Eva Lys (GER)Tennis – French Open 2025 – Paris – Grand Slam / ATP / WTA / ITF –  Roland Garros  – France – 2025

Steht in der zweiten Runde von Paris: Eva Lys besiegte bei den French Open Peyton Stearns. Bild: Imago / Hasenkopf

Eva Lys in Paris: „Sagt mir nicht, wer meine nächste Gegnerin ist!“

Mit einem Achtungserfolg ist Eva Lys bei den French Open in Paris ins Turnier gestartet. In der nächsten Runde ist sie nun die Favoritin.

Familie Lys stand auf der breiten Promenade im Stade Roland Garros vor Court 6 und schmunzelte vor sich hin. Vater Vladimir, Mutter Maria und die jüngere Tochter Isabella hatten allen Grund zur Freude: Eva Lys, der „Star“ der Hamburger Tennisfamilie und seit Mitte Februar die deutsche Nummer eins, war gerade furios in die French Open 2025 gestartet. Mit 6:0, 6:3 schlug die die an 28 gesetzte US-Amerikanerin Peyton Stearns.

Vater Vladimir Lys: „Weiterer Schritt ihrer Entwicklung“

„Das ist wieder ein weiterer Schritt in ihrer Entwicklung. Sie hat das heute fantastisch zu Ende gespielt“, sagte Vladimir Lys tennis MAGAZIN, der seine ältere Tochter trainiert. Was er vor allem meinte: Bis zum 6:0, 2:0 war das Match einseitig, weil Lys zu dominant und Stearns zu fehleranfällig war. Aber dann entwickelte sich ein echtes Match und es hätte durchaus kippen können. Besonders als Lys ihre ersten drei Matchbälle vergab. Unter anderem dadurch, dass Stearns gleich mehrfach die Linien traf. „Eva blieb mental stabil. Sie hätte in der Endphase auch emotional werden können, aber sie zog es durch“, lobte der Vater und Coach.

Genau diesen Aspekt stellte auch Lys auf ihrer Pressekonferenz in den Vordergrund, nachdem sie ihren Eltern und ihrer Schwester um den Hals gefallen war sowie vielen Fans Autogramme und Selfies geliefert hatte: „Ich habe heute zwei Sätze konstant durchgespielt – ohne Ups und Downs.“ Ihre Herangehensweise: „Ich wollte locker ins Spiel gehen.“ Jeder, der selbst Tennis spielt, weiß genau, wie schwer es ist, mit so einem Mindset dann wirklich auf den Platz zu gehen. Heute aber gelang es Lys. Zu keiner Zeit wirkte sie verkrampft. „Bei mir ist es so: Wenn ich gestresst bin, spiele ich ziemlich vorhersehbar. Wenn ich aber Selbstvertrauen habe und locker bleibe, spiele ich weniger durchsichtig.“

Ein Balanceakt, den Vladimir Lys von seiner Tochter kennt. „Eva hat einen hohen Anspruch an sich selbst. Das ist einerseits toll, weil sie in so ein Match wie gegen Stearns mit der Überzeugung geht, dass sie es gewinnt. Aber andererseits setzt sie sich manchmal zu stark unter Druck. Das heißt: Wenn sie zu viel von sich erwartet, dann kommt nicht immer ein gutes Match dabei raus.“

Auch weil Lys die perfekte Dosierung in ihrem Spiel hatte, blieb es für Stearns schwierig, einen Weg zurück ins Match zu finden. Beim Turnier in Rom war Stearns noch bis ins Halbfinale vorgedrungen, schlug unter anderem Madison Keys, Naomi Osaka und Elena Svitolina – jeweils mit 7:6 im dritten Satz.  „Der Matchplan war, dass sie 15 bis 20 Prozent von ihrer Maximalgeschwindigkeit runtergeht. Das heißt: schon ordentlich durchschwingen, aber nicht vorsichtig spielen. Dadurch wurde ihr Spiel viel variabler, mit mehr Winkeln“, erklärte Vladimir Lys mitten im Stade Roland Garros, während ihre Tochter von Fans umringt wurde.

Eva Lys: „Ich war noch nie so fit wie in diesem Jahr“

Für Lys ergibt sich nun eine Grand Slam-Gemengelage, die sie in der Form noch gar nicht kennt. Ohne die manchmal kräftezehrende Qualifikation kam sie erstmals auf Anhieb ins Hauptfeld eines Majors – das ist neu für die 23-Jährige, die aktuell mit Rang 59 so hoch wie nie im WTA-Ranking steht. Sie hat also erst ein Match bestritten und befindet sich schon in Runde zwei eines Grand Slam-Turniers – und das mit einem ungewöhnlich niedrigen Kraftaufwand. Bei den Australian Open 2025 war das noch anders: Erst drei Quali-Matches bestritten, das letzte verloren, aber als Lucky Loser dann doch bis ins Achtelfinale gekommen. Es war ihr großer Durchbruch, den sie im weiteren Saisonverlauf bislang bestätigt.

Ein Grund dafür, den sie selbst anführt: „Ich war noch nie so fit wie in diesem Jahr.“ Bislang warf sie nur eine Erkältung während der Fed Cup-Woche kurzzeitig aus der Bahn, ansonsten spielt sie durchgehend Turniere. Das ist bei Lys schon eine Besonderheit, weil sie an der rheumatischen Autoimmunerkrankung Spondyloarthritis erkrankt ist, die sie immer wieder zu Auszeiten zwingt. „Ich habe die Diagnose 2020 bekommen und ich glaube 2025 ist das erste Jahr, wo ich es wirklich im Griff habe. Noch drei Turniere und ich habe in diesem Jahr schon mehr gespielt als im ganzen vergangenen Jahr“, führte Lys aus. 2024 spielte sie übrigens „nur“ 16 Turniere.

Eva Lys jetzt gegen Victoria Mboko aus Kanada

Zu ihrem Aufschwung gehört aber auch, dass sie nicht mehr oft als Underdog in eine Partie gehen wird. Diese Erfahrung wird Lys nun in der zweiten Runde machen, wenn sie auf das 18-jährige Supertalent Victoria Mboko aus Kanada trifft. Die 120. der Damen-Weltrangliste kommt aus der Qualifikation und schlug in Runde eins Lulu Sun, immerhin Wimbledon-Viertelfinalistin von 2024.

Das alles weiß Eva Lys aber angeblich noch nicht. „Bitte sagt mir nicht, wer meine nächste Gegnerin sein wird. Ich lasse das auf mich zukommen. Eigentlich bin ich eine sehr intuitive Spielerin. Mir ist es fast egal, wer mir gegenübersteht.“ Es werden noch einige Tage vergehen, bis Eva Lys wieder auf dem Platz stehen wird. Frühestens Mittwoch ist sie wieder dran. Bis dahin wird sie es vermutlich wissen, gegen wen sie spielen muss.