Jack Crawford

Der Australier Jack Crawford in Wimbledon während der 30er-Jahre.

US Open 1933: Jack Crawfords große Chance auf den ersten Grand Slam

1933 war der Australier Jack Crawford kurz davor, als erster Spieler die vier bedeutendsten Turniere der Welt in einem Jahr zu gewinnen. Seinen Leistungen ist es zu verdanken, dass man heute von einem „Grand Slam“ spricht.

Don Budge und Rod Laver sind vielen Tennisfans heute noch ein Begriff, auch wenn ihre Erfolge etliche Jahrzehnte zurückliegen. Sie holten den echten Grand Slam, gewannen also alle vier Majorturniere in einem Jahr. Jack Crawford hingegen ist nur Insidern bekannt. Dabei war es der zuvorkommende Australier – Spitzname „Gentleman Jack“ –, der 1933 als erster Spieler nach Triumphen bei den Australian Open, in Roland Garros und Wimbledon die Chance hatte, bei den US Open den Grand Slam zu holen.

Wie der Begriff „Grand Slam“ entstand

Wobei: Damals nannte man diese Aneinanderreihung sportlicher Großtaten noch nicht so. Es war der New York Times-Journalist John Kieran, der als Erster den Begriff „Grand Slam“ in einen Tennis-Kontext stellte. Während der US Open 1933 textete Kieran: „Wenn Crawford das gewinnt, wäre das so etwas wie ein Grand Slam auf dem Court.“ Der Begriff Grand Slam (wörtlich übersetzt: großer Schlag) war zu jener Zeit im Kartenspiel Bridge gebräuchlich und steht für ein Blatt, mit dem man alle Stiche gewinnen kann.

Im Bridge kommt das selten vor und zeichnet damit etwas ziemlich Außergewöhnliches aus. John Kieran, selbst ein exzellenter Bridge-Spieler, wollte diese Besonderheit, die im Begriff Grand Slam mitschwingt, auf den Tennissport übertragen. Allerdings kann man heute mit Blick auf die zurückliegende Tennishistorie festhalten, dass die Analogie nicht ganz passt, denn ein Grand Slam kommt im Bridge dann doch häufiger vor als im Tennis.

Warum es vier Grand Slam-Turniere gibt

Dennoch setzte sich Kierans Vergleich durch. Fortan wurde der Begriff Grand Slam zu einem festen Bestandteil im Tennisjargon und aus den größten Meisterschaften wurden die heute gängigen Grand Slam-Turniere. Kieran definierte den Tennis-Grand Slam nämlich über den Sieg bei den wichtigsten Turnieren der 30er-Jahre. Dabei orientierte er sich an jenen Nationen, die zu diesem Zeitpunkt schon den Davis Cup gewonnen hatten, dessen Wertigkeit damals noch höher als die der Einzelturniere einzuschätzen war. Weil nur die USA, Großbritannien, Frankreich und Australien zu den Siegernationen zählten, wählte er die Meisterschaften dieser Länder aus: Sie erhielten nun den Grand Slam-Status. Andere große Turniere etwa in Hamburg oder Rom gingen leer aus. Niemand ahnte damals, wie groß die Sonderstellung der Grand Slam-Turniere einmal werden würde.

Zurück zur Saison von 1933 und zu Jack Crawford. Wie 1931 und 1932 hatte er zu Beginn des Jahres die Australian Open gewonnen. Im Finale schlug er den US-Amerikaner Keith Gledhill 2:6, 7:5, 6:3, 6:2. Anfang Juni 1933 folgte in Paris der nächste große Sieg: Crawford schlug im Endspiel von Roland Garros den Franzosen Henri Cochet 8:6, 6:1, 6:3. Die Sätze wurden damals noch ausgespielt, der Tiebreak wurde erst viel später erfunden und 1970 in die Tennisregeln aufgenommen.

In Wimbledon musste Crawford schon in der ersten Runde über fünf Sätze gehen, um den Spanier Enrique Maier niederzuringen. Im fünften Durchgang lag er schon mit 2:4 hinten. Im Finale bezwang er den US-Amerikaner Ellsworth Vines ebenfalls in fünf Sätzen: 4:6, 11:9, 6:2, 2:6, 6:4. Vines galt zu der Zeit als bester Aufschläger der Welt. Er soll im Finale 1933 13 Asse serviert haben. Dazu soll er in elf Aufschlagspielen keinen Punkt abgegeben haben. Crawford aber kämpfte sich durch das „Aufschlag-Gewitter“ und nahm am Ende der Partie seinem Gegner sogar zu null das Service-Game ab.

Grand Slam Crawford

GLÜCKWUNSCH: Ellsworth Vines (re.) gratuliert Jack Crawford zum Wimbledon-Sieg 1933.

Kaum Kraft für den Grand Slam: Crawford wollte nach Hause

Danach aber war er am Ende seiner Kräfte angelangt. Crawford hatte nun 13 Turniere hintereinander gewonnen und war zu diesem Zeitpunkt fünf Monate nicht mehr zu Hause im australischen Albury gewesen. Er litt unter Schlaflosigkeit und Asthma-Anfällen. Sein größter Wunsch: zurück in die Heimat reisen. Das verdeutlicht, dass Crawford sich seiner – aus heutiger Sicht – historischen Chance auf den Grand Slam nicht bewusst war. Kein Vergleich also zur Gegenwart: Dass Novak Djokovic bei den US Open 2021 allein die Gelegenheit auf den echten Grand Slam hat, ist natürlich ein Riesenthema.

Crawford jedenfalls durfte 1933 nicht nach Hause fahren. Denn der australische Tennis-Verband hatte bereits 1.500 US-Dollar vom US-Verband bezahlt bekommen: als Garantiesumme für eine Teilnahme Crawfords bei den US Open, die damals noch in Forest Hills stattfanden – auf Rasen übrigens wie auch die Turniere in Australien und Wimbledon. Der Tennishistoriker Bud Collins schrieb in einem Rückblick auf die Saison 1933 über diese Situation: „Crawford hatte keine Wahl.“ Heißt: Er musste antreten.

Ein Satz fehlte Crawford für den Grand Slam

Also trat Crawford in Forest Hills an. Nach Siegen über fünf US-Spieler (in der ersten Runde hatte er ein Freilos!) stand Crawford am 10. September 1933 schließlich im Endspiel der US Open, wo er auf den Briten Fred Perry traf. Nach dem Verlust des ersten Satzes kämpfte sich Crawford zurück in die Partie und lag mit 3:6, 13:11, 6:4 in Führung. Ein Satz fehlte ihm noch zum ersten Grand Slam der Geschichte. Perry ging nach dem dritten Satz in die Kabine, duschte und zog sich ein neues Dress an. So etwas ging damals noch. Crawford blieb auf dem Platz und trank warmen Tee, was typisch für ihn war.

Manchmal gönnte er sich dazu einen Spitzer Bourbon, auch um sein Asthma in den Griff zu kriegen. Zeitzeugen sollen nun beobachtet haben, dass Crawford viel Zeit hatte und viel Tee trank, weil Perry so lange wegblieb. War es am Ende auch zu viel Bourbon? Das wird man nicht mehr in Erfahrung bringen. Feststeht nur: Perry kam frisch zurück, legte los wie die Feuerwehr und Crawford wirkte, nun ja, ziemlich angeschlagen. Am Ende holte der Australier nur noch ein Spiel. Perry gewann die beiden letzen Durchgänge mit 6:0, 6:1.

Bis zum ersten Grand Slam sollten noch fünf Jahre vergehen. 1938 holte sich ihn Don Budge. Jack Crawfords „Drei-Viertel-Grand Slam“ geriet endgültig in Vergessenheit.

„Drei-Viertel-Grand Slam“: Nur ein Titel fehlte

Vier Spieler und Spielerinnen siegten bei den ersten drei Grand Slam-Turnieren einer Saison, scheiterten dann aber an der allerletzten Hürde – eine Übersicht.

JahrProfiTurnierRundeGegnerResultat
1933Jack CrawfordUS OpenFinaleFred Perry3:6, 13:11, 6:4, 0:6, 1:6
1956Lew HoadUS OpenFinaleKen Rosewall6:3, 2:6, 3:6, 3:6
1984Martina NavratilovaAustralian Open*HalbfinaleHana Mandlikova6:1, 3:6, 5:7
2015Serena WilliamsUS OpenHalbfinaleRoberta Vinci6:2, 4:6, 4:6

*Von 1977 bis 1985 fanden die Australian Open im Dezember und nicht im Januar statt! 104 – Air Jordan 4 Laser Black kaufen kannst – Jordan Legacy 312 Storm Blue – AQ4160 | air jordan outlet reviews