Niki Pilic: „Ich hoffe auf die neue Generation“
Nur sechs deutsche Profis haben beim letzten Grand Slam-Turnier der Saison das Hauptfeld erreicht. Für den früheren deutschen Davis Cup-Kapitän Niki Pilic sind das viel zu wenige.
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Anruf zum Geburtstag. Niki Pilic geht sofort ans Handy. Heute, am 27. August, ist der Kroate 86 Jahre alt geworden. Die Liebe zum Tennis hat er immer noch. Wahrscheinlich geht viel mehr Liebe nicht. Fast jeden Tag steht der frühere Teamchef des Davis Cup-Teams noch auf dem Platz.
Nicht mehr in München, wo er Jahrzehnte lang lebte, sondern in Opatija. Das kleine Seebad schmiegt sich keine 15 Kilometer von der kroatischen Hafenstadt Rijeka entfernt an die blaue Adria. Opatija gilt als Juwel der Heimat von Pilic. Der TC Opatija ist nur fünf Fußminuten vom Meer entfernt.
Wenn Pilic nicht dort ist, verfolgt er in diesen Tagen die Matches bei den US Open vor dem Fernseher in seiner Wohnung. Er möchte die Zeiten, in denen er für die deutschen Herren zuständig war, nicht vergleichen mit heute. Nach dem Boris Becker-Boom gab es oft zweistellige deutsche Starterfelder bei den Herren, wenn es um Grand Slam-Meriten ging.
Niki Pilic: „Deutschland müsste zu den Top-Nationen gehören”
Dass es mit sechs deutschen Startern (Damen und Herren) den schlechtesten Wert bei den US Open seit 1983 gab, findet er bedauerlich. „Das sind viel zu wenige für eine Nation mit 1,5 Millionen registrierten Tennisspielern“, sagt er. „Deutschland müsste zu den Top-Nationen gehören. Es ist bemerkenswert, was gerade in Italien passiert.“ Zwölf Hauptfeldteilnehmer hat Italien. Aber Pilic ist keiner, der seine Nachfolger kritisieren will. Er hofft auf die neue Generation: „Dass Niels McDonald und Max Schönhaus das Juniorenfinale in Paris gespielt haben, ist super.“
Und er freut sich auch, dass Jan-Lennard Struff in der zweiten Runde steht. Als der Warsteiner vor zehn Jahren in Frankfurt gegen Frankreich sein Davis Cup-Debüt gab – und in einem grandiosen Match dem Weltranglisten-14. Gilles Simon in über vier Stunden mit 6:7, 6:2, 7:6, 2:6 und 8:10 unterlag –, war Pilic noch Berater des DTB. Nach dem Match entfuhr es ihm: „Ich wusste nicht, dass er so gut ist. Er hat Top Ten-Potenzial!“
Immerhin bis auf Platz 21 kletterte Struff in der Folgezeit. Bei den US Open musste sich der 35-Jährige, der nur noch die Nummer 144 im ATP-Ranking ist, durch die Quali kämpfen. Und wenn er dort nicht Glück gehabt hätte, wären in New York nur fünf Deutsche am Start gewesen.