CHALLENGERS

Art Donaldson (Mike Faist) im Gespräch mit Tashi Duncan (Zendaya).Bild: Metro-Goldwyn-Mayer Pictures

Filmritik „Challengers – Rivalen“: Stilvolles Tennisdrama

Am 25. April 2024 kommt mit „Challengers – Rivalen“ der neueste Streifen von Luca Guadagnino in die Kinos. tennis MAGAZIN hatte bei der Pressevorführung in Hamburg die Möglichkeit, den Film verfrüht zu sehen. Unsere Meinung lest ihr hier.

Text: Jan Jobmann, Linus Karzig

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von AMC Theatres (@amctheatres)

„Challengers – Rivalen“: Handlung

Tashi Duncan (Zendaya) war in der Vergangenheit ein großes Tennis-Talent. Allerdings wurde sie durch eine Verletzung ausgebremst. Damals bewunderten sie unter anderem Patrick Zweig (Josh O´Connor) und Art Donaldson (Mike Faist), die ebenfalls Tennis spielen und beste Freunde waren. Zunächst ergab sich eine Liaison zwischen Patrick und Tashi, die letzten Endes aber Art heiratete. Als Folge des Kampfes um die Liebe des Wunderkindes zerbrach die Freundschaft zwischen Patrick und Art.

Jahre später ist Tashi als Trainerin ihres Ehemannes aktiv, den sie zu einem Siegertypen geformt hat, ähnlich ihrer eigenen Mentalität. Damit Art ein Formtief überwinden kann, schlägt Tashi vor, dass er ein unterklassiges Turnier, einen Challenger, spielt, um wieder Erfolge feiern zu können. Was sie nicht ahnt: Ihr ehemaliger Lebensgefährte und Arts früherer bester Freund Patrick, der sich auf Profi-Ebene nicht durchsetzen konnte, nimmt ebenfalls an dem Turnier teil. In der Folge flammt die alte Rivalität zwischen den beiden Spielern auf und neben dem Platz wieder auf.

Gute Story, ausbaufähige Umsetzung – Unsere Bewertung

„Challengers – Rivalen“ veranschaulicht die unterschiedlichen Facetten der Tenniswelt. Auf der einen Seite stehen Tashi Duncan und Art Donaldson. Bei dem mehrfachen Grand Slam-Sieger und seiner erfolgssüchtigen Trainerin spielt Geld keine Rolle. Doch auch den besten und erfolgreichsten Spielern bleiben Krisen nicht erspart. Demgegenüber steht Patrick Zweig. Auf Profiebene konnte er nie das gleiche Level erreichen wie sein ehemals bester Kumpel Art. Stattdessen kämpft er bei unterklassigen Turnieren um seine Existenz – sowohl sportlich als auch finanziell.

Das Verhältnis zwischen Patrick und Art ändert sich im Laufe ihrer Karrieren von besten Freunden zu erbitterten Rivalen. Auch auf der realen ATP- und WTA-Tour sind solche Beziehungen zwischen den Spielern nichts Unbekanntes. Daniil Medvedev und Alexander Zverev hatten sich in der Vergangenheit beispielsweise immer mal wieder über Interviews und Pressekonferenzen Wortgefechte geliefert.

Art Donaldson (l.) und Patrick Zweig (r.) – von Freunden zu Rivalen.Bild: Metro-Goldwyn-Mayer Pictures

Inszenierung der Tenniselemente

Spezifische Elemente einer Sportart in einen Film einzubinden ist nicht immer einfach. Besonders wenn auch die Schauspieler, welche die Profisportler darstellen, im Normalfall nicht mit dieser vertraut sind. „Challengers – Rivalen“ ist diese Umsetzung jedoch größtenteils gut gelungen, was darauf schließen lässt, dass sich die Schauspieler intensiv mit der Sportart auseinandergesetzt haben. Besonders Josh O´Connor und Mike Faist stellen ihre Charaktere auf dem Platz sehr authentisch dar. Auch Zendaya macht als Spielerin eine gute Figur.

Die Kameraführung zeichnet sich durch viele verschiedene und vor allem besondere Perspektiven aus. Beispielsweise aus Sicht des Balles oder von unterhalb des Spielfeldes. Anstatt es sich einfach zu machen und tatsächliche Tennisspieler zu casten, welche nur in entfernteren Perspektiven gezeigt werden, setzt man auf ein Training der Hauptdarsteller. So ist es möglich, die Protagonisten auch von Nahem zu zeigen und ihre Emotionen einzufangen.

Auch wenn die Umsetzung im Ganzen sehr authentisch ist, sehen einige Szenen dann doch etwas „künstlich“ aus. Die Ballwechsel werden selten mit Sicht auf das komplette Spielfeld gezeigt und auch die Ballmaschine kommt in einigen Momenten sichtbar zum Einsatz. Außerdem wird zum Ende des Matches zwischen Ballwechseln gesprungen. Hat der Schiedsrichter gerade noch „Einstand“ verkündet, geht das Spiel im nächsten Moment von der linken, also der Vorteilseite weiter. Auch die übermäßige Verwendung von Slow-Motion-Einstellungen zieht die entscheidenden Momente zu sehr in die Länge.

Viele Zeitsprünge & unpassende Musik

Das finale Spiel zwischen Patrick Zweig und Art Donaldson zieht sich als roter Faden durch den gesamten Film. Rückblickend von diesem Match werden zahlreiche Schlüsselereignisse aus der Vergangenheit erzählt, welche die unterschiedlichen Facetten in der Dreiecksbeziehung der Hauptdarsteller über die Jahre aufzeigen. Gelegentlich entsteht durch die Masse an Zeitsprüngen allerdings eine gewisse Verwirrung.

Das schwächste Element des Films ist eindeutig der Score. Er wirkt wie eine Mischung aus dem Sound von Videospielen der 90er-Jahre und schlechter Rave-Musik. Wer es mag, den dürfte es freuen. Diese spannende Musikauswahl wirft einen allerdings immer wieder aus dem Geschehen.

Geschmackvolles Tennisdrama mit Luft nach oben

Im Großen und Ganzen ist „Challengers – Rivalen“ ein gelungener Film. tennis MAGAZIN ist vor allem von der Handlung überzeugt. Besonders die Unterschiede zwischen erfolgreichem und gescheitertem Spieler kommen sehr gut zur Geltung. Auch die Tenniselemente wurden größtenteils sehr anschaulich umgesetzt. Josh O´Connor und Mike Faist haben für ihre Rollen das Tennisspielen gelernt um in den entscheidenden (Match-)Szenen nicht von echten Spielern ersetzt werden zu müssen. Abstriche gibt es hingegen für die Musik und auch die teils übermäßige Verwendung von Zeitsprüngen und Slow-Motion. Wer sich von Liebesgeschichten im Sportmilieu angesprochen fühlt, sollte das neuste Werk von Luca Guadagnino nicht verpassen.