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FÜNF WOCHEN VOR DEN US OPEN: Daumen hoch für die erfolgreiche Knie-OP.

Meniskus-Operation: Schnell wieder am Ball

Mitte Juli ließ sich Oscar Otte am Innenmeniskus operieren, fünf Wochen später startete er bei den US Open. Wie ist eine so schnelle Regeneration möglich? 

Text Gabriele Hellwig

Erschienen in Ausgabe 10/2022.

Besonders im Profitennis sind Meniskus–Verletzungen häufig, erläutert -Johannes Holz, Sportmediziner und Orthopäde im OrthoCentrum Hamburg: „Tennis ist eine dynamische Sportart. Mit vielen Sprints und zahlreichen Richtungswechseln. Dazu kommt das ständige Abbremsen. Dieses Stop-and-Go kann das Knie – und damit den Meniskus – stark belasten.“ Ist die Belastung zu extrem, kann es zu einem Riss des Meniskus kommen. „Der Meniskus kann aber auch nach und nach durch chronische Überlastung geschädigt werden. Er verliert dann an Stabilität und Elastizität, feine Risse entstehen“, erklärt Holz. Ein vorgeschädigter Meniskus reißt mitunter schon bei einer normalen Bewegung. So können auch Breitensportler auf Dauer betroffen sein.

Zwar spricht man oft von „dem Meniskus“. Aber es gibt in jedem Knie zwei davon: den Innen- und den Außenmeniskus. Bei den Menisken handelt es sich um halbmond-förmige Knorpelscheiben im Kniegelenk. Sie befinden sich zwischen den Gelenkflächen des Ober- und Unterschenkelknochens. Die Menisken erfüllen eine wichtige Aufgabe im Knie: Sie wirken wie Stoßdämpfer und schützen den Gelenkknorpel vor Überbelastung. Fachmann Holz: „Verletzungen des Innenmeniskus treten deutlich häufiger auf, da der Innenmeniskus fest mit dem Innenband und der Gelenkkapsel verwachsen und deswegen nicht sonderlich beweglich ist.“ Auch bei Oscar Otte war der Innenmeniskus betroffen.

Je nachdem, ob der Innen- oder Außenmeniskus betroffen ist, sind die Symptome unterschiedlich: 

Symptome bei Schädigung des inneren (medialen) Meniskus:

• Schmerzen bei der Drehung des Knies nach außen (Außenrotation)

• Druckschmerz am medialen (inneren) Kniegelenksspalt 

• Schmerzen beim Aufrichten aus der Hockstellung

• Schmerzen bei der Kniebeugung

Symptome bei Schädigung des äußeren (lateralen) Meniskus:

• Schmerzen bei der Drehung des Unterschenkels nach innen (Innenrotation)

• Druckschmerz am lateralen (äußeren) Kniegelenksspalt 

• Schmerzen beim in die Hocke gehen

• Schmerzen beim Durchstrecken des Beines

Eine Meniskusverletzung sollte allein wegen der meist damit verbundenen Schmerzen zügig behandelt werden. „Unbehandelt wird der Schaden meistens größer und es kommt zu Schädigungen des Knorpels“, mahnt Holz. Ein aufgesuchter Orthopäde wird das Knie im Fall der Fälle genau untersuchen und einige spezifische Bewegungstests durchführen. Zur Sicherung der Diagnose kann zusätzlich eine Kernspin-Untersuchung (MRT) sinnvoll sein. So können sonstige Schäden im Gelenk, wie zum Beispiel ein Knorpelschaden, frühzeitig erkannt und entsprechend therapiert werden.

Meniskus-Operation mit Allotransplantation

Ist der Meniskus gerissen, wird er vorsichtig wieder zusammengenäht. Das ist am schonendsten für Tennisspieler. Holz: „Ein gerissener Meniskus kann aber nur dann zusammengenäht werden, wenn noch ausreichend gesunde Meniskusanteile vorhanden sind und das geschädigte Areal noch durchblutet wird. Sonst heilt er nicht.“ Ist eine Naht nicht mehr möglich und müssen mehr als 40 Prozent des Meniskus entfernt werden, kann ein Transplantat den fehlenden Meniskusanteil ersetzen. 

Bisher kamen als Meniskus-Transplantate „Kollagen-Implantate“ zum Einsatz. Diese bestehen aus natürlichem Kollagen, das aus der Achillessehne von Rindern gewonnen wird. Es ist dem menschlichen Meniskus, der zu etwa 90 Prozent ebenfalls aus Kollagen besteht, ähnlich. Inzwischen gibt es aber eine bessere Alternative: die „Allotransplantation“. „Bei der Allotransplantation stammt das transplantierte Gewebe nicht von Rindern oder vom Patienten selbst, sondern von einem menschlichen Spender“, erklärt Holz. Es handelt sich um humanes steriles Gewebe, medizinisch „Allograft“ genannt.

Meniskus

KNIE IN NOT: Ein ­eingerissener Meniskus ist äußerst schmerzhaft. 📸: Shutterstock

„Das Gewebe ist sehr gut verträglich“, betont Holz. „Da das Gewebe sterilisiert ist, kann es keine Abstoßungsreaktion wie bei der Organspende geben. Der Patient ist frei von einer immunologischen Medikation.“ Das Spendergewebe ist vom Paul-Ehrlich-Institut, dem deutschen Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, als Arzneimittel freigegeben. 

Das Transplantat wird exakt vermessen und über einen kleinen Schnitt am Knie in den vorbereiteten Defekt eingeführt. „Das Transplantat passt wie der eigene Meniskus“, beteuert Holz. Der Meniskus wird nun mit zwei Nähten im hinteren und vorderen Bereich fest im Knochen verankert. Zusätzlich erfolgt die weitere Fixation des Meniskus im Bereich der Gelenkkapsel über Nähte oder Nahtanker. Damit der Körper das Gewebe gut annimmt, wird während der Operation zusätzlich autologes konditioniertes Plasma in den Meniskus injiziert. Es handelt sich um spezielle Zellen, die im Knochenmark gebildet werden und wichtig für die Wundheilung sind. 

Bei größeren Rissen dauert die Genesung länger

Nach einer Meniskustransplantation sollte das operierte Bein für sechs Wochen teilbelastet werden. Tennisspieler erhalten für den Alltag Gehstützen. Begleitend ist Physiotherapie wichtig. Tennis kann in der Regel nach drei bis sechs Monaten wieder gespielt werden, wobei die Belastung langsam gesteigert werden sollte. Dies sollte der Tennisspieler individuell mit dem behandelnden Orthopäden abstimmen. Bei Oscar Otte lag der Fall allerdings etwas anders. 

„Dass er schon nach kurzer Zeit wieder Tennis spielen konnte, ist heutzutage bei einer Meniskusverletzung nicht ungewöhnlich. Denn die Therapiemöglichkeiten sind besonders bei Meniskusverletzungen inzwischen hervorragend. Grundsätzlich sind gerade kleinere -Meniskusschäden wie bei Otte sehr gut zur gewebe-schonenden Teilresektion geeignet. Damit kann der Patient sehr schnell wieder uneingeschränkt das Knie belasten und natürlich Tennis spielen! Bei größeren Rissen kann die Genesung etwas länger dauern. Hier ist es realistisch, dass der Patient nach etwa drei Monaten wieder Tennis spielen kann“, erklärt Holz.

Unser Experte

Unser Experte Dr. Johannes Holz.

Dr. Johannes Holz ist Sportmediziner und Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie im OrthoCentrum Hamburg. Dr. Holz besitzt große Expertise in der operativen und konservativen Behandlung von Hochleistungssportlern und Freizeitsportlern.
Kontakt: www.orthocentrum-hamburg.commen’s jordan release dates | off white nike presto white aa3830 100