ehemalige Weltranglistenvierte Nicolas Kiefer über seine neue Turnierserie, das deutsche Tennis und seine große Liebe zum Marathon. 

Interview: Victoria Moser

Herr Kiefer, im April startete Ihre Turnierserie „NK4 European Fast-4 Tennis Race“. Können Sie das Format kurz erklären?  

Es ist ein relativ einfaches Format. NK sind meine Initialen. 4 steht dafür, dass der Satz nur bis vier gespielt wird. Außerdem gilt die No-Ad- und die No-Let-Regel. Durch dieses kurze und intensive Format können die Turniere an einem Tag stattfinden. Jeder, der mitspielen möchte, kann mitspielen. Man muss keinem Verein zugehörig sein.  

Was erhoffen Sie sich von dem Format?  

Wir wollen dadurch Tennis weiterentwickeln, modernisieren und attraktiver machen. Dafür haben wir mit Andreas Riedinger, Inhaber des IT Unternehmens sitaas und Experte im Bereich der Digitalisierung, auch eine App entwickelt, in der alle Infos über die Partien abrufbar sind. Das kurze Format ist für viele Leute von Vorteil. Sie wissen, dass das Turnier nach einem Tag vorbei ist und sie durch die Nebenrunde mindestens zwei Matches spielen können. Kurz, knackig, digital! Das Spiel wird zum Erlebnis, weil alles über eine App gesteuert wird. 

Wenn man als Spieler an den Turnieren der Serie teilnimmt, bekommt man zwar Ranglistenpunkte, aber keine LK-Punkte. Bis zu welchem Ausmaß beeinflusst das die Bereitschaft, bei den Turnieren mitzuspielen?

Die Nachfrage ist sehr groß, weil viele sehr unzufrieden mit dem jetzigen LK-System sind. Durch die App ist es nicht mehr nötig, sich durchzufragen, weil man alle Infos direkt erhält. Wir wollen den kleinen Vereinen helfen, Tennis wieder attraktiver zu machen und viele Angebote zu schaffen. Durch die entsprechende Technik ist das jetzt alles möglich. Wir freuen uns einfach darauf! Klar, am Ende des Tages weiß man natürlich nie, wie so etwas angenommen wird, aber wenn wir in so kurzer Zeit schon eine so große Nachfrage haben, obwohl wir eigentlich noch gar nicht groß Werbung gemacht haben, spricht das für diese Plattform. Wir gehen davon aus, dass wir im ersten Jahr über tausend Teilnehmer und Teilnehmerinnen haben werden.

Im deutschen Tennis sieht es sowohl bei den Herren als auch bei den Damen – bis auf Alexander Zverev – eher mau aus. Wie beurteilen Sie die aktuelle Lage?

Es kann nur besser werden. Alexander Zverev ist ein Eigenprodukt der ­Familie. Familie Zverev hat es bisher sehr gut gemacht – bis die Verletzung kam. Verletzungen gehören zu jeder Karriere dazu. Es wird sicherlich eine Zeit dauern, bis er wieder zu seiner alten Stärke zurückfindet. Hinter Zverev ist leider weit und breit nichts zu sehen.   

Sie sind auch nach Ihrem Karriereende weiterhin im Tennis aktiv. Zuletzt spielten Sie beim SCC Berlin, mit dem Sie 2019 den deutschen Meistertitel holten und Jugendliche förderten. Zur Saison 2023 sind sie zum TC Pfarrkirchen gewechselt. Was waren die Gründe dafür?

Berlin war ein Projekt; wir wollten deutscher Meister werden. Am Ende der Saison 2022 hieß es dann, dass die Herren 40 nicht mehr weitergeführt werden. Mir wurde von den Verantwortlichen gesagt, dass es okay sei, wenn ich in einem anderen Verein spielen und deutscher Meister werden möchte. Ich war traurig, weil es einfach ein cooler Verein ist und ich mich sehr wohlgefühlt habe. Wir hatten eine sehr erfolgreiche Jugendarbeit. Da ist auch das ein oder andere Talent dabei, das vielleicht groß rauskommen kann. Es gibt nicht so viele Vereine, die deutscher Meister werden können. Da ich immer noch Titel gewinnen möchte, haben wir uns relativ schnell geeinigt. Ausschlaggebend war natürlich auch, dass, wenn wir die Liga in Pfarrkirchen gewinnen, das Finale bei uns im Verein stattfindet.

Nicolas Kiefer: „Das war schon immer mein Traum”

Sie haben 2018 das Modelabel „kiwifash“ gegründet, mit dem Sie Freizeit- und Sportmode produzieren. Namensträger sind zum einen Sie mit ihrem Spitznamen, aber auch der neuseeländische Laufvogel. Wie kamen Sie auf die Idee, eigene Klamotten herzustellen?

Das war schon immer mein Traum. Es war gar nicht so einfach, das umzusetzen. Bei meinem Golfturnier in Hannover habe ich Holger Gartz kennengelernt, der in Kassel Kleidung produziert. Wir haben uns getroffen, uns unterhalten und dann ging das relativ schnell seinen Weg. Es macht riesen Spaß! Ich hätte nie gedacht, dass das so gut angenommen wird. Mit meiner Coach Kiwi-Aktion, für die sich Vereine in ganz Deutschland über meine Facebook-Seite bewerben können, gehe ich aktiv in Vereine. Am Ende jeden Monats besuche ich den Verein, der die meisten Likes hat.

Waren Sie schon einmal in Neuseeland und haben vielleicht sogar einen Kiwi gesehen?

Ich war in Neuseeland und habe auch schon mal einen Kiwi gesehen. Früher gab es ja auch schon ein Turnier in Auckland; das habe ich einmal vor den Australian Open gespielt. Mir ist noch in Erinnerung geblieben, dass es sehr, sehr windig war.

Sie sind bereits vier große Marathons gelaufen, den letzten Anfang März in Tokio. Jetzt fehlen Ihnen noch die zwei Strecken in Boston und Chicago, um die großen sechs Rennen der Abbott World Marathon Majors zu vervollständigen. Wie war die Stimmung in Tokio?

Die Atmosphäre war super, es war eine tolle Reise nach Japan. Nach so langer Zeit wieder dort zu sein, aber mit einem anderen Projekt, war schön (Kiefer gewann 1999 das ATP-Turnier in Tokio, Anm. d. Red.). Das Ziel war einfach, durchzukommen – idealerweise unter vier Stunden. Das ist mir beides geglückt. Das nächste große Projekt ist dann der Chicago-Marathon im Oktober. 

Nicolas Kiefer

Geschafft! Nicolas Kiefer lief den Tokio-Marathon in 3:59:53 Stunden.

Welcher der vier Marathons hat Ihnen bislang am besten gefallen? 

Alle haben etwas Besonderes. Berlin ist ein Heimspiel. In London herrschte eine unglaubliche Atmosphäre, da sagten alle Athleten schon, das es nicht zu toppen sei. New York war auch Wahnsinn; durch den Central Park zu laufen – Gänsehaut-Feeling! Jeder Marathon ist besonders, man muss sie einfach mal gelaufen sein. Das ist Adrenalin pur, ein Kick. 

Nicolas Kiefer: „Das Laufen ist eine Art Sucht”

Was fasziniert sie am Laufen?

Das Laufen war eine neue Herausforderung. Zu meiner aktiven Zeit konnte ich nicht so lange laufen, weil man dadurch langsam wird. Als die Tenniskarriere dann zu Ende war, wollte ich einen Marathon laufen. Ich war neugierig, ob das überhaupt funktioniert. Anfangs bin ich in Hannover gelaufen. Das erste Mal, nach dem Marathon in Hannover, war ich gar nicht ausgepowert. Dann habe ich gesagt, nächstes Jahr muss ich noch einmal laufen, aber ein bisschen schneller. Über einen Kollegen meiner Robinson-Camps habe ich von den großen Rennen erfahren und Blut geleckt. Als ich mit Berlin angefangen habe, hätte ich nie gedacht, dass ich noch fünf weitere Marathons schaffen würde. Aber jetzt fehlen mir nur noch zwei. Es ist auch eine Art Sucht.

In einem Interview mit tennis MAGAZIN 2019 erwähnten Sie, dass sie ein Golf-Handicap von 9,9 haben. Konnten Sie dieses verbessern? Wie oft spielen Sie in ihrer Freizeit Golf?

Jetzt bin ich bei 7,7. Im Winter gehe ich nicht so oft spielen. Aber aufgrund meiner Markenbotschaftertätigkeit mit ROBINSON und der Tenniscamps bin ich oft in der Sonne und manchmal auch an Orten, an denen Golfplätze sind, also kann ich das immer ganz gut kombinieren. Ich spiele nicht so oft, vielleicht ein-, zweimal die Woche. Es macht mir sehr viel Spaß und ist zu einer Leidenschaft geworden.

Auf dem Golfplatz „Golf Gleidingen“ spielen Sie alle zwei Jahre für die Kinderhilfsorganisation „Aktion Kindertraum“. Diese erfüllt kranken und behinderten Kindern ihre Herzenswünsche. Das nächste Event findet im September statt. Was war der bewegendste Moment, den Sie im Rahmen dieses Projekts erlebt haben? 

Alle zwei Jahre machen wir ein großes Golfturnier in Hannover in meinem Heimatclub – mit tollen Gästen und Spielern. Das Wichtigste ist, dass wir an dem Tag zu Gunsten von „Aktion Kindertraum“ versuchen, viel Geld zu sammeln, sodass man Kindern oder auch den Familien einen Wunsch erfüllen kann. Im besten Fall kommt auch ein Kind vorbei und wir können uns persönlich kennenlernen. Das ist alles sehr rührend und geht einem wirklich sehr nah.men’s jordan retro 13 release date | JmksportShops | Chaussures, sacs et vêtements | Livraison Gratuite