Yannick Hanfmann

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Happy Hanfmann

Lucky Loser Yannick Hanfmann steht nach einem irren Krimi erstmals in der zweiten Runde der French Open. Der Deutsche reitet derzeit auf einer „kleinen Welle“.

„Diesen Tag werde ich nie vergessen.“ Auf Court 8 im Stade Roland Garros wurde Yannick Hanfmann von einem Lucky Loser zu einem Happy Winner. Nach einer irren Achterbahnfahrt nach 4:56 Stunden steht der 31-Jährige erstmals in der zweiten Runde der French Open. „So viele Emotionen. Etwas Erleichterung, etwas Unglaube. Freude, Fertigsein. Ein surreales und geiles Gefühl. Da ist so viel dabei“, kommentierte Hanfmann seinen dramatischen Sieg. Es war es schon weit nach Mitternacht, als der Deutsche sich den Fragen der Presse stellte.

Dabei waren die French Open für Hanfmann eigentlich schon beendet. Nach seinem sensationellen Lauf als Qualifikant ins Viertelfinale des ATP-Masters-1000-Turniers in Rom und den Sprung auf Platz 64 im ATP-Ranking – seine Karrierebestmarke – musste er trotzdem in die Qualifikation für die French Open. Der Grund: Beim Meldeschluss für das Turnier, vier Wochen zuvor, lag der Karlsruher noch auf Platz 112 im ATP-Ranking. Das reichte nicht, um direkt ins Hauptfeld zu rutschen. Also rein in die Qualifikation, in der er sich souverän ins Quali-Finale spielte. Dann die Ernüchterung: Niederlage gegen den Schweden Elias Ymer.

Yannick Hanfmann: „Ich glaube, dass ich auf einer kleinen Welle reite” 

Als der bestplatzierten Spieler, der sein Quali-Finale verloren hat, rutschte Hanfmann als möglicher Lucky Loser in den Top für die Nachrücker. Aber auch hier meinte es das Schicksal nicht gut mit dem Deutschen. Nach drei Absagen aus dem Hauptfeld wurden aus fünf Quali-Verlieren drei Lucky Loser gezogen. Eine 60-prozentige Chance aufs Hauptfeld. Hanfmann ging leer aus. Doch als die French Open gerade starteten, zog Hanfmann nach der Absage von Benjamin Bonzi als vierter Lucky Loser doch noch ins Hauptfeld ein.

„Meine letzten Tage und Wochen waren ein komplettes Drunter und Drüber. Da ist so viel auf mich eingeprasselt. Ich glaube, dass ich auf einer kleinen Welle reite. Ich hoffe, dass ich sie so weit wie möglich reiten kann“, sagte Hanfmann über seine erfolgreichen letzten Wochen. Der Court 8 in Roland Garros war fest in deutscher Hand, als Hanfmann und der Brasilianer Thiago Monteiro gegen 18:30 Uhr den Platz betraten. Das erste Match des Tages zwischen dem Italiener Andrea Vavassori und dem Serben Miomir Kecmanovic hatte 5:10 Stunden gedauert. Und auch zwischen Hanfmann und Monteiro entwickelte sich ein irres Fünfsatzdrama, wie so oft in der diesjährigen ersten Runde. 21 der 64 Erstrundenmatches gingen über die volle Distanz – so viel wie noch nie bei einem Grand-Slam-Turnier.

Knie überstreckt, Matchball vergeben, Rückstand aufgeholt

Dabei hatte Hanfmann das Match lange Zeit unter Kontrolle. Er servierte stark, nutzte die wenigen Breakchancen, die er hatte, und schlug bei 6:3, 7:5, 5:4 zum Matchgewinn auf. Beim Stand von 15:15 stürzte er nach dem Erlaufen eines Stoppballs ins Netz, fiel auf die gegnerische Seite und überstreckte sein Knie. Ein Drama drohte. Doch der Deutsche konnte weiterspielen und hatte wenig später im Tiebreak Matchball. Statt eines klaren Dreisatzsiegs ging es in die Verlängerung. „Den vierten Satz so anzufangen, nachdem was passiert war mit zum Match servieren plus Matchball zu haben, war schwierig. Andererseits habe ich mir während des Matches immer gesagt, dass es ein Marathon wird“, sagte Hanfmann.

Auch der vierte Satz ging erneut im Tiebreak verloren. Als Monteiro im fünften Satz mit 4:1 in Führung ging, sah es danach aus, dass Hanfmann wie in der ersten Runde der Australian Open zu Beginn des Jahres nach 2:0-Satzführung noch verlieren würde. Der deutsche Fanblock feuerte Hanfmann weit nach vier Stunden mit Schlachtrufen wie „Let’s go Yannick, let’s go“ oder „Yannick Hanfmann, du bist der beste Mann“ weiter lautstark an. „So viele deutsche Zuschauer haben mich gepusht, sonst wäre das wohl nicht möglich gewesen nach knapp fünf Stunden. Die Unterstützung war unglaublich“, sagte der Deutsche.

Yannick Hanfmann: „Davon habe ich immer geträumt”

Das Wunder von Court 8 gelang. Hanfmann schaffte das Break zum 3:4 und ein weiteres zum 5:4. Beim zweiten Ausservieren auf das Match lief alles glatt. Mehr als zwei Stunden nach seinem ersten Matchball nutzte Hanfmann seinen zweiten Matchball – Ortszeit 23:19 Uhr. „Ich habe immer dran geglaubt So ein Match ist nie vorbei, bevor der letzte Ball gespielt ist“, sagte Hanfmann, der zuvor in acht Hauptfeldmatches bei Grand-Slam-Turnieren nur einmal gewinnen konnte – bei den Australian Open 2022.

Gleichzeitig war der dramatische Sieg Hanfmanns erster Erfolg in einem Fünfsatzmatch. „Davon habe ich immer geträumt, dass ich das auch einmal durchleben möchte. Es war zwar nur die ersten Runde, aber so etwas zu gewinnen, ist verdammt schwer. Das ist Grand-Slam-Tennis. Es stehen sich zwei Spieler gegenüber, die es sich nach vier Stunden noch geben. Diesen Tag werde ich nie vergessen. Da bin ich extrem stolz“, sagte Hanfman. So schnell wird man aus einem Lucky Loser ein Happy Winner.jordan retro shoes mens release dates | cheapest place to get jordan 1