Kritik an Alexander Zverev (l.) und Dominic Thiem

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Zverev & Thiem: Im Spott-Light

Sowohl Dominic Thiem als auch Alexander Zevrev machen gerade ­schwierige Phasen in ihren Karrieren durch. Was ihnen sicher ist: Hohn und Häme aus dem Web. Die Sandplatzgötter wünschen sich mehr Fairness und mehr Fachkenntnis

Die Karrierepfade des 29-jährigen Österreichers Dominic Thiem und des 26 Jahre alten Deutschen Alexander Zverev sind allein ob ihres Altersunterschieds nicht vollständig deckungsgleich verlaufen. Aber immerhin oft doch so parallel, dass gerade die Fans in ihren Heimatländern zu Vergleichen animiert wurden. Kulminiert ist das im US Open-Endspiel 2020. Im direkten Duell erfüllte sich Thiem den Traum vom Grand Slam-Erfolg. Zverev, der DTB und der deutschen Nummer eins wohlgesinnte Beobachter trösten sich seither mit Surrogaten wie Olympiasiegen und ATP-Weltmeistertiteln. Tolle Erfolge! Doch in der – was Tennis angeht – Grand-Slam- oder mehr noch Wimbledon-fixierten deutschen Sport-Öffentlichkeit oft nur schwer vermittelbar.

Stets bemüht

Im ersten Quartal 2023 drängten sich Vergleiche zwischen Thiem und Zverev erneut heftig auf. Allerdings befanden sich die beiden in den ersten Wochen der jungen Saison gleichermaßen in einem anderen sportlichen Aggregatzustand, der allgemein als „Ergebniskrise“ definiert wird. Im ATP-Arbeitszeugnis findet sich da höchstens ein „stets bemüht“. Auf der Tour finden sich zugegebenermaßen auch Beispiele, für die nicht mal das durchgängig gilt. Unbefriedigend ist das aber allemal für Spieler, deren natürlicher Lebensraum jahrelang einstellige Weltranglistenplätze waren.

In den Bereich „unbefriedigend bis unwürdig“ hinein reicht allerdings auch die Bandbreite der Kommentare, die sich gerade im Internet mit dieser Situation beschäftigen. Klar, Häme wird im Web bei Misserfolg immer aus dem ganz großen Balleimer ­ausgeschüttet. Länderübergreifend auch gerade gerne, wenn es um Sportlerinnen und Sportler aus der Heimat geht. 

Im Gegensatz zu früheren Phasen ihrer Karrieren, in denen Thiem gerne mal die zweite Saisonhälfte auf Hartplatz in den Sand setzte. Und Zverev zu jeder Jahreszeit und auf jedem Untergrund in der Lage war, aus dem Nichts heraus temporär die Form zu verlieren, gibt es Anfang 2023 verdammt plausible Gründe für ihre Probleme. Beide hatten gravierende Verletzungen. Beide kamen aus langen Spiel- und Wettkampfpausen.

99 Prozent ohne GOAT-Fähigkeiten

Ja, schon richtig: Nadal und Djokovic, der Rest der „Big Three“, legen in solchen Situationen einerseits gerne einen Kaltstart in Topform hin. Oder sie drehen andererseits erst mit drei Zentimeter langen Muskelrissen so richtig Richtung Turniersieg auf. Das kann man unglaublich feiern oder unglaublich kritisch beäugen. Als faire Messlatte für Spieler, die ganz offensichtlich wie grob 99 Prozent der Kollegenschaft nicht über GOAT-Fähigkeiten verfügen, taugt es jedenfalls nicht.

Die Sender und Streamingdienste, die Tennis zeigen, müssten eigentlich Traumzahlen verkünden können. Denn die Anzahl der Diskutanten, die im Web jedes Match von Thiem und Zverev in Grund und Boden analysieren, ist enorm. Da dieselben Leute an der virtuellen Taktiktafel gerne auch noch Themenfelder wie die Beziehung zur Freundin (beenden!), zum Trainer (beenden!) oder zum Psychotherapeuten (besuchen!) meinungsstark beackern, ohne über tiefer­gehende Einblicke verfügen zu können, drängt sich uns allerdings der Verdacht auf, dass auch in Bezug auf die Platz-Performance die einzige Bewertungsgrundlage doch nur das nackte Zahlenmaterial der Endergebnisse plus die Lust an Spott und Schadenfreude ist.

Die allermeisten verlieren jede Woche

Wie lange diese von Thiem und Zverev noch unfreiwillig bedient werden? Da die Leistungsunterschiede im Herrentennis an den meisten Tagen hauchzart sind und sich nicht in der Frage, wer grundsätzlich besser Tennis spielt, sondern wer es im richtigen und wichtigen Augenblick (nämlich, wenn Kopf und/oder Körper unter Stress stehen) schafft, manifestieren, kann es ganz schnell auch wieder in die andere Richtung gehen. Wäre doof für das oben beschriebene Klientel. Aber zum Glück verliert immer pro Turnier nur ein Profi nicht. Die allermeisten verlieren jede Woche. Viel Auswahl für Hohn und Häme ist also garantiert. Leider!mens jordan shoes release dates | nike air force 1 shadow pistachio frost