Australian Open 2026 mit dem „One-Point-Slam“: Amateure treten gegen Alcaraz an
Die Australian Open führen 2026 den „One-Point-Slam“ ein: Auf 22 Tennisprofis treffen zehn Amateurspieler und der Gewinner kassiert eine Million Australische Dollar.
Welcher Freizeitspieler träumt nicht davon: Einmal gegen einen echten Tennisprofi spielen, womöglich sich sogar mit dem eigenen Idol den Platz teilen? Normalerweise bleibt diese Vorstellung ein Traum. Die Australian Open lassen ihn nun wahr werden – zumindest für zehn Amateure. Sie werden bei dem sogenannten „One-Point-Slam“ im Vorfeld der Hauptfeld-Wettbewerbe der Australian Open 2026 die Chance haben, gegen einen von 22 Tennisstars anzutreten und am Ende sogar eine Million Australische Dollar (ca. 565.000 Euro) zu gewinnen. Der Clou bei der Sache: Ein „Match“ dauert – wie es der Name des Show-Events schon sagt – nur einen Punkt lang.
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— #AusOpen (@AustralianOpen) October 7, 2025
Komplett neu ist die Idee nicht: Schon in diesem Jahr gab es in Melbourne den „One-Point-Slam“. Es war ein erster Versuchsballon, der die Veranstalter allem Anschein nach überzeugt hat. 2025 war Andrey Rublev der bekannteste Profi im Feld. Er gewann aber nicht, sondern flog im Viertelfinale raus. Wichtig: Profis haben in dem Turnier nur einen Aufschlag, Amateure aber wie üblich zwei. Am Ende gewann der australische Profi Omar Jasika im Finale gegen Landsfrau Priscilla Hon – nach einer Monsterrally mit 35 Schlägen. Jasika holte sich die Siegprämie über 60.000 Australische Dollar (ca. 34.000 Euro). Von dem Showturnier bekam aber kaum jemand etwas mit: Es wurde tagsüber in der fast leeren KIA-Arena ausgetragen.
2026 soll alles größer, besser und starlastiger werden. Dafür soll nicht nur der opulente Eine-Million-Scheck für den Champion sorgen. Der „One-Point-Slam“ wird als Night-Session in der Rod Laver-Arena ausgetragen und als erster teilnehmender Profi steht bereits kein Geringerer als der Weltranglisten-Führende Carlos Alcaraz fest. Weitere Namen werden in den nächsten Wochen bekanntgegeben. Die australischen Amateurspieler können sich schon bald über regionale Ausscheidungsturniere auf Clublevel für den „One-Point-Slam“ qualifizieren. Die zehn, die dann später in der Rod Laver-Arena gegen Alcaraz und Co. antreten, werden während der Quali-Woche final in Melbourne bestimmt.
„One-Point-Slam“ als Alleinstellungsmerkmal für die Australian Open
Mit dem „One-Point-Slam“ haben nun auch die Australian Open ihr Alleinstellungsmerkmal für die Quali-Woche vor dem Start des eigentlichen Turniers – so wie die US Open ihr verkürztes Mixed-Format als Aufgalopp für die Main-Draws nutzen. Der Plan dahinter ist offensichtlich: Die Grand Slam-Turniere sehen sich längst nicht mehr als ein Zwei-Wochen-Turnier mit vorgeschalteter Quali; nein, sie wollen als ein Drei-Wochen-Event wahrgenommen werden. „Das Wachstum der Australian Open in den letzten Jahren war außergewöhnlich – 2025 konnten wir 1,2 Millionen Fans begrüßen. Diese Dynamik bringt eine neue Herausforderung mit sich: Wie können wir noch mehr Menschen ein spektakuläres Australian Open-Erlebnis bieten? Die Antwort lautet Opening Week, die wir für die Australian Open 2026 in Bezug auf Umfang und Erlebnis auf die nächste Stufe gehoben haben“, frohlockte jüngst Turnierdirektor Craig Tiley.
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Konkret bedeutet das: Es wird ein dreiwöchiges Programm im Melbourne Park geben und insbesondere die Opening Week soll mit Live-Konzerten, öffentlichen Trainings, freiem Eintritt für Kids, Charity-Events, dem „Kids Tennis Day“ und eben dem „One-Point-Slam“ noch attraktiver werden. Wachstum über alles für mehr Einnahmen und größere Gewinne. Ach ja, 256 Spieler und Spielerinnen kämpfen in dieser Woche auch noch in der Quali um ihre Startplätze für das Hauptfeld. „Die Australian Open 2025 haben neue Maßstäbe gesetzt, und 2026 legen wir die Messlatte noch höher“, kündigt Tiley an.
Großes Happening: Kids Tennis Day bei den Australian Open 2025.Bild: Imago
Welches Potenzial hat der „One-Point-Slam“?
Die Frage wird sein: Hat der „One-Point-Slam“ wirklich das Potenzial, um die Australian Open noch populärer zu machen? Vermutlich schon. Die 22 Profis und zehn Amateure werden in ein 32er-Feld gelost. Der Sieger oder die Siegerin muss also fünf Punkte in Summe gewinnen, um eine Million Australische Dollar zu kassieren. Es wurden im Welttennis schon viele abstruse Gagen gezahlt, aber eine Million Australische Dollar für FÜNF gewonnene Punkte dürfte alles andere toppen. Und genau darin liegt ja auch der Reiz des Formats, weil bei einem gespielten Punkt pro Match theoretisch alles drin ist – auch für die Amateure. Übrigens: Bei dem neuen Mixed-Wettbewerb in New York erhielt das spätere Sieger-Paar in Summe eine Million US-Dollar (nach insgesamt vier Matches allerdings).
Natürlich kommt in dem Extrem-Format der Australian Open dem Aufschlag eine entscheidende Bedeutung zu, auch wenn die Stars wie 2025 nur ein Service, die Hobbyspieler aber zwei Aufschläge haben werden. Beim ersten „One-Point-Slam“ zu Beginn des Jahres wurde der Aufschläger noch per Münzwurf bestimmt. 2026 aber entscheidet eine Runde „Stein, Schere, Papier“ darüber, wer den einzigen Punkt des Matches eröffnen darf. Das verleiht dem Ganzen mehr spielerischen Charakter und als Beteiligter denkt man sich eher, dass man den Ausgang selbst in der Hand, auch wenn es natürlich reine Glückssache ist.
Spannend wird nun sein, was sich Roland Garros und auch Wimbledon für ihre Startwochen überlegen. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt jedenfalls, dass sich die vier Majors immer gegenseitig bei Innovationen und Weiterentwicklungen beeinflusst haben. Als Stichwörter sind hier „Nightsessions“ und „überdachte Show-Courts“ zu nennen. Was also kommt als Nächstes?