Juniors

Der Gewinner der U14-Junioren-Konkurrenz: Daniel Jade aus Frankreich.Bild: © Richard van Loon, Toptennis.photos.

Monte Carlo: Juniors ganz groß

Vom 2. bis 5. November spielten die Junioren dort, wo sonst die Top-Stars der ATP aufschlagen: im Monte Carlo Country Club in Monaco. Für den Nachwuchs eine Gelegenheit mal so richtig Profi-Luft zu schnuppern.

Eine topgepflegte Tennisanlage mit 21 Courts, ein luxuriöses aber gleichzeitig traditionsbehaftetes Clubhaus und Blick auf die Wellen, die auf die Bucht von Monte Carlo treffen – man kann schon sagen, dass es eine Traumkulisse ist, in der die Junioren im November ihre Matches bestreiten. Die besten acht Spielerinnen und Spieler der U14 und U16-Konkurrenzen traten am vergangenen Wochenende bei den Tennis Europe Junior Masters im Fürstentum an. Auf den Courts auf denen jährlich die Monte Carlo Rolex Masters, das ATP-1000er-Event, gespielt wird, konnten sie sich zum Jahresende noch einmal messen. Mit dabei waren auch drei deutsche Nachwuchshoffnungen: Jan Smrcka in der U14-Konkurrenz der Jungen, Marco Ontiveros Ortega bei den U16-Jungen und Tamina Kochta spielte dank einer Wildcard des Veranstalters in der U14-Mädchen-Konkurrenz.

Traumkulisse: der Monte Carlo Country Club in Monaco. Bild: © Richard van Loon, Toptennis.photos.Bild: Tennis Europe

Gegen andere europäische Talente traten sie an. Der Unterschied zum richtigen Profi-Event: Jeder Junior hatte vier Matches garantiert. Denn gespielt wurde im Gruppenmodus mit jeweils vier Spielern. Pro Konkurrenz wurden also jeweils zwei Gruppen gebildet, in denen dann die Platzierungen ausgespielt wurden. Die bzw. der Beste jeder Gruppe qualifizierte sich für das Finale, das Spiel um Platz eins. Aber auch alle anderen kämpften um Platz zwei, drei, vier, usw. Heißt also: Nach einer Niederlage war nicht direkt Schluss und es ging nicht wieder Richtung Heimat. Sondern es waren mindestens fünf volle Tage, die die Kids mit ihren Familien, Teams und Spielerkolleginnen und -kollegen gemeinsam in Monte Carlo verbringen konnten.

So lernen die Juniors den Profi-Alltag kennen

An diesen Spieltagen konnten die Kids sich mal so richtig wie ein Profi fühlen. Nicht nur die Anlage, die sonst Spielstätte des Masters-Turniers ist, versicherte das. Sie spielten mit Stuhlschiedsrichtern, Linienrichtern und Ballkindern. Natürlich standen keine acht Linienrichter und sechs Ballkinder an ihren Seiten, aber ein Linienrichter und zwei Ballkinder waren mindestens mit auf dem Court. Verspürten die Kids ein Zwicken im Bein, kam der Physio auf den Platz gesprintet und behandelte sie. Also gab es auch Medical-Timeouts wie man es von der Profi-Tour kennt. „Das ist nicht bei allen Junior-Turnieren so. Aber gerade bei diesem Event, war uns wichtig, dass die Juniorinnen und Junioren alle Facetten kennenlernen“, erklärt Thomas Hammerl, CEO von Tennis Europe.

Prominente Zuschauer bei den Tennis Europe Junior Masters 2023

Ein weiteres Highlight für die Kids: die Players Party. Im Clubhaus kamen Kinder, Eltern, Coaches und alle Beteiligten des Turniers zum gemeinsamen Abendessen zusammen. Begleitet wurde das Event von einem DJ. Die Kids saßen an großen Tischen, aßen gemeinsam und tauschten sich aus. Mit dabei war auch Ivan Ljubicic, ehemaliger Weltranglisten-Dritter und Teil des Trainerteams von Roger Federer.

Prominenter Gast: Ivan Ljubicic beobachtet die Juniors ganz genau. Bild: © Richard van Loon, Toptennis.photos.Bild: Tennis Europe

Ganz neu schien das „Leben als Profi“ für die Juniors aber nicht zu sein. Denn ihr Verhalten auf dem Platz ähnelte häufig dem der ATP- und WTA-Stars deutlich. Für jeden Punktgewinn hoben sie die Faust, ließen ein „Let’s go“ oder ein „Come on“ in ihrer Landessprache aus und auch der ein oder andere Schläger rutschte ihnen gelegentlich aus der Hand, wenn sie einen wichtigen Punkt verloren geben mussten.

Tamina Kochta: „Ich habe so viel an Erfahrung gewonnen“

Aber zum Leben als Profi gehört noch mehr. Pressegespräche und Interviews beispielsweise. „Das müssen sie lernen“, so die Aussage von Tennis Europe, dem Veranstalter dieses Events. Zwar deutlich kürzer und in kleinerer Runde, aber die Nachwuchstalente stellten sich den Fragen der anwesenden Journalisten – auch vor laufender Kamera. Während der ein oder andere noch ziemlich nervös auftrat, wenn die Kamera lief, entpuppten sich andere schon als echte Filmstars. Eine Frage – und die Antwort sitzt.

Zwar noch etwas schüchtern, aber dennoch selbstsicher in ihren Antworten, zeigte sich auch die Deutsche Tamina Kochta im Gespräch mit tennis MAGAZIN. „Heute habe ich zwar verloren, aber auch so viel an Erfahrung gewonnen“, sagte die 14-Jährige nach ihrem knapp verlorenen Match gegen Barbara Kostecka aus Polen. 3:6, 6:3, 5:7 der Endstand. Niedergeschlagen war Tamina Kochta dennoch, als sie beim Matchball einen Doppelfehler servierte. „Warum beim Matchball?“, rief sie unter Tränen als sie zum Netz schritt, um ihre Gegnerin zu umarmen. Zwei Stunden später wirkte Tamina Kochta deutlich aufgeräumter: „Es ist wirklich toll, hier dabei sein zu können. Das Turnier und die Stadt sind wirklich schön“, sagte sie.

Tamina Kochta im Einsatz bei den Tennis Europe Junior Masters in Monte Carlo. Bild: © Richard van Loon, Toptennis.photos.Bild: Tennis Europe

In den Fußstapfen von Zverev & Co.

Knapp eine Woche vor Turnierstart hat Familie Kochta erfahren, dass Tamina eine Wildcard für die Junior Masters erhält. „Eigentlich haben wir schon in der Halle auf Teppich trainiert. Dann sind wir noch mal auf Sand gewechselt“, erklärt Renata Kochta, Mutter und Coach von der 14-Jährigen. Eines ihrer Gruppenmatches konnte Tamina Kochta gewinnen, zwei musste sie knapp verloren geben. Deshalb spielte sie später um Platz fünf oder sechs beim Turnier.

Ob Sieg oder Niederlage: Die Atmosphäre beim Tennis Europe Junior Masters 2023 war für die Kids einfach besonders. Denn hin und wieder ließ sich auch ein ATP- oder WTA-Profi auf der Anlage blicken und beobachtete die Matches der nachkommenden Generation. Denn viele von ihnen wohnen und trainieren in Monte Carlo, wenn sie nicht gerade um die Welt tingeln.

Zwei von ihnen: Paula Badosa und Mischa Zverev. Mit dem Junior Masters-Event verbindet Zverev beispielsweise auch ein bisschen Familien-Historie. Sein jüngerer Bruder Alexander Zverev spielte hier als Junior auch. Damals allerdings nicht in Monaco, denn das Event hatte zuvor seinen Standort in Reggio Calabrio, Italien. „Viele von den Kindern, die hier mitspielen, trifft man irgendwann auf der ATP oder WTA-Tour an. Sascha ist da ein Beispiel“, so Mischa Zverev. „Aber klar, nicht jeder kann es bis ganz nach oben schaffen. Unter den Top 100 sind nun mal nur 100 Spieler. Einige haben irgendwann auch aufgehört“, so Zverev.

Die drei deutschen Starter bei den Tennis Europe Junior Masters 2023: Jan Smrcka, Tamina Kochta und Marco Ontiveros Castro (v.l.n.r.). Bild: © Richard van Loon, Toptennis.photos.

Ein Schritt in Richtung Profi-Tour

Das bestätigt auch Renata Kochta. „Für Tamina ist es super, sich mit den besten ihres Alters messen zu können. Dass sie zu den besten Spielerinnen Europas in ihrem Jahrgang zählt, ist ein tolles Feedback. Das ist aber natürlich keine Garantie, dass sie es später bis ganz nach oben schafft“, so Kochta. Ein großer Schritt in Richtung Profi-Tour ist es dennoch. Der Franzose Daniel Jade, Sieger der U14-Junioren, freute sich mächtig über seinen Triumph im Fürstentum. „So ein Turnier zu gewinnen ist echt besonders. Ich hoffe, dass ich es schaffe, in die Fußstapfen von Federer und Co. zu treten“, sagte der 14-Jährige in seinem Siegerinterview. Und festhalten kann man: Das Fundament ist gesetzt.

Die Sieger der Tennis Europe Junior Masters im Überblick:

Die Sieger der Tennis Europe Junior Masters 2023. Bild: © Richard van Loon, Toptennis.photos.Bild: Tennis Europe

U14-Juniorinnen:

(2) Jana Kovackova (CZE) d. Barbara Kostecka (POL) 6-4 6-1

U14-Junioren:

(4) Daniel Jade (FRA) d. (1) Kaan Isik Kosaner (TUR) 6-1 6-1

U16-Juniorinnen:

Jeline Vandromme (BEL) d. (4) Gala Ivanovic (SRB) 6-0 7-5

U16-Junioren:

2) Kolos Kincses (HUN) d. Linus Lagerbohm (FIN) 7-6(6) 6-1