Hyeon Chung

Hyeon Chung aus Südkorea tritt bei den Next Gen ATP Finals in Mailand an.

Mail aus Mailand: Hyeon Chung – Der scheue Professor

Hyeon Chung steht bei den Next Gen ATP Finals in Mailand im Halbfinale. Der 21-Jährige ist kurz davor, Südkoreas erfolgreichster Spieler aller Zeiten zu werden.

Wenn man auf die acht Gesichter bei den Next Gen ATP Finals guckt, fällt ein Spieler etwas aus der Reihe: Hyeon Chung. Der 21-jährige Südkoreaner ist irgendwie so ganz anders als seine Mitstreiter bei der U21-WM. Und das liegt nicht nur daran, dass er Asiate ist. Seine Brille, seine Zahnspange, seine recht großen Hautunreinheiten, seine große Zurückhaltung – Chung ist auffällig und unauffällig zugleich. Er wirkt wie ein ganz normaler junger Mann auf seinem Weg zum Erwachsenwerden.

Die meisten Asiaten sind etwas scheu. Chung bildet in diesem Punkt keine Ausnahme. Am Eröffnungstag gab es trotz seines Sieges gegen Denis Shapovalov keine Pressekonferenz mit ihm. Chung, der das Rampenlicht meidet, war sicherlich froh darüber. Sein Englisch ist immer noch etwas holprig, obwohl er im Alter von 13 bis 15 Jahren an der Nick-Bollettieri-Akademie in Bradenton im US-Bundesstaat Florida trainierte. In einem Einspieler auf der Videowand erklärt der Südkoreaner, dass sein Spitzname Professor ist. Warum? Weil er beim Spielen stets eine Brille trägt. Die Bezeichnung Professor passt auch auf seine Spielweise. Chung spielt clever, denkt voraus, nimmt das Tempo des Gegners mit.

Hyung-Taik Lee vor Augen

Dass er überhaupt Tennis spielt, hat auch mit seiner schwachen Sehkraft zu tun. Ein Arzt empfahl der Familie, dass er sich auf die Farbe Grün konzentrieren solle, um besser zu sehen. Chungs Vater meinte, dass der Anblick eines fusseligen Tennisballes ebenfalls helfen würde. Und so wurde aus dem sehschwachen Jungen ein Mann, der bald Südkoreas bester Spieler aller Zeiten sein könnte. Chung ist derzeit die Nummer 54 im ATP-Ranking. Nach den US Open kletterte er auf Platz 44, seine vorläufige Karriere-Bestmarke. Es gibt nur einen Südkoreaner, der erfolgreicher war: Hyung-Taik Lee, einmaliger Titelträger auf der ATP-Tour und die Nummer 36 der Welt.

Stotterstart und ein Gastspiel von Alexander Zverev: Die U21-WM begann mit einer Verzögerung und einigen Widrigkeiten. Auch Alexander Zverev ließ sich in Mailand trotz der Turnierabsage blicken und spielte einen Schaukampf gegen Ersatzmann Stefanos Tstitsipas.

Es müsste einiges passieren, dass Chung diese Platzierung nicht brechen und keine ATP-Titel gewinnen wird. Der Südkoreaner ist viel zu talentiert. Acht Challenger-Turniere konnte er gewinnen, das erste im Alter von 18 Jahren. Ende 2015 erhielt er den Award als „Most Improved Player“, der von seinen ATP-Kollegen bestimmt wurde. An der Verleihung konnte er allerdings nicht teilnehmen, da Südkoreas Militär zu einer verpflichtenden Einheit rief. Eine Knöchelverletzung warf ihn letztes Jahr in der Weltrangliste zurück, raus aus den Top 100. In dieser Saison war Chung wieder voll da. Bei den Next Gen ATP Finals in Mailand greift er nach dem Titel. Nach überzeugenden Siegen gegen Denis Shapovalov und Andrey Rublev steht er im Halbfinale.

Mit US-Serien das Englisch polieren

Der Südkoreaner weiß das Publikum mit seiner Spielweise zu begeistern. Nach spektakulären Punktgewinnen wie im Tiebreak des dritten Satzes gegen Rublev bricht es aus ihm sogar heraus. Der scheue „Professor“ Chung ballt die Faust und fordert die Zuschauer zum Applaus auf. Der Turniersieg bei den Next Gen ATP Finals könnte auch die Initialzündung sein, um Südkoreas erfolgreichster Tennisspieler zu werden. Der Titel in Mailand würde auf jeden Fall viel mehr Aufmerksamkeit bedeuten.

Hyeon Chung ist bei den Next Gen ATP Finals nach zwei souveränen Siegen in der Titelspur.

Sollte Chung in den nächsten Jahren richtig erfolgreich werden, wofür im Moment einiges spricht, sind seine Englischkenntnisse gefordert. Aber nicht nur auf dem Tennisplatz verbessert sich der zurückhaltende Brillenträger stetig. Sein Freund David Hyondo reist so oft wie möglich mit ihm und spricht mit ihm nur Englisch, erklärte Chung vergangenes Jahr im Interview mit Sport360. „Er gibt mir Hausaufgaben. Er sagt mir, dass ich Drama-Serien schauen soll, also gucke ich Prison Break. Und auch Modern Family. Seitdem ich Englisch lerne, werden die Dinge auf der Tour einfacher.“ Für seine Gegner dagegen wird es immer schwerer, gegen Chung zu bestehen.

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