Dominik Koepfer verpasste das Viertelfinale

Dominik Koepfer trifft bei den US Open 2023 in Runde eins auf Titelverteidiger Carlos Alcaraz.Bild: AFP/Getty Images/SID/Jared C. Tilton

Dominik Koepfer: „Ich habe nichts zu verlieren“

Nach einer schwierigen Zeit mit Verletzungen und Pausen ist Dominik Koepfer zurück in den Top 100. Der Deutsche spricht im Interview mit tennis MAGAZIN über die Atmosphäre bei den US Open, seine bevorstehende Herausforderung gegen Carlos Alcaraz und seine Pläne für die Zukunft.

Du bist jetzt selbst bei den US Open auf der Anlage. Wie nimmst du die Stimmung wahr?

Es ist wieder anders als letztes Jahr. Da habe ich noch in der Quali gespielt. Es sind immer öffentliche Trainings, da ist deutlich mehr los. Am Sonntag habe ich zum ersten Mal auf dem Arthur Ashe (dem Centre Court, Anm. d. Red.) gespielt. Da war relativ viel los. Hier in New York ist alles hektisch, alleine der Verkehr. Es dauert, bis man auf der Anlage ist. Aber das ist eben New York.

Die letzten anderthalb Jahre waren für dich bestimmt nicht leicht. Du hast viel pausiert und musstest wegen einer Verletzung am Arm einen langen Weg zurückgehen. Wie fühlt es sich an, jetzt wieder dabei zu sein?

Es war in den letzten eineinhalb Jahren nicht leicht. Am Anfang des Jahres habe ich gar nicht gespielt und dann nach zwei, drei Monaten echt gut die Kurve gekriegt. Dann habe ich viele Matches gewonnen bei Challengern. Dadurch habe ich viel Selbstvertrauen bekommen. Und jetzt bin ich wieder zurück in den Top 100. Das ist umso besser, besonders, weil ich bei den Grand Slams wieder direkt im Hauptfeld stehe und ich kann wieder die größeren Turniere spielen.

Dominik Koepfer: „Die Leistungsdichte bei den Challengern ist anders als vor ein paar Jahren“

Wie unterscheidet sich das Spielen bei Grand Slams von der Challenger-Tour?

Es macht auf jeden Fall mehr Spaß, bei den größeren Turnieren zu spielen. Du spielst vor mehr Zuschauern, an besseren Orten, unter besseren Bedingungen, bist in besseren Hotels. Es ist alles einfach ein bisschen größer. Challenger-Turniere sind mittlerweile auch nicht mehr so leicht, weil die Leistungsdichte einfach anders ist als vor ein paar Jahren. Ich würde sagen, dass einfach viele, die auf 200 oder 250 stehen, relativ ähnlich spielen wie jemand der in den Top 100 steht. Da machen nur die Tagesform und die Konstanz den Unterschied. Es ist nicht so leicht, sich durch die Challenger wieder hochzuspielen.

Vor ein paar Monaten hast du noch gesagt, dass du nicht schmerzfrei spielen kannst. Wie geht es dir heute?

Letzte Woche war die erste Woche, in der ich ohne Schmerztabletten gespielt habe und mich wirklich ganz okay gefühlt habe, auch nach dem Match, selbst nach längeren Partien. Es geht auf jeden Fall in die richtige Richtung. 100 Prozent gut ist es noch nicht. Aber ich kann schmerzfrei spielen und voll durchziehen beim Aufschlag.

Dominik Koepfer: „Gut zu wissen, dass ich gegen höher platzierte Spieler gewinnen kann“

Wie beeinflusst dich der Gedanke an deine Verletzung mental?

Es ist jetzt definitiv besser, wenn ich nicht mehr die ganze Zeit dran denken muss. Das beschäftigt dich dann halt schon abseits des Platzes. Dass du immer an deinen Arm denken musst, das ist halt immer irgendwo im Kopf. Aber die letzten Wochen waren auf jeden Fall viel besser und ich konnte mich ein bisschen mehr auf andere Sachen konzentrieren – sowohl beim Spiel als auch beim Trainieren.

Musstest du dann viel umstellen, beispielsweise mehr Physiotherapie machen als vorher?

Ich musste viele Übungen machen, den ganzen Tag, jeden Tag, vor und nach dem Training. Das ist mit der Zeit langweilig, weil es das Gleiche immer und immer wieder ist. Und sonst: Viel umgestellt habe ich nicht. Beim Aufschlag habe ich das Tempo ein bisschen runtergeschraubt und mache viele Slice-Aufschläge.

Jetzt bist du wieder zurück in den Top 100. Wie blickst du so auf die letzten Wochen zurück?

Jetzt habe ich wieder ein paar mehr ATP-Turniere gespielt und dort Matches gewonnen. Viertelfinale in Atlanta, Halbfinale in Los Cabos, zwei Runden in Winston Salem gewonnen. Es ist schon gut zu wissen, dass ich nicht nur wieder dabei bin, sondern dass ich auch gegen die höher gerankten Spieler Matches gewinnen kann, wenn ich physisch fit bin. Das ist positiv.

Dominik Koepfer: „Ein bisschen nervös werde ich wohl sein“

In der ersten Runde der US Open triffst du auf Carlos Alcaraz. Freust du dich?

Auf jeden Fall. Aber klar: Entweder wirst du gegen jemanden spielen, bei dem du weißt, dass du gewinnen kannst oder du spielst halt gegen Djokovic oder Alcaraz. Ich freue mich, zum zweiten Mal auf Arthur Ashe zu spielen. Das Match ist abends. Ein bisschen nervös werde ich wohl sein. Aber es wird cool gegen ihn zu spielen.

Was macht es so schwer oder so unangenehm gegen Alcaraz zu spielen?

Er hat in den letzten zwei Jahren ja so ziemlich alles gewonnen. Er hat relativ wenige Matches gehabt, wo er nicht gut gespielt hat. Ich denke, er ist der schnellste Spieler auf der Tour und macht wenig Fehler. Alcaraz hat unglaubliche Schläge zwischendurch, deswegen wird es nicht leicht für mich. Aber ich denke, ich werde ein paar Chancen im Match bekommen. Ich hoffe, dass ich mithalten und ihn ein bisschen in Bedrängnis bringen kann.

Dominik Koepfer: „Ich muss jetzt abends länger wach bleiben“

Wie schätzt du deine Chancen ein?

Es kommt natürlich ein bisschen auf ihn an. Er hat mehr Druck als ich. Er ist Titelverteidiger, in der ersten Runde in der Nightsession zu spielen, da wird der Druck auf ihm sein. Ich habe nichts zu verlieren. Entweder verliere ich als Underdog gegen Alcaraz oder wenn ich ihn in Bedrängnis bringe und die Chance habe, gegen ihn zu gewinnen, dann wäre es natürlich ein Riesen-Upset. Deswegen kann ich frei drauf los spielen und hoffen, dass er mir ein paar Chancen gibt.

Welche Erwartungen hast du an dich selbst und wie bereitest du dich auf das Match vor?

Ganz normal. Wie bei allen anderen Matches. Jetzt muss ich ein bisschen länger wach bleiben abends, weil ich wahrscheinlich spät spiele. Und zu meinen Erwartungen: Ich hoffe, dass ich ein bisschen Spaß haben kann auf dem Platz und frei aufspielen kann. Die ersten Spiele werden wahrscheinlich ein bisschen nervös sein, aber danach hoffe ich, dass ich dann freier und so gut wie möglich spielen kann.

Dominik Koepfer: „Ich will wieder in die Top 50 kommen“

Was sind deine Pläne für die Zeit nach den US Open und für den Rest der Saison?

Ich werde nicht nach Asien gehen. Ich werde ein größeres Challenger in St. Tropez spielen. Für den Rest des Jahres geht es dann vermutlich nach Astana, Stockholm, Wien und Paris. Und dann Off-Season.

Welche Ziele hast du dir denn selbst noch für den Rest der Saison gesetzt?

Ich will wieder an die Top 50 rankommen bzw. wieder zu den Top 50 zählen. Mein Ranking momentan ist ein bisschen zwischendrin, heißt zwischen Challenger- und ATP-Turnieren. Deswegen wäre es für mich besser und leichter einen Zeitplan zu machen, wenn ich ein paar Spots nach vorne komme und dann bei den größeren Turnieren spielen könnte.