Aryna Sabalenka, Nick Kyrgios

Neuauflage: Aryna Sabalenka und Nick Kyrgios duellieren sich im „Battle of the Sexes 2025“ am 28. Dezember in Dubai. Bild: Datenbank

Kyrgios vs. Sabalenka: Kampf der Geschlechter

Mehr als 50 Jahre nach dem legendären »„Battle of the Sexes” zwischen Bobby Riggs und Billie Jean King treffen nun Aryna Sabalenka und Nick Kyrgios aufeinander – ein Rückblick auf die größten Geschlechterkämpfe der Historie.

Es ist eine Challenge, die die Sportfans weltweit jedes Mal aufs Neue elektrisiert: der Geschlechterkampf, das Duell Frau gegen Mann. Im ­Tennis haben solche Matches eine lange Tradition. Schon 1888 soll der vierfache Wimbledonsieger Ernest Renshaw gegen Charlotte Dod, Spitzname „kleines Wunder“, 2:6, 7:5, 7:5 gewonnen haben.

Dod hatte dabei aber einen klaren Vorteil: Sie startete jedes Spiel mit einem Vorsprung von 30:0. 1973 forderte dann Bobby Riggs erst Margaret Court und später Billie Jean King heraus – es waren die legendären „Battle of the Sexes“, die weltweit für Schlagzeilen sorgten. 

Aus dieser Tradition heraus spielen nun am 28. Dezember in Dubai Aryna ­Sabalenka und Nick Kyrgios gegenein­ander. Die Weltranglisten-Erste trifft auf einen Dauerverletzen. Kyrgios, der inzwischen auf Rang 652 im Ranking abgestürzt ist, hat sein letztes Match im März absolviert. „Wenn die Nummer eins der Welt dich herausfordert, musst du das Angebot annehmen. Ich habe großen Respekt vor Aryna. Sie ist eine Powerfrau und ein echter Champion. Aber ich habe mich noch nie vor etwas gedrückt und ich bin nicht nur dabei, um zu spielen, ich bin dabei, um zu unterhalten. Das ist es, wofür ich lebe“, kündigte Kyrgios im Vorfeld an.

„Es geht um Respekt, Rivalität und ein neues Bild von Gleichberechtigung”

Das sind fast schon versöhnliche Töne für seine Verhältnisse, nachdem er zuvor in einem Podcast mit Alexander Bublik öffentlich darüber nachdachte, ob er in dem Match überhaupt 100 Prozent geben müsste. Auch Sabalenka gab sich zuletzt eher brav und lobte Kyrgios für sein „großes Talent auf dem Platz“ und seine Entertainer-Qualitäten. Ihre Wortwahl war schon derber, als sie im Sommer ankündigte, Kyrgios „den Hintern zu versohlen“.

Battle of the Sexes – Sabalenka vs. Kyrgios

Kracher vor Silvester: Am 28. ­Dezember treffen Aryna Sabalenka und Nick Kyrgios in der Coca Cola-Arena von Dubai aufeinander.Bild: Datenbank

Natürlich ist das alles Teil des Spiels. Sabalenka und Kyrgios wollen Aufmerksamkeit für ihr Match, das von ihrer gemeinsamen Management-Agentur Evolve veranstaltet wird. Das Mastermind hinter dem „Battle of the Sexes 2025“ ist Evolve-Mitbegründer Stuart Duguid. „Es geht um Respekt, Rivalität und darum, ein neues Bild von Gleichberechtigung im Sport zu schaffen“, erklärte Duguid der BBC.

Er hofft auf eine ausverkaufte Arena in Dubai, in die 17.000 Fans passen. Das Match soll auch weltweit gestreamt werden (in Deutschland auf Sporteurope.TV). Ein Preisgeld soll es nicht geben. „Es geht um die Ehre“, ­beteuert Duguid. 

Tut sich Aryna Sabalenka damit einen Gefallen?

Womöglich steckt aber doch mehr hinter diesem Showmatch. Sabalenka ist Ende 2024 von IMG zu Evolve gewechselt, um bessere Sponsorenverträge zu bekommen. „Mir gefiel die Herangehensweise von IMG nicht. Wenn man etwas Großes und Eigenes aufbauen möchte, wenn man seine eigene Marke etablieren und nicht nur kurzfristige Verträge abschließen will, dann ist IMG dafür nicht der richtige Partner. Ich hatte nie einen strukturierten Plan dafür, mit welchen Marken ich zusammenarbeiten wollte“, offenbarte Sabalenka in einem Interview im Vorfeld der US Open. Sabalenka vs. Kyrgios ist Teil der neuen Evolve-Strategie, um Sabalenka als globales Testimonial in Stellung zu bringen. 

Bleibt die Frage nach dem ­sportlichen Wert dieser Partie und ihrem Effekt in Sachen Gleichberechtigung. Catherine Whitaker, Co-Moderatorin des Tennis ­Podcast, meint: „Ich sehe absolut keinen Gewinn für das Damentennis – ich sehe nur Trostlosigkeit. Es ist ein krasses kommerzielles Unterfangen und ein Vehikel für einen der offensten Frauenfeinde im Tennis, der nur Aufmerksamkeit will. Wenn Sabalenka gewinnt, besiegt sie einen Mann, der nicht fit ist und seit Jahren völlig irrelevant ist. Was gewinnt sie damit? Nichts.“

Bobby Riggs spuckt große Töne

So gesehen gibt es schon Parallelen zwischen dem ersten „Battle of the Sexes“ von 1973 und der Nachfolge-Veranstaltung mehr als 50 Jahre später. Am 13. Mai 1973 traf mit Ex-Profi Bobby Riggs ein 55-jähriger Chauvinist auf eine der besten Spielerinnen im Damentennis: Margaret Court, 30 Jahre alt, dekoriert mit 22 Grand-Slam-Titeln im Einzel. Riggs, Wimbledonsieger von 1939, hatte seine besten Zeiten längst hinter sich und tönte: „Der Platz einer Frau ist in der Küche und im Schlafzimmer – und das nicht unbedingt in dieser Reihenfolge!“

Ursprünglich wollte Riggs gegen Billie Jean King spielen. Die Vorreiterin für Gleichberechtigung im Frauensport hatte es geschafft, dass die US Open 1973 als erstes Turnier der Welt gleiches Preisgeld für Damen und Herren eingeführt hatten. Für Riggs ein No-Go. „Wenn sie einen müden alten Mann nicht schlagen kann, verdient sie nicht einmal die Hälfte ihres Geldes“, polterte Riggs. Doch King lehnte den Geschlechterkampf ab – vorerst. Margaret Court, Kings große Konkurrentin, sagte als zweite Wahl hingegen zu. 

Bobby Riggs vs. Margaret Court

Am Thema Gleichberechtigung im Sport hatte sie kein besonderes Interesse. Für eine garantierte Antrittsprämie von 20.000 US-Dollar, mehr als sie mit ihren Titeln bei den Australian Open 1973 und French Open 1973 gewonnen hatte, sagte sie dem Geschlechterkampf zu. 

Als Court am Spielort in Ramona in Kalifornien eintraf, frotzelte Riggs: „Ist dir klar, Margaret, dass dies das wichtigste Spiel ist, das jemals gespielt wurde? Denk nur daran, wie viele Frauen auf dich zählen“, warnte er sie. Das Duell wurde aus Damensicht zu einer riesengroßen Enttäuschung. Court war völlig von der Rolle, kam mit der Spielweise von Riggs gar nicht zurecht und spielte vor 3.500 Fans sowie etwa zehn Millionen ­Fernsehzuschauern eines der schlechtesten Matches ihrer ­Karriere.

„Ich habe nicht mit so vielen weichen Schlägen gerechnet. Wir Frauen spielen nicht so“, erklärte sie, nachdem Riggs sie mit 6:2, 6:1 abgefertigt hatte. Das Match ging als „Muttertagsmassaker“ in die ­Tennisgeschichte ein, weil das Duell am Muttertag ausgetragen wurde. 

Bobby Riggs vs. Billie Jean King

Nach seinem klaren Sieg gegen Margaret Court wollte Riggs weitere Tennisspielerinnen besiegen, vor allem Billie Jean King: „Schreibt mich niemals ab. Jetzt will ich King unbedingt schlagen. Ich spiele gegen sie auf Sand, Rasen, Holz, Beton, Marmor oder mit Rollschuhen. Wir müssen diese Geschlechter-Sache am Laufen halten. Ich bin jetzt ein Frauenspezialist. Ich reise um die Welt, um alle Frauenchampions herauszufordern.“ King nahm die erneute Herausforderung dieses Mal an. 

Vier Monate nach dem „Muttertagsmassaker“ fand das „Battle of the Sexes“ statt. Während das Match zwischen Riggs und Court rückblickend medial eher wenig Beachtung bekam, wurde das Duell zwischen King und Riggs zum gesellschaftspolitischen Ereignis hochstilisiert und regelrecht inszeniert. In den Astrodome von Houston strömten 30.492 Zuschauer – damals eine Rekordkulisse für ein Tennismatch. 90 Millionen TV-Zuschauer weltweit sollen die Partie verfolgt haben.

Sie alle sahen, wie Billie Jean King in einer federgeschmückten Sänfte ins Stadion getragen wurde. Derweil ließ Riggs sich von leichtbekleideten Frauen in einer Rikscha zum Duell ziehen. Lässig präsentierte er sich als „Sugar Daddy“. King, 26 Jahre jünger als ihr Herausforderer, rächte die Niederlage ihrer Konkurrentin Court und gewann 6:4, 6:3, 6:3.

Viel mehr als nur eine Tennispartie

„Wenn es irgendeinen Moment gab, der für die Generation der Mädchen damals bestimmend war, dann waren es diese zwei Stunden und fünfzehn Minuten, in denen die versammelte Nation dabei zuschaute, wie ein Mann mit weißen Shorts von einer Frau niedergemacht wurde, sodass ihm nach dem Matchball nichts anderes mehr übrigblieb, als schlapp übers Netz zu springen“, schrieb später der US-Schriftsteller ­Jeffrey Eugenides. 

Battle of the Sexes

Sporthistorie: Das Match zwischen Billie Jean King (re.) und Bobby Riggs im Astrodome von Houston am 20. September 1973 verfolgten angeblich 90 Millionen TV-Zuschauer.Bild: Datenbank

„Sie war zu gut. Ich konnte nicht das Beste aus meinem Spiel holen. Es war zu schnell zu Ende“, gestand Riggs hinterher. Für King war es viel mehr als nur eine Tennispartie. „Dieses Match war eine ideale Plattform, um für die Gleichberechtigung zu kämpfen. Es war ein geschichtsträchtiger Moment“, sagte sie. Dabei sei der Geschlechterkampf für sie eine „Lose-Lose-Situation“ gewesen.

„Wenn ich das Spiel gewinne, habe ich einen 55-Jährigen geschlagen – was keine große sportliche Leistung darstellt. Aber was passiert, wenn ich verliere?“, fragte King im Rückblick. 2017 wurde der Geschlechterkampf von Hollywood verfilmt, mit Emma Stone und Steve Carell in den Hauptrollen. Bis heute halten sich Gerüchte, dass Riggs das Duell mit Absicht verlor, um Spielschulden zu begleichen. 

Bobby Riggs kann es nicht lassen

Die Niederlage gegen Billie Jean King brachte Riggs aber nicht dazu, auf weitere Geschlechterkämpfe zu verzichten. Im Gegenteil: Es war sein Business-Modell, um auch noch im hohen Alter ein paar ­Dollar abzugreifen. Im Alter von 67 kehrte er nämlich auf den Platz zurück, um mit Vitas Gerulaitis, Australian Open-Sieger von 1977, gegen das weltbeste Damen-Doppel anzutreten: Martina Navratilova und Pam ­Shriver.

„Vitas wird überall präsent sein müssen, und ich bin mir sicher, dass er das auch schaffen wird“, blickte Shriver auf das Duell voraus. Im Hinblick auf Riggs meinte sie nur: „Er ist taub, er trägt eine Brille und er ist 67 Jahre alt.“ Und tatsächlich: Riggs war so schwach, dass selbst der 31-jährige Gerulaitis den Totalausfall an seiner Seite nicht kompensieren konnte. Navratilova/­Shriver gewannen 6:3, 6:2, 6:4. Es war der letzte Auftritt von Riggs und die Zeit der großen Geschlechterkämpfe war zunächst vorbei. 

Jimmy Connors vs. Martina Navratilova

Erst 1992 gab es wieder ein großes Match zwischen Mann und Frau: Jimmy Connors (damals 40) gegen Martina Navratilova (damals 35). Der unvermeidliche Bobby Riggs kommentierte: „Ich trug dazu bei, die Frauenbewegung 20 Jahre nach vorn zu bringen, Jimmy kann sie nun um zwanzig Jahre zurückwerfen!“

Auch dieses Duell hat gewisse Parallelen zum „Battle of the Sexes 2025“ zwischen Kyrgios (30) und Sabalenka (27). Der Altersunterschied ist ähnlich (drei bzw. fünf Jahre), ­Navratilova war 1992, genau wie Sabalenka heute, immer noch eine Topspielerin. Connors war, genauso wie Kyrgios jetzt, nur noch ein Teilzeitprofi. Das Match im Caesars Palace in Las Vegas fand vor 13.832 Fans unter besonderen Regeln statt – wie bei Kyrgios vs. Sabalenka.

Connors hatte nur einen Aufschlag und musste das Doppelfeld abdecken. Navratilova hatte zwei Aufschläge und agierte im Einzelfeld. Das half ihr aber nicht. Ihr unterliefen acht Doppelfehler und insgesamt 36 unerzwungene Fehler. Connors siegte 7:5, 6:2. In seiner Autobiografie The Outsider enthüllte er später, er hätte damals eine Million US-Dollar darauf gewettet, dass Navratilova nicht mehr als acht Spiele gewinnen würde. 

Karsten Braasch vs. die Williams-Schwestern

Sechs Jahre später kam es am Rande der Australian Open 1998 zu den wohl ungewöhnlichsten Duellen zwischen Mann und Frau. Die damals 17-jährige Serena Williams hatte sich zu der Aussage hinreißen lassen, dass sie Spieler aus den Top 200 der Herren-Weltrangliste besiegen würde. Karsten Braasch, der Mann mit dem Korkenzieheraufschlag und bekennender Kettenraucher, nahm die Herausforderung an.

Er bekam es erst mit Serena und danach mit der älteren Venus Williams zu tun. „Meine Trainingsvorbereitung beinhaltete eine gemütliche Runde Golf am Morgen, gefolgt von einigen Radlern. Ich tauchte auf dem Platz angemessen entspannt auf“, erzählte Braasch später in einem Interview. Der Deutsche entschied selbst, mit nur einem Aufschlag zu servieren und gewann den Trainingssatz gegen Serena ruckzuck 6:1.

Karsten Braasch, Williams-Sisters

Die Katze rückte in den Fokus: Über Karsten „Katze” Braasch wurde 1998 weltweit gesprochen, weil er zwei Trainingssätze bei den Australian Open locker gegen die Williams-Sisters gewann.Bild: Datenbank

„Es war schwer. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwer wird. Ich habe Schläge gemacht, die auf der WTA-Tour Winner gewesen wären, aber er hat sie einfach erreicht und zurückgespielt“, sagte Serena nach dem Duell. Danach schlug Braasch Venus Williams ähnlich locker mit 6:2. „Ich denke nicht, dass sie jemals einen Spieler aus den Top 500 besiegen können, weil ich heute wie ein Typ, der auf Platz 600 notiert ist, gespielt habe“, bilanzierte Braasch, der damals auf Platz 203 stand, nach den beiden Trainingsdurchgängen. 

Großes Fragezeichen hinter Nick Kyrgios

Nun also das nächste Frau-Mann-Duell: Sabalenka gegen Kyrgios. Über die Form von Sabalenka gibt es keine zwei Meinungen, auch wenn sie 2025 „nur“ einen großen Titel gewann – den der US Open. In ­Melbourne, Paris und bei den WTA-Finals verlor sie jeweils das Endspiel. Als unangefochtene Nummer eins ging sie in die Winterpause.

Das große Fragezeichen steht hinter Nick Kyrgios. Wird er ohne Match­praxis und mit nur einem Aufschlag gefährlich genug sein, um Sabalenka zu ­schlagen? Klar ist: Ein Tennis-Kracher kurz vor ­Silvester wird diese Partie allemal.

Battle of the Sexes – Was das Match zwischen Sabalenka und Kyrgios besonders macht

Nick Kyrgios vs. Aryna Sabalenka

Sabalenka gegen Kyrgios ist natürlich kein gewöhnliches Match. Das fängt schon beim Spielfeld an. Die Hälfte der Weltranglisten-Ersten ist um neun Prozent kleiner als die des Australiers. Konkret bedeutet das: Sabalenkas Seite ist einen knappen Meter kürzer und um mehr als 70 Zentimter schmaler als die reguläre Spielhälfte von Kyrgios. Seitenwechsel gibt es also nicht. Warum man die „Damenhälfte“ um neun Prozent verkleinerte, liegt laut Veranstalter an Studien, aus denen hervorgeht, dass Frauen im Durchschnitt neun Prozent langsamer sind als ­Männer. Beide Profis haben nur einen Aufschlag. Es geht um zwei Gewinnsätze, ein dritter Durchgang wird im Match-Tiebreak entschieden. 

Die fünf größten Geschlechterkämpfe der Tennisgeschichte

1973, USAMuttertagsmassaker
Margaret Court vs. Bobby Riggs
2:6, 1:6
1973, USABattle of the Sexes
Billie Jean King vs. Bobby Riggs
6:4, 6:3, 6:3
1975, USAChallenge of the Sexes
Virginia Wade vs. Björn Borg
Evonne Goolagong vs. Ilie Nastase
3:6
7:5
1992, USABattle of Champions
Martina Navratilova vs. Jimmy Connors
5:7, 2:6
1998, AUSTrainings-Showmatch
Serena Williams vs. Karsten Braasch
Venus Williams vs. Karsten Braasch
1:6
2:6