Claudia Kohde-Kilsch – Last 8 Club Wimbledon

Bild: tennis MAGAZIN

Last 8 Club in Wimbledon: Zu Besuch mit Claudia Kohde-Kilsch

Claudia Kohde-Kilsch, Wimbledonsiegerin im Doppel, ist Gründungsmitglied im Last 8 Club in Wimbledon. Zu Besuch in einer verborgenen und elitären Oase.

Claudia Kohde-Kilsch wartet vor einem großen Wimbledon-Bild direkt neben Gate 5 an der Church Road. „Einmal um die Ecke geht’s“, sagt sie. Wenn man es nicht wüsste, dann könnte man gar nicht erahnen, dass in einer verborgenen Ecke der Zugang zu einem der elitärsten Clubs der Tennisgeschichte wartet: dem Last 8 Club in Wimbledon. Zutritt haben nur Spieler und Spielerinnen, die im Einzel das Viertelfinale, im Doppel das Halbfinale und Mixed das Finale erreicht haben – plus jeweils eine Begleitperson der Last 8 Club-Mitglieder.  

Kohde-Kilsch nimmt tennis ­MAGAZIN mit hinein in das kleine Heiligtum im All England Lawn Tennis and Croquet Club. Die 61-Jährige ist eines von 682 Mitgliedern (insgesamt 30 Deutsche in der Profi­ära) im Last 8 Club. „Es ist eine Riesenehre und total schön, dass es so sehr wertgeschätzt wird, was man hier in früheren Jahren erreicht hat. Man trifft ehemalige Kolleginnen und man muss sich kein Ticket kaufen“, sagt Kohde-Kilsch, die nahezu jedes Jahr für drei bis vier Tage nach Wimbledon kommt. 

Last 8 Club: Gründung zur 100. Wimbledon-Auflage

Die Idee zum Last 8 Club stammt von Buzzer Hadingham, dem früheren Chairman des All England Clubs, der im Jahr 1986 anlässlich der 100. Wimbledon-Auflage daran dachte, verdiente Spieler und Spielerinnen in der Turniergeschichte zu würdigen, die sonst Schlange hätten stehen müssen, um Tickets zu ergattern. Wer es in den Last 8 Club geschafft hat, darf das Wimbledon-Gelände für den Rest des Lebens nach Belieben betreten, erhält zwei Pässe für das gesamte Turnier sowie Zugang zu dieser besonderen „Hospitality Suite“, in der unter den Mitgliedern Tickets für die Matches auf dem Centre Court und Court 1 verlost werden.

Claudia Kohde-Kilsch – Last 8 Club Wimbledon

Kehrt immer wieder gerne zurück: Claudia Kohde-Kilsch ist Gründungsmitglied im Last 8 Club in Wimbledon. 1987 triumphierte sie im Doppel.Bild: tennis MAGAZIN

Der circa 50 Quadratmeter große Raum dient aber vor allem als Ort des Austauschs zwischen den Champions vergangener Tage – bei kostenlosem Tee, Kaffee und Gebäck. Täglich gibt es zwischen 18 und 19 Uhr eine Happy Hour. „Hallo Claudia“, sagt die 80-jährige Betty Stöwe (Niederlande), ehemalige Wimbledonfinalistin im Einzel sowie Gewinnerin im Doppel, als sie Kohde-Kilsch entdeckt. Der Last 8 Club ist eine Oase im sonst so hektischen Turnierbetrieb. 

„Ich bin quasi Gründungsmitglied“, sagt Kohde-Kilsch, als sie in einem historischen Buch stöbert, in dem alle Erstmitglieder des Last 8 Clubs abgelichtet sind. Im Jahr 1982 erfüllte sie mit dem Einzug ins Doppel-Halbfinale an der Seite von Bettina Bunge erstmals die Kriterien für die Aufnahme. Es folgte eine weitere Halbfinalteilnahme im Doppel drei Jahre später, ehe ihr im Jahr 1987 der große Coup gelang: Neben dem Einzug ins Viertelfinale im Einzel triumphierte sie im Doppel an der Seite von Helena Sukova. „Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn man weiß, dass man früher auf dem Centre Court gestanden hat und dies nun als Zuschauer zu erleben. Mit dem Wimbledontitel im Doppel ging ein Traum in Erfüllung“, sagt sie. 

Last 8 Club in Wimbledon wie eine kleine Familie

Der Blick geht in Richtung einer Tafel, der sogenannten Wall of Fame. Hier sind alle Last 8 Club-Mitglieder verewigt. Die Namen der großen Wimbledon-Champions sind in deutlich größerer Schrift zu lesen als der Rest. Der Name Claudia Kohde-Kilsch steht oberhalb von Pete Sampras, dem siebenmaligen Turniersieger – eine Platzierung, die auffällt. „Bei den ganzen Namen kommen die Erinnerungen hoch. Ich bin wunderbar in der Mitte“, sagt sie. 

Inzwischen haben die drei anderen Grand Slam-Turniere nachgezogen und ebenfalls einen Last 8 Club installiert. Doch das Flair ist nicht zu vergleichen mit dem Original in Wimbledon. „Der Last 8 Club ist wie eine kleine Familie geworden. Viele sind jedes Jahr da. Es ist vor allem interessant, die Generation vor mir zu sehen, worüber diese redet. Was uns alle verbindet: das Know-how über Tennis. Es ist wie ein Klassentreffen“, sagt Kohde-Kilsch über die verborgene und elitäre Oase.

Alle deutschen Last 8 Club-Mitglieder in Wimbledon in der Profiära seit 1968

Spieler/SpielerinAufnahme in den Last 8 ClubBestes Ergebnis
Helga Masthoff1970Viertelfinale Einzel (1970, 1974)
Jürgen Fassbender1973Viertelfinale Einzel (1973)
Karl Meiler1973Halbfinale Doppel (1973)
Hans-Jürgen Pohmann1975Halbfinale Doppel (1975)
Bettina Bunge1982Halbfinale Einzel (1982)
Claudia Kohde-Kilsch1982Titel Doppel (1987)
Boris Becker1985Titel Einzel (1985, 1986, 1989)
Steffi Graf1987Titel Einzel (1988, 1989, 1991, 1992, 1993, 1995, 1996)
Patrik Kühnen1988Viertelfinale Einzel (1988)
Michael Stich1991Titel Einzel (1991)
Marc-Kevin Goellner1994Halbfinale Doppel (1994, 1995)
Alexander Radulescu1996Viertelfinale Einzel (1996)
Nicolas Kiefer1997Viertelfinale Einzel (1997)
Alexander Popp2000Viertelfinale Einzel (2000, 2003)
Florian Mayer2004Viertelfinale Einzel (2004)
Anna-Lena Grönefeld2005Titel Mixed (2009)
Rainer Schüttler2008Halbfinale Einzel (2008)
Tommy Haas2009Halbfinale Einzel (2009)
Sabine Lisicki2009Finale Einzel (2013)
Philipp Petzschner2010Titel Doppel (2010)
Christopher Kas2011Halbfinale Doppel (2011)
Philipp Kohlschreiber2012Viertelfinale Einzel (2012)
Angelique Kerber2012Titel Einzel (2018)
Andrea Petkovic2014Halbfinale Doppel (2014)
Julia Görges2018Halbfinale Einzel (2018)
Jule Niemeier2022Viertelfinale Einzel (2022)
Tatjana Maria2022Halbfinale Einzel (2022)
Kevin Krawietz2023Halbfinale Doppel (2023)
Tim Pütz2023Halbfinale Doppel (2023)
Laura Siegemund2025Viertelfinale Einzel (2025)