TENNIS-AUS-OPEN-PODIUM

Angelique Kerber of Germany (R) shares a laugh with Serena Williams of the US (L) as she holds the winner's trophy during the awards ceremony after their women's singles final match on day 13 of the 2016 Australian Open tennis tournament in Melbourne on January 30, 2016. AFP PHOTO / PETER PARKS -- IMAGE RESTRICTED TO EDITORIAL USE - STRICTLY NO COMMERCIAL USE / AFP / PETER PARKS (Photo credit should read PETER PARKS/AFP/Getty Images)

Serena Williams – ganz groß im Moment der großen Pleite

Sie galt als überdimensionale Favoritin – und stolperte über eine Außenseiterin: Aber Serena Williams bewies Größe in der Niederlage. Das macht sie für viele Tennisfans erstmals richtig sympathisch.

Es ist manchmal paradox im Sport, speziell im Tennis. Du gewinnst alles, was es zu gewinnen gibt. Du bist eigentlich zu gut für den Rest der Konkurrenz. Du schwebst über allen anderen. Du wirst geehrt, honoriert, gelobt – aber eben nicht geliebt. Und dann steht wieder ein großes Finale an. Alle, wirklich alle, erwarten den nächsten Titel von dir. Wie immer. Aber irgendetwas läuft schief. Du hast nicht gerade deinen besten Tag erwischt. Und deine Gegnerin hat keine Angst vor dir. Im Gegenteil. Sie spielt fast schon unbeschwert auf. Obwohl es ihr erstes Grand Slam-Finale ist. Obwohl sie gegen dich, die Beste überhaupt, antreten muss. Du verlierst in drei Sätzen. Aber du freust dich ganz ehrlich für die andere, die Außenseiterin aus Deutschland. Du nimmst sie in den Arm. Du strahlst sie an, als sie den Pokal nach oben stemmt. Du scherzt mit ihr während der Siegerehrung. Und dafür wirst du jetzt plötzlich geliebt – obwohl du verloren hast.

Serena Williams: dominant, kräftig, aggressiv

Serena Williams ist vielen Tennisfans etwas suspekt. Vielleicht weil sie so einschüchternd daherkommt. So dominant, so kräftig, so aggressiv. Wer jemals die Gelegenheit hatte, sie etwas näher kennenzulernen, weiß, dass Serena Williams dies alles vor allem zum Selbstschutz verkörpert. „Ich gegen den Rest der Welt“ – mit dieser Attitüde wurde sie von ihrem Vater Richard ins Profitennis geschickt. Tatsächlich ist Serena Williams einfühlsam, hochemotional, witzig und eben auch sehr fair. Das alles sieht man freilich kaum, wenn sie auf den Courts dieser Welt steht und ihre Gegnerinnen vom Platz prügelt. Normalerweise.

Angelique Kerber of Germany (R) is congratulated during the awards ceremony by Serena Williams of the US (L) after Kerber's victory in their women's singles final match on day 13 of the 2016 Australian Open tennis tournament in Melbourne on January 30, 2016. AFP PHOTO / PAUL CROCK -- IMAGE RESTRICTED TO EDITORIAL USE - STRICTLY NO COMMERCIAL USE / AFP / PAUL CROCK        (Photo credit should read PAUL CROCK/AFP/Getty Images)

WIE ZWEI FREUNDINNEN: Serena Williams und Siegerin Angelique Kerber

Am 30. Januar 2016 kam dann alles anders. Als überdimensionale Favoritin ging sie ins Endspiel der Australian Open und stolperte über die deutsche Außenseiterin Angelique Kerber. Es war ihre große Chance, endlich mit Steffi Graf gleichzuziehen und ebenfalls auf 22 Majorsiege zu kommen. Als Williams dann verlor, hätte wohl jeder dafür Verständnis gehabt, wenn sie mit hängendem Kopf und zutiefst enttäuscht die Zeremonie in der Rod Laver-Arena über sich hätte ergehen lassen. Aber Williams blühte regelrecht auf an diesem sportlichen Tiefpunkt. Sie wirkte neben der Siegerin Kerber plötzlich wie die allerbeste Freundin, die sich diebisch für die andere freut. „Du bist die verdiente Siegerin, genieße diesen Augenblick“, sagt Williams zu Kerber nach dem Match.