2018 French Open – Day Seven

PARIS, FRANCE - JUNE 02: Serena Williams of The United States serves during the ladies singles third round match against Julia Georges of Germany during day seven of the 2018 French Open at Roland Garros on June 2, 2018 in Paris, France. (Photo by Clive Brunskill/Getty Images)

Fans über Serena Williams & Co: Pferdemarkt-Atmosphäre

Vor allem Serena Williams musste sich zuletzt einige sexistische und frauenfeindliche Sprüche gefallen lassen. Mit großem Unbehagen stellen die Sandplatzgötter fest: Viele Fans des Damentennis sind gar keine.

Der Aufreger der ersten Roland Garros-Woche war ein Kleidungsstück. Serena Williams trat in einer Mischung aus Taucheranzug und Superheldinnen- Outfit an. Auch wir haben uns darüber lustig gemacht, was uns sogar unsere anderthalb Minuten Fernseh-Ruhm im Rahmen der Sendung „Matchball Becker“ auf Eurosport einbrachte. Kleiner aber feiner Unterschied zu vielen anderen Reaktionen im Web: Wir bezogen uns auf die Seltsamkeit des schwarzen Stretch-Etwas an sich. Anderen Usern hingegen war ein hämischer Grundton wichtiger. Es ging um die Figur der Protagonistin.

Serena Williams dominiert, die Spötter urteilen plump

Nun sind wir uns recht sicher: Wäre die männliche Hälfte der Menschheit fürs Kinder kriegen zuständig, würde man danach grundsätzlich frühverrentet und in Gold aufgewogen werden. Und seine Schwangerschaftsstreifen und -pfunde stolz bauchfrei als Zeugnis höchsten Heldentums öffentlich präsentieren. Die Frau mit den 23 Grand Slam-Titeln soll sich bei ihrem Comeback aber bitte verhüllen. Oder besser noch: Erst wieder antreten, wenn ihre Figur wieder den Schönheitsidealen von Typen entspricht, bei denen wir gar nicht wissen wollen, mit welchem Kampfgewicht und in welchem Outfit sie die Matches von der Couch aus verfolgen. Serena Williams kann den Sport über Jahre dominieren, locker in den Spagat gehen und Turnübungen präsentieren, die für die meisten beim Orthopäden enden. Das Fachurteil vom Sofa lautet dennoch nur: „Hintern zu dick.“

Das begrenzt-engstirnige Urteilsvermögen gegenüber weiblichen Profis bezieht sich nicht nur auf Serena Williams. Es gibt Foren im Web, die sich zwar vordergründig mit Damentennis beschäftigen, in denen sich aber hauptsächlich männliche User nur über die vermeintlichen körperlichen Vorzüge und Nachteile der WTA-Damen austauschen. Und zwar nicht nur im Zuge pubertärer Wallungen, sondern bis ins hohe Rentenalter hinein.

Es herrscht Pferdemarkt-Atmosphäre. „Guter Körper, aber ich mag ihr Gebiss nicht.“ Apropos Zähne: In den seriösen Medien wird im Vergleich zu den Kommentarspalten im Netz rhetorisch etwas abgerüstet oder sich aufs Positive konzentriert. Ob aber „das schönste Lächeln der WTA-Tour“ wirklich in den Mittelpunkt gestellt werden sollte, wenn es eigentlich um Sportberichterstattung geht, sei mal dahingestellt.

Serena Williams & Co: Onkelhafte Betrachungsweisen der Kommentatoren

Wird ein Damen-Match im TV übertragen, neigen die zumeist männlichen Kommentatoren gerne zu einer onkelhaften Betrachtungsweise. Spielerinnen von 16 bis 36 Jahren sind „Mädchen“, bei denen ein Serviceverlust weniger als Zeichen eines vielleicht nicht so guten Aufschlags, sondern als Indiz für mentale Probleme gewertet wird. Weibliche Profis kommen im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen auch nicht einfach mal „schlecht rein in eine Partie“. Nein, sie sind allzu oft „Nervenbündel“. Und wenn der Coach beim Seitenwechsel auf den Platz kommt auch noch – typisch Frau – „zickig“. Schrecklich.

Bei den Männern dagegen ist jede Art von Übersprungshandlung in Stresssituationen, von der Beschimpfung des eigenen Teams bis zur Zerstörung des Schlägers, kein Hinweis auf sportpsychologisch behandlungswürdige Defizite. Sondern Ausdruck des „Drucks, der einfach mal raus muss“, wenn man ein „echter Typ“ auf dem Platz ist. Die Ungleichbehandlung geht nach dem Match weiter. Federer & Co. werden zum nächsten Gegner oder zu sportlichen Zielen befragt. Von Angie Kerber will man aber gerne wissen, ob sie vom Preisgeld schon „schön shoppen war“.

Dass dieses Preisgeld für die Damen mittlerweile bei vielen Turnieren dem der Herren entspricht, ist vielen immer noch ein Dorn im Auge. Bei dem, was wir im Zusammenhang mit Damentennis teilweise lesen und hören müssen, denken wir manchmal, dass da eigentlich sogar noch der eine oder andere Dollar Schmerzensgeld oben drauf gehört.

Serena Williams

REINE SANDPLATZGÖTTER: Die Medenmannschaft vom TC RW Möllen (Niederrhein) spielt seit Jahrzehnten zusammen und tritt in der Herren 40-Bezirksklasse A an. Für tennis MAGAZIN kommentiert sie das globale Tennisgeschehen.

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