Rafael Nadal verpasst den Davis Cup verletzungsbedingt

Showkampf in Saudi-Arabien: Das Schweigen von Nadal und Djokovic

Vor zwei Wochen wurde öffentlich, dass Rafael Nadal und Novak Djokovic zwei Tage vor Weihnachten für einen Showkampf in Saudi-Arabien zu gesagt haben. Der Shitstorm ließ nicht lange auf sich warten. Nach den neuesten Erkenntnissen rund um die wohl barbarische Ermordung des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi stehen die Superstars unter Druck.

Rafael Nadal umgibt von jeher das Image des demütigen, hilfsbereiten jungen Mannes aus Manacor, den trotz Superstar-Status keinerlei Allüren umgeben. Zuletzt wurde dies deutlich, als die schlimmen Überschwemmungen auf Mallorca die Nachrichtenlage bestimmten. Rasch tauchten Bilder eines mithelfenden Nadals auf, die die Timelines in den sozialen Medien bestimmten.

Überdies bot die Akademie, die nach dem Mallorquiner benannt ist, Hilfesuchenden kurzerhand Unterschlupf an. Wer Nadal schon mal kennenlernen durfte, der kann zumindest erahnen, dass das keine medienbewusste Aktion des Spaniers war, sondern, dass er wirklich helfen wollte.

Umso erstaunlicher ist es, dass es auch rund zwei Wochen nach der Bekanntgabe eines wohl lukrativen Showkampfes von Nadal gegen Djokjovic am 22. Dezember im saudischen Königreich keinerlei Reaktionen von Seiten des elffachen French Open-Champions gibt. Gleiches gilt auch für Djokovic, der das Event wie Nadal auf Twitter beworben hat. Am achten Oktober war das.

Das Duo verlinkten ihre Worte mit einem Tweet des saudiarabischen Sportministers Abdul Latif al-Sheikh, der tags zuvor mit grossen Worten den King Salman Tennis Cup angekündigt hatte. Am 22. Dezember sollen der Serbe und der Spanier in Jidda gegeneinander antreten.

Fakt ist: Nur zwei Tage nachdem öffentlich das erste Mal über das Verschwinden des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi in der saudi-arabischen Botschaft in der Türkei berichtet wurde, gab der saudische Sportminister den Showkampf bekannt – Zufall? Wohl eher nicht. Es ist wahrscheinlich, dass mit dieser positiven Ankündigung positive Nachrichten verbreitet werden sollten.

Saudi-Arabien steht nicht erst seit dem neuesten Vorfall in der Kritik. Das Demokratieverständnis, der Umgang mit Menschenrechten, der Pressefreiheit und die Positionierung eines modernen Frauenbilds sind alles andere als zeitgemäß. Den Bürgerkrieg im Jemen zwischen schiitischen Huthi-Rebellen und den von Saudi-Arabien und anderen arabischen Staaten unterstützten Truppen von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi  nennen die Vereinten Nationen die „schlimmste von Menschenhand ausgelöste humanitäre Krise unserer Zeit“. 14 Millionen Menschen sind dort vom Hunger bedroht.

Nur folgerichtig, dass auch die Beziehungen inklusive Waffenlieferungen der Bundesrepublik Deutschland, die eigentlich längst eingestellt sein sollten, öffentlich kritisch hinterfragt werden.

Ebenso kritisch wird nun die Rolle der beiden Tennis-Superstars beleuchtet, die für das Event vor Weihnachten, dazu bedarf es keinen Propheten, wohl fürstlich belohnt werden sollen. Dem Tagesanzeiger zu Folge geht es um einen Millionenbetrag, den die zwei Weltklassespieler bekommen sollen. Ein Betrag, an dem wohl Blut klebt.

Denn am Freitag gab nun auch Saudi-Arabien zu, was die Indizien schon vermuten ließen. Der Journalist Khashoggi starb in der saudischen Botschaft in Istanbul – während einer Schlägerei mit Offiziellen ihres Landes, wie es von Seiten der Saudis heißt. Diese Version wird von amerikanischen und türkischen Ermittlern aber stark angezweifelt. Fakt ist: Der Journalist betrat am zweiten Oktober die Botschaft und kam nicht wieder lebendig heraus. Die türkische Regierung erklärte, sie sei in Besitz von Audioaufnahmen. Die sollen Folterei, Ermordung und gar die Zerstückelung des Journalisten beweisen. Die Ermittlungen rund um den zuvor aufgrund seiner Berichterstattung bereits im Exil lebenden Khashoggi dauern an.

Es ist eine Affäre, die nun international immer grössere Kreise zieht. Natürlich auf politischer Ebene, aber auch in Wirtschaftskreisen. Vom 23. bis 25. Oktober sollten sich beim Gipfel Future Investment Initiative viele Wirtschafts- und Mediengrössen in Riad treffen. Viele von ihnen sehen nun von einer Teilnahme ab.

Das Match zwischen Nadal und Djokovic ist einer von vielen Versuchen, mit Sport einen Imagegewinn zu vollziehen und das Bild einer weltoffenen, toleranten Nation zu suggerieren. Vergangene Woche absolvierte die Seleçao zwei Freundschaftsspiele, gegen den Gastgeber und Argentinien. Und im Januar will der italienische Fussballverband seinen Supercup zwischen Juventus Turin und der AC Milan ebenfalls in Saudi-Arabien austragen.

2016 wurde ein Sport-Entwicklungsfonds gegründet, als Teil einer „Vision 2030“, die der Kronprinz des Landes, Mohammed bin Salman, ins Leben gerufen hat. Image, Wirtschaft und der Arbeitsmarkt sollten damit angekurbelt und schlechte Presse verschleiert werden.

Mohammed bin Salman auf einem Plakat in der saudischen Hauptstadt Riyadh.

„Es steht uns nicht zu, zu urteilen, welche Länder Sportwettkämpfe veranstalten sollten und welche nicht, aber es ist auch klar, dass Länder wie Saudi Arabien sehr genau wissen, wie viel Potenzial der Sport hat, wenn es darum geht, sich als Land subtil anders zu positionieren“, sagte Allan Hogarth von Amnesty International der Sunday Times. „Es liegt an Nadal und Djokovic, wo sie ihre lukrativen Showmatches spielen. Aber wenn sie es in Jeddah tun, würden wir gerne sehen, dass sie ihre Position nutzen, um die Menschenrechte zu stärken. Sich öffentlich zu denjenigen zu bekennen, die in Saudi Arabien für Menschenrechte kämpfen, wäre ein Anfang.“

Weder Nadal noch Djokovic haben sich bisher zum geplanten Showkampf geäußert, geschweige denn sich kritisch geäußert oder ihn gar abgesagt. Dabei wäre letzteres eigentlich die einzige logische Konsequenz. Zumindest, wenn man ein glaubwürdiges Image behalten möchte. Wie es Rafael Nadal bisher inne hatte.mens jordan release dates | how often are new jordans release