2016 BNP Paribas Open – Day 14

INDIAN WELLS, CA - MARCH 20: CEO Raymond Moore address the audiance at the trophy ceremony after Novak Djokovic of Serbia defeated Milos Raonic of Canada during the mens final of the BNP Paribas Open at the Indian Wells Tennis Garden on March 20, 2016 in Indian Wells, California. (Photo by Matthew Stockman/Getty Images)

Damentennis und die Sexismus-Debatte

Raymond Moore, der CEO von Indian Wells, hat nicht nett über Damentennis und die WTA gesprochen. Das Echo war enorm. Sollte der Turnierchef jetzt zurücktreten?

Roger Moore hätte man die Sprüche nicht übelgenommen, damals in den 70ern, als er den Geheimagent Ihrer Majestät gab und zwischen geschüttelten Martinis Frauen vernaschte und Verbrecher verprügelte. Aber wir leben im Jahr 2016, in Zeiten der politischen Korrektheit und in Zeiten, in denen eine Nachricht und die Reaktionen darauf schneller um den Globus fliegen als ein Wimpernschlag. Vor allem: Es geht um Ray und nicht um Roger Moore. Ray Moore ist kein 007, sondern Turnierdirektor. Und weil sein Event das fünftgrößte der Welt ist, reicht diese Bezeichnung nicht mehr aus – Ray Moore ist der CEO von Indian Wells. Moore hat also eine besondere Verantwortung. Da sollte man keine Fehler machen.

Was war passiert? Am vergangenen Sonntagmorgen fand das sogenannte „morning breakfast with the media“ statt. Moore redete extrem viel, acht Seiten umfasst das Manuskript. Es ging um Männertennis, Damentennis, Davis Cup, die Zukunft seines Turniers, die Zukunft der Tour. Nach 2018 werden bekanntlich die Karten neu gemischt. Im Raum steht, dass Events wie Indian Wells einen neuen Status bekommen und noch größer werden sollen, als sie ohnehin schon sind. Möglicherweise heißen sie dann Masters 1500 oder Masters 2000.

Welche Rolle denn künftig die WTA spiele, wollte ein Journalist wissen. Moore antwortete: „Weißt du, in meinem nächsten Leben möchte ich jemand von der WTA sein.“ Gelächter im Publikum. „Weil sie im Fahrwasser der Männer schwimmen. Sie treffen keine Entscheidungen und haben einfach Glück. Sie haben sehr, sehr viel Glück.“ Und weiter: „Wenn ich eine Spielerin wäre, würde ich jeden Abend auf die Knie sinken und Gott dafür danken, dass Roger Federer und Rafael Nadal geboren wurden. Denn die haben diesen Sport getragen.“

Raymond Moore von Infekt benebelt?

Was hat den fast 70-jährigen Südafrikaner nur geritten? Als tennis MAGAZIN ihn zu Beginn des Turniers traf, war er ziemlich krank, stark erkältet. „Ich geb’ dir meine Hand lieber nicht. Ich will dich nicht anstecken“, sagte Moore. Anschließend war es ein nettes Gespräch mit einem freundlichen Gesprächspartner. War das Gehirn vom grippalen Infekt immer noch benebelt?

In den letzten 24 Stunden dürfte Moore einer der meistgehassten Männer auf der Damentour gewesen sein. Und auch bei vielen Herren. Patrick McEnroe, früherer US-Davis Cup-Kapitän, forderte beim amerikanischen Sportsender ESPN, Raymond Moore solle sofort zurücktreten. Er sei sauer. Bruder John McEnroe, früher durchaus bekannt für frauenfeindliche Sprüche, war „stinksauer“ über den Indian Wells-CEO.

Moore selbst hatte relativ schnell kapiert, was für einen Blödsinn er verzapft hatte und ließ über seinen Pressemann Matt van Tuinen folgende Nachricht verschicken: „Beim Frühstück mit der Presse habe ich Kommentare über die WTA abgegeben, die extrem geschmacklos und falsch waren. Ich entschuldige mich aufrichtig für diese Bemerkungen und entschuldige mich bei allen Spielern und der kompletten WTA.“

Nur: Stoppen konnte Moore, einer der Miterfinder des Turniers, die Lawine nicht, die er da losgetreten hatte. „Extrem enttäuschend“ und „alarmierend“ seien die Kommentare gewesen, konterte WTA-Chef Steve Simon. Dann sagte er noch: „Tennis als Ganzes wird bereichert durch die Leistungen aller Spieler – weiblich und männlich.“ Pikanterweise war Moore letztes Jahr noch der Chef von Simon, der seit Ende 2015 Boss der Damentour ist.