Connecticut Open presented by United Technologies – Day 4

James Blake, ehemals Nummer vier der Welt, wählte auch den Weg "College-Tennis", um ins Profi-Geschehen einzusteigen. 📸: Getty Images

College-Tennis: Amerikanischer Traum

Viele Jugendliche träumen davon, ein College in Amerika zu besuchen. Spieler wie Andreas Mies, Dominik Koepfer oder Benjamin Becker haben gezeigt, dass so sogar der Start auf der Profi-Tour gelingen kann. Milo Quiroz, Cheftrainer der Antonio Valdés Akademie, war früher selbst am US-College. Über 500 junge Talente hat er schon in die USA vermittelt. Ein Gespräch über das Ligensystem und die Voraussetzungen für eine Karriere an amerikanischen Hochschulen.

Herr Quiroz, wie würden Sie einem Außenstehenden College-Tennis erklären?
College-Tennis ist eine Möglichkeit für Jugendliche, sich nach der Schule in den USA im Tennis weiterzuentwickeln. Die USA sind das einzige Land, das ein Programm für mindestens drei Jahre anbietet, maximal fünf, wo du spielen, trainieren, dich verbessern und an Turnieren teilnehmen kannst – wenn du gut bist, kostenlos. Ein volles Stipendium ist eine Investition der Universität von etwa einer halben Million Dollar innerhalb von vier Jahren. Man bekommt die Chance, den Übergang vom Junior zum Profi zu schaffen. Durch die College-Erfahrung kann man reifen, bevor es auf die Profi-Tour geht. James Blake, John Isner und Steve Johnson sind prominente Beispiele aus Amerika, die den Übergang geschafft haben. Benjamin Becker, Dominik Koepfer, Tim Pütz und Andreas Mies sind bekannte deutsche College-Spieler, die jetzt Profis sind.

College-Tennis: Man braucht ein Ziel

Was hat man für einen Abschluss nach dem College in den USA?
In der Regel studiert man vier Jahre am College und schließt es dann mit einem Bachelor ab. Nach dem Bachelor kann man mit dem Master weitermachen. Es ist wichtig, von Anfang an ein Ziel zu haben, um entscheiden zu können, was genau man am College macht. Will man nur einen Bachelor machen oder auch den Master? Will man anschließend nach Deutschland zurück? Deutschland hat da ein richtig gutes System, eine Datenbank im Internet, um zu überprüfen, ob der amerikanische Abschluss in Deutschland gleichwertig ist oder ob man noch ein paar zusätzliche Kurse machen muss. Viele Unis aus den USA sind hier aber als gleichwertig anerkannt.

College-Tennis: Über 800 Universitäten bieten Stipendien an

Wie funktioniert das Ligensystem am College?
Es gibt verschiedene Niveaus: Division 1, Division 2, Division 3, die privaten Universitäten und das Junior College, was als Vorbereitung auf das normale College dienen kann. Division 1 heißt nicht unbedingt, dass die Teams besser sind als in der Division 2. Division 1 heißt, dass die Colleges insgesamt mehr Sportarten anbieten und mehr Teams haben. Man kann zwischen den Divisions nicht auf- oder absteigen, man bleibt immer innerhalb der gleichen Division. Die Mannschaftsspiele beim College ähneln stark den Mannschaftsspielen in Deutschland, es werden immer sechs Einzel und drei Doppel gespielt. Also geht es um insgesamt neun Punkte, Doppel werden gleichwertig berechnet. 

Welche Division eignet sich für welche Spieler?
Wenn man richtig gut ist, sollte man versuchen, in der Division 1 in eine der Top 25 Universitäten zu kommen, bei Division 2 in eine der Top 10 Universitäten, die sind ungefähr auf dem gleichen Leistungslevel. Auch die Top 5 Teams der Division 3 sind richtig stark. In der Division 3 ist man aber zu hundert Prozent abhängig vom Akademischen, die vergeben keine Sportstipendien. Insgesamt gibt es ungefähr 800 Universitäten, die Stipendien anbieten. Das heißt, dass nicht nur die Top-Nachwuchsspieler eine Chance auf ein Stipendium haben, sondern zum Beispiel auch LK 10-Spieler, wenn sie das Erlebnis College-Tennis erfahren wollen.

College-Tennis: Die Persönlichkeit ist wichtig

Wie kommt man überhaupt ans College? Wie läuft der Bewerbungsprozess ab?
Das hängt davon ab, wie alt man ist. Es gibt ein Alter, in dem es den Coaches nicht erlaubt ist, direkt mit dir zu sprechen, das muss dann über die Eltern oder über eine Vermittlung laufen, wie wir das bei der Antonio Valdés Akademie anbieten. Wichtig sind drei Sachen, wenn man einen Coach kontaktieren will. Nummer 1: die akademische Laufbahn. Nummer 2: ein Bewerbungsvideo über drei bis fünf Minuten. Ganz wichtig: Ein Großteil des Videos müssen Punkte im Match sein, weil es das ist, was der Coach sehen will. Die Coaches in Amerika sind super ehrgeizig, weil ihr Job abhängig vom Gewinnen oder Verlieren ist. Und Nummer 3: ein kleiner Lebenslauf, der die Persönlichkeit zeigt. Die Persönlichkeit ist dem Coach wichtig, weil er wahrscheinlich vier Jahre mit dir zusammenarbeiten wird. Im Lebenslauf zeigt man zum Beispiel soziales Engagement in seiner Freizeit oder wenn man in einem Sommercamp gearbeitet hat. Das zeigt dem Coach, dass man zuverlässig, verantwortungsbewusst, ein guter Mensch ist. Tennis kann jeder lernen, aber gute Menschen sind heutzutage schwer zu finden.

INFO Antonio Valdes Akademie

Die Akademie gibt an sieben Standorten in Norddeutschland ihr Fachwissen an Spieler jeder Spielstärke weiter und vermittelt Interessierte an Colleges in die USA. Mehr Infos: www.antoniovaldesakademie.com

College-Tennis, Milo Quiroz

College-Tennis-Experte: Als Spieler und Coach kennt sich Milo Qiroz aus mit dem Thema. 📸: Frank Molter

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