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Erster gemeinsamer 1000er-Masters-Titel: Tim Pütz und Kevin Krawietz siegten in Shanghai. Bild: ATP

Krawietz/Pütz nach Shanghai-Triumph: erst Familienwoche, dann Saison-Endspurt

Mit ihrem ersten gemeinsamen 1000er-Masters-Titel steigen die Chancen für Krawietz/Pütz, sich erneut für die ATP-Finals zu qualifizieren.

Es war eine Geste, wie man sie von den beiden Familienmenschen Tim Pütz und Kevin Krawietz fast ein wenig erwartet hatte. Als sie den Matchball im Doppelfinale des 1000er-Masters von Shanghai gegen Alex Michelsen (USA) und Andre Goransson (SWE) zum 6:4, 6:4-Sieg verwandelt hatten, kritzelten sie die Namen ihrer Liebsten auf die „Statement-Scheibe“ der TV-Kamera. „Wir waren die ganze Woche ohne unseren Familien unterwegs und freuen uns nun darauf, bald wieder bei ihnen sein zu können“, erklärte Pütz, der wie sein Doppelpartner zwei kleine Kinder daheim in Deutschland hat.

Krawietz/Pütz mit einem Blitzstart

Es war eine familienfreundliche Uhrzeit, als das Doppelendspiel am Sonntagmorgen um acht Uhr morgens MEZ in Shanghai begann. Gut möglich, dass die älteren Kids von Pütz und Krawietz zu Hause vor den Bildschirmen bei ihren Vätern mitfieberten. Sie sahen einen Blitzstart des deutschen Duos, dem gleich ein Break beim Stand von 1:1 gelang. Wenig später war der erste Durchgang eingetütet.

Auch in den zweiten Satz starteten „KraPütz“ stark; wieder nahmen sie Michelsen/Goransson beim Stand von 1:1 den Aufschlag ab. Bei einer 3:2-Führung servierte Kevin Krawietz dann plötzlich drei Doppelfehler in einem Aufschlagspiel und der Satz war auf einmal wieder offen. Aber Krawietz/Pütz leisteten sich danach keine Schwächephase mehr: Sie breakten erneut und servierten im Anschluss das Match sicher nach Hause.

Für das deutsche Duo ist es der zweite Saisonsieg (nach Halle) und der fünfte gemeinsame Titel, nachdem sie sich zum Start der Saison 2023 als festes Doppel gefunden hatten. Ihr größter gemeinsamer Triumph bleibt der Titel bei den ATP-Finals 2024, aber direkt dahinter reiht sich nun der frische 1000er-Masters-Titel von Shanghai ein. Für Krawietz ist es tatsächlich der erste Titel in dieser Turnierkategorie; für Pütz hingegen schon der zweite (er gewann 2021 in Paris-Bercy mit Michael Venus).

Krawietz/Pütz auf den Spuren von Becker/Stich

Es ist 33 Jahre her, dass ein deutsches Doppel ein 1000er-Doppelturnier gewann. 1992 gelang das Michael Stich und Boris Becker in Monte Carlo – als Vorbereitung für ihre spätere Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Barcelona. „Wir sollten uns auf keinen Fall mit diesen beiden in eine Kategorie stecken“, sagte der 37-jährige Pütz im Champions-Interview mit ATP.com. „Ich weiß noch, wie mir Michael Stich 2021 nach meinem ersten 1000er-Masters-Titel eine Nachricht schickte. Ich kannte ihn überhaupt nicht, und das war sehr, sehr nett von ihm. Der erste große Titel war schon etwas sehr Besonderes.“

Seinen zweiten Titel in dieser Liga konnte Pütz aber auch gleich einordnen: „Mit Kevin ist es nicht schöner, aber es ist definitiv etwas anderes, wenn man mit einem Landsmann so ein Turnier gewinnt. Wir sind wirklich gute Freunde, auch mit unseren Teams. Wir besuchen uns auch dann, wenn wir keine Turniere spielen. Es ist also sehr schön, das mit ihm zu teilen. Ich denke, insgesamt sind wir einfach glücklich, in dieser Phase unserer Karriere und unseres Lebens in solchen Momenten zusammen zu sein.“

Für Kraweitz/Pütz kommt dieser Erfolg genau zur richtigen Zeit, denn durch ihn steigen die Chancen, dass sich die Titelverteidiger erneut für die ATP-Finals der acht besten Doppelteams der Saison qualifizieren. In der Jahres-Teamwertung stehen sie nun auf Platz sechs. In der kommenden Woche spielen die beiden kein Event, während ihre direkten Konkurrenten bei den 250er-Turnieren in Almaty, Stockholm und Brüssel am Start sind.

Krawietz/Pütz erst wieder in Basel am Start

Danach aber greifen Krawietz/Pütz in Basel und in Paris wieder ins Geschehen ein, um die letzten Punkte für Turin zu holen. Zur Erinnerung: 2024 entschied es sich erst beim Masters in Paris-Bercy, dass die beiden Deutschen nach Turin reisen werden. Allerdings kam im letzten Jahr noch erschwerend hinzu, dass Pütz eine Wadenverletzung auskurieren musste und erst wieder zu den ATP-Finals fit wurde.

Solche Schwierigkeiten hat das deutsche Davis Cup-Erfolgsdoppel aktuell nicht. Ganz im Gegenteil: Mit dem 1000er-Masters-Titel im Gepäck und einer guten Aussicht auf eine erneute ATP-Finals-Teilnahme können die beiden die anstehende „Familienwoche“ sicher voll genießen.