Nächste Gegnerin von Eva Lys: Wer ist Victoria Mboko?
In der zweiten Runde von Roland Garros trifft Eva Lys auf Victoria Mboko. Wir stellen die junge Kanadierin genauer vor.
Wer den Namen der nächsten Gegnerin von Eva Lys in der zweiten Runde von Paris, Victoria Mboko, noch nie gehört hat, braucht sich nicht zu wundern. Zu Beginn der Saison war die 18-Jährige aus Kanada noch die Nummer 333 der Welt. Dann aber erlebte sie innerhalb von fünf Monaten so viele Highlights, die bei anderen dicke für eine ganze Saison gereicht hätten. Mboko gewann vier Turniere auf der ITF-Tour hintereinander – ohne auch nur einen einzigen Satz abzugeben. Erst nach 20 Siegen in Folge verlor „Vicky“ mal wieder in Match.
Sie stand plötzlich in den Top 200 und rückte damit endgültig in den Fokus der Tennisszene. Die Teenagerin, die eine gute, aber keine überragende Juniorinnen-Karriere absolvierte (höchstes Ranking: 6), wurde mit einer Wildcard für das Hauptfeld in Miami belohnt und gewann auf Anhieb ihr erstes WTA-Match: 7:5, 5:7, 6:3 gegen die Top 100-Spielerin Camila Osorio. Danach stand sie kurz vor der Sensation, denn es fehlte nicht viel, um auch gegen Paula Badosa zu gewinnen. Mboko verlor erst mit 6:7 im dritten Satz.
Mboko mit gelungener BJKC-Premiere
Danach wurde sie prompt ins kanadische Billie Jean King Cup-Team einberufen – zur Qualifizierungsrunde in Tokio. Mboko lieferte eine perfekte Premiere ab und gewann ihre beiden Einzel gegen Japan und Rumänien.
Es folgte noch eine Wildcard – für die Qualifikation in Rom. Die Kanadierin tütete ihre nächsten Siege gegen zwei Top 100-Spielerinnen ein, legte im Hauptfeld mit einem Erfolg nach und bekam es schließlich mit Coco Gauff zu. Sie startete gegen den US-Star wie die Feuerwehr und holte sich Satz eins. Am Ende gewann Gauff zwar noch, aber spätestens jetzt war klar: Da ist etwas ziemlich Großes aus Kanada im Anmarsch.
Victoria Mboko hits a confident forehand winner against Coco Gauff in Rome.
For those who haven’t seen her play yet, this 18 year old has some serious talent.
Already such a great ball-striker.
— The Tennis Letter (@TheTennisLetter) May 9, 2025
Heißt für Eva Lys: Sie muss gegen Mboko, die zwischenzeitlich noch im Finale bei einem WTA-Challenger stand und danach die Qualifikation für das Hauptfeld von Paris meisterte, extrem auf der Hut sein. Ein Selbstläufer wird diese Partie nicht – auch wenn Mboko aktuell „nur“ auf Rang 120 in der WTA-Rangliste steht.
Mboko: „Mag es dominant im Ballwechsel zu sein“
Mboko kann schnell und dominant spielen. Wenn sie ihr Power-Game voll zur Entfaltung bringt, dann könnte sie Lys damit überrollen. Aber die Deutsche hat bei ihrem Sieg gegen Peyton Stearns gezeigt, dass sie mit viel Variabilität, gutem Winkelspiel und dosiertem Tempo durchaus dazu in der Lage ist, eine Big-Hitterin zu entschärfen.
„Ich mag es, dominant in den Ballwechseln zu sein und die Kontrolle über den Punkt zu übernehmen“, verriet Mboko in einem WTA-Interview. „Ich mag es, wenn die Dinge in meinem eigenen Tempo ablaufen – und ich mag es nicht, wenn man mich hetzt.“ Eva Lys dürfte also wissen, mit welcher Taktik sie Mboko am ehesten schlagen kann.
Allerdings ist es nicht so, dass Mboko nur planlos von der Grundlinie bolzt. Dafür sorgt mit der Französin Nathalie Tauziat eine erfahrene Ex-Spielerin. Tauziat war die Nummer drei der Welt, liebte das Serve-and-Volley-Spiel und will Mboko zu einer kompletten Spielerin ausbilden. Also nicht nur Gas von der Baseline geben, sondern auch mal nachrücken, Slice spielen, Volleys wegdrücken. Und: Auch in der Defensive stärker werden.
Mboko: Mit Tauziats Hilfe
„Nicht in jedem Match werde ich die Kontrolle haben, deshalb arbeiten wir auch viel an meinem defensiven Spiel. Um die Kontrolle zu übernehmen, muss man sie erst aufbauen, ein bisschen laufen und eine gewisse Ausdauer haben“, erklärte Mboko in dem WTA-Text. Allein in dem Statement drückt sich schon der Einfluss von Tauziat aus, die übrigens für den kanadischen Tennisverband tätig ist und mit Mboko vor allem im nationalen Trainingszentrum von Montreal gearbeitet hat.
Das Duo Mboko/Tauziat erinnert an das Gespann Mira Andreeva/Conchita Martinez: In beiden Fällen trifft eine aufstrebende Teenagerin auf eine erfahrene und erfolgreiche Ex-Spielerin. Klar, Andreeva/Martinez sind schon mehrere Schritte weiter, aber die Anekdote, wie Coach Martinez ihrem Schützling erst einmal einen Slice beibrachte, hätte sich auch ohne Weiteres im Mboko/Tauziat-Lager zutragen können.
BIG win. BIG emotions 💚
Victoria Mboko after winning her first ever main draw match at #RolandGarros pic.twitter.com/5Pws4CGHIy
— wta (@WTA) May 25, 2025
Mboko, deren Eltern 1999 aus der Demokratischen Republik Kongo nach Kanada einwanderten, hat noch drei ältere Geschwister, die zum Teil auf hohem Level Tennis spielen. Ihre Vorbilder sind Serena Williams und Bianca Andreescu. Beide erlebte sie live als kleines Mädchen beim großen WTA-Turnier in Toronto.
Mboko bislang mit 39:5 Siegen 2025
Eine besondere Verbundenheit besteht zwischen ihr und Andreescu, die 2019 als erste Kanadierin überhaupt bei den US Open ein Grand Slam-Turnier gewann. Die beiden schreiben sich, Andreescu versucht ihr Tipps mit auf dem Weg zu geben. „Vicky hat schon ein sehr starkes Spiel, sie ist aggressiv, kann aber auch in der Defensive spielen. Sie fängt gerade erst an, sie ist also noch sehr hungrig.“ Eva Lys sollte also gewarnt sein.
Auch wenn sie noch nicht ganz oben angekommen ist: Victoria Mboko ist schon jetzt eine der Aufsteigerinnen der Saison und steht aktuell bei 39 Siegen – und nur fünf Niederlagen! Von ihrem Erfolgslauf scheint sie selbst überrascht zu sein. Auf der Pressekonferenz nach ihrem ersten Sieg in einem Grand Slam-Hauptfeld gegen Lulu Sun sagte sie: „Dass ich dieses Jahr so viele Matches bestreite und gewinne, hätte ich letztes Jahr niemals für möglich gehalten. Ich hatte 2024 mit viel Verletzungen am Knie zu kämpfen. Es ist eine Wohltat, nun frei von Schmerzen spielen zu können.“