Nervosität im Tennis

Balla-Balla: Wenn das Unter-bewusstsein einem Streiche spielt, muss man das Gehirn austricksen.

Mental stark im Tennis – Tipps gegen Nervosität

Nervös? Lösbar! Sie zittern beim Matchball? Unser Kolumnist Michael Berrer kennt das sehr gut und gibt Tipps, wie Sie damit umgehen. 

Zunächst ein Geständnis: Ich war als Profi ein extrem nervöser Typ. 2006 spielte ich mit einer Wild Card beim ATP-Turnier in Stuttgart. Ich rangierte damals um Platz 150. Als ich am Quali-Wochenende über die Anlage ging und nach Autogrammen gefragt wurde, dachte ich: „Hey, was wollen die von mir? Ich gehöre doch eigentlich gar nicht hierher.“ Als ich vor dem ersten Match im sogenannten Spielertunnel stand, war ich so nervös, dass ich meinen Beinen praktisch befehlen musste, den nächsten Schritt nach vorne zu machen. Beim Anblick der Bilder im „Walk of Fame“ von Boris Becker oder Gustavo Kuerten bekam ich Schnappatmung. Mein Gegner: Juan Monaco, ein ausgebuffter Sandplatzprofi. Den ersten Satz gewann ich trotzdem 6:4, im zweiten hatte ich Matchbälle! Doch ich bekam Krämpfe, verlor die nächsten Sätze 6:7, 4:6.

Nervosität ist etwas Positives

Die erste Erkenntnis: Nervosität kostet Energie. Ich hatte mir schon vor dem Match negative Gedanken und extremen Druck gemacht: „Wie reagieren die Leute, wenn ich mich blamiere.“ Einigen Freunden habe ich gesagt, dass ich erst am nächsten Tag spiele, damit sie nicht zuschauten. Trotzdem ist Nervosität etwas Positives. Es bedeutet, dass einem das, was man tut, extrem wichtig ist.

Was kann man tun, um nicht „tight“ zu sein, wie wir Tennisspieler sagen? Das gilt übrigens für Profis wie für Amateure. Auch Roger Federer ist nervös, er weiß nur besser damit umzugehen als der Durchschnittsspieler. Was nicht hilft, ist dagegen anzukämpfen. Sich im Selbstgespräch „Du bist nicht nervös“ einzutrichtern, bringt nichts. Mir hat eine gute Vorbereitung geholfen, das Problem in den Griff zu kriegen. Es hat Jahre gedauert, bis ich es genossen habe, vor heimischem Publikum zu spielen. Am Ende meiner Karriere habe ich es als Kraftquelle empfunden.

Nervosität: auf die Atmung konzentrieren

Wichtig ist, dass man die Nervosität akzeptiert. Im zweiten Schritt reduziert man Muskelanspannungen. Das kann man etwa durch Meditation schaffen. Ich zog mich immer eine Stunde vor dem Match an einen stillen Ort zurück, machte Atemübungen und spürte meinen Körper. Nach 15 bis 20 Minuten fühlte ich mich erfrischt. 

Was kann man während des Matches tun? Jeder kennt die Situation: Es steht 6:3, 5:4. Man schlägt zum Match auf und bekommt einen Eisenarm. Ein Rezept: auf die Atmung konzentrieren. Tief durch die Nase ein- und lang durch den Mund ausatmen. Das schafft man auch zwischen den Ballwechseln zweimal. Achten Sie auf Ihre Körpersprache. Bin ich groß, ist der Kopf gerade oder ergebe ich mich meinen Gefühlen? Bei Nervosität spielt einem das Unterbewusstsein einen Streich. Das kann ich nicht verhindern, aber ich kann mein Gehirn überlisten, in dem ich ihm beispielsweise die Handlungsanweisung gebe: Aufschlag nach außen und dann mit der Vorhand in die andere Ecke hämmern. Das Gehirn wird ausgetrickst, in dem es eine Aufgabe hat, für das es eine Lösung sucht. Mit der Nervosität beschäftigt es sich nicht. Folge: Im Kopf sind Sie viel freier!

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Mehr über mentale Stärke finden Sie auf der von mir und Dr. Martin Handschuh entwickelten Plattform www.mental-mastery.org. Fragen und Anregungen gerne an: michael.berrer@tennismagazin.decheap air jordan 11 | off white nike presto white aa3830 100