Germany v Belgium: Davis Cup World Group First Round Day 3

FRANKFURT AM MAIN, GERMANY - FEBRUARY 05: Steve Darcis of Belgium celebrates the victory with his teammates against Alexander Zverev of Germany during day three of the Davis Cup World Group first round between Germany and Belgium at Fraport Arena on February 5, 2017 in Frankfurt am Main, Germany. (Photo by Alexander Scheuber/Bongarts/Getty Images)

Mail aus Frankfurt: Die vertane Chance

Aus und vorbei! Das deutsche Davis Cup-Team verliert gegen ein kampf- und willensstarkes Belgien mit 1:4. Das bedeutet die erneute Relegation. Ein Mann nahm dabei die Rolle ein, die eigentlich zwei anderen zugedacht war: Steve Darcis.

„The Shark“ nennt er sich. „Mister Davis Cup“ nennen ihnen seine Fans. Steve Darcis, seines Zeichens die Nummer 58 der Welt, bewies an diesem Wochenende in der Frankfurter Fraport Arena, warum er seinen Kosenamen zurecht trägt. Fragen Sie mal bei den deutschen Spitzenkräften Philipp Kohlschreiber und Alexander Zverev nach! Beide, so schien es, hatten den fast 33-Jährigen scheinbar im Griff. Doch „der Hai“ biss zurück. Er sorgte mit seinen zwei ziemlich überraschenden Einzelsiegen gegen  Kohlschreiber und Zverev dafür, dass das deutsche Team die angeblich so ideale Davis Cup-Auslosung in diesem Jahr (mal wieder) nicht nutzte.

Nein, Freunde machte sich dieser Steve Darcis mit seinem Auftritten in der Frankfurt wahrlich nicht – weder auf, noch neben des Courts. Aber dafür war er ja auch nicht hier. Bewusst provokant verhielt er sich vor allem gegen Zverev in den entscheidenden Phasen der letzten Sätze. Er ließ sich bei eigenem Aufschlag mehrfach die Bälle zuwerfen, um diese dann direkt wieder zurückzuspielen und verzögerte damit ein ums andere Mal das Spiel. Die Fans bedachten die Scharmützel mit Pfiffen und Buh-Rufen. Darcis schien genau diese Art der Motivation und Atmosphäre zu brauchen. So spielt einer, der die hitzige Atmosphäre wie sie nur Länderspiele erzeugen, liebt. Ein „Mister Davis Cup“ eben. Darcis war es, der 2015 im Halbfinale gegen Argentinien den dritten Punkt holte und sein Heimatland damit nach 111 Jahren wieder in ein Davis Cup-Finale führte.

Zverev wird müde

Dabei sah es am Sonntag gegen Alexander Zverev anfangs danach aus, als würde der Hai – um im Bild zu bleiben – seine Beute nicht zu fassen bekommen. Man sah einen entschlossenen Alexander Zverev, der mit seinem Powertennis den Belgier zunächst nicht zu seinem Spiel kommen ließ. 6:2 im ersten Satz, geprägt von Tempo und krachenden Aufschlägen. Aus grenzenloser Überzeugung wurde aber, je länger das Spiel dauerte, Missmut und Unzufriedenheit. Erschwerend kam hinzu: Zverev war müde. Das gab er hinterher offen zu. Das Doppel gestern war zu viel für ihn. „Das hat im dritten Satz schon angefangen“, bekannte der Youngster, der von einem komplett verkorksten Wochenende sprach. Vor allem bei den extremen Rückhand Slice-Bällen von Darcis, bei den Zverev immer wieder tief in die Knie gehen musste, merkte der Schlacks die Müdigkeit. Diese Bälle, eine Spezialität des Belgiers, zermürbten Zverev.

Die vertane Chance: Deutschland unterliegt Belgien im Davis Cup

Am Ende fehlte ihm die Kraft: Alexander Zverev verlor gegen Steve Darcis.

Dramatisch wurde es im Tiebreak von Satz vier, als Zverev vier Matchbälle abwehrte – einen davon per Hawk Eye! Darcis ließ sich schon als sicher geglaubter Sieger zu Boden fallen. Zverevs Ball kratzte aber noch die Linie – die Halle bebte! Allein Darcis wiederholte seinen „Umfaller“ wenige Augenblicke später und war obenauf. Diesmal half keine Challenge mehr. Das 2:6, 6:4, 6:4, 7:6 bedeutete das 3:1 für die Gäste. Damit hatte niemand gerechnet. Michael Kohlmanns Fazit: „Ernüchternd!“ Die Rolle des „Helden“ sollte eigentlich einer der Zverevs übernehmen. Aber am Ende aber feierten die belgischen Fans ihren Mister Davis Cup.

Bemerkenswertes ließ Darcis nach seinen starken Leistungen auf dem Platz auch in der Pressekonferenz folgen : „Wir haben wie ein echtes Team gespielt, die Deutschen vielleicht nicht so sehr, obwohl sie hervorragende Spieler haben.“  Ein Team, das waren die Belgier zweifelsohne, inklusive ihrer nimmermüden Fans.

Kohlmann: Haben die Favoritenrolle angenommen

Ob Team oder kein Team – Deutschlands Kapitän Michael Kohlmann muss sich die Frage gefallen lassen, ob es nicht auch so für eine belgische Mannschaft, die ohne ihren Top-Mann David Goffin antrat, reichen muss. Vielleicht war man sich zu siegessicher, wähnte sich nie wirklich in Gefahr, hier als Verlierer vom Platz zu gehen. „Vom Papier, vom Gefühl und von der Form her waren wir Favorit und wir haben die Rolle auch angenommen“, sagte Kohlmann. „Aber sehr viele enge Situationen sind an diesem Wochenende gegen uns gelaufen, so dass nicht wirklich Ruhe und Selbstsicherheit im Team aufkam.“ Über den entscheidenden Mann auf Seiten der Belgier urteilte Kohlmann: „Darcis hat weit über seinen Verhältnissen gespielt.“

Somit bleibt die vielleicht erfreulichste Nachricht der Frankfurter Tage eine nicht-sportliche. Boris Becker und der DTB erwägen offenbar wieder eine Zusammenarbeit. In welcher Form, ist noch unklar. Schaden kann das sicher nicht. Schließlich gab es vor Steve Darcis ja auch schon mal einen „Mister Davis Cup“ in Deutschland. Und der hieß: genau, Sie wissen schon …

Im bedeutungslosen letzten Einzel setzte Kohlmann Mischa Zverev ein. Sein 5:7, 1:6 in 50 Minuten gegen Ruben Bemelmans war aber nur noch Nebensache. 1:4 verloren die Deutschen am Ende – damit hatte niemand gerechnet. Es war ein Wochenende der vergebenen Chancen – in mehrfacher Hinsicht. Die nächste gibt es erst im September, wenn es zum dritten Mal in Folge in die Relegation geht. Da lautet das Motto allerdings eher Schadensbegrenzung statt Chance.

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