Rückenschmerzen

Keine Chance für Rückenschmerzen beim Tennis

Über Probleme am Rücken klagen viele Tennispieler – egal, ob Profi oder Amateur. Aber es gibt aussichtsreiche Therapien. Und: Jeder kann den Schmerzen vorbeugen.

Text: Gabriele Hellwig
Foto: iStock

Ob Roger Federer, Andy ­Murray oder Rafael Nadal – sie alle haben Rücken­beschwerden. Auch Bandscheibenvorfälle sind keine Seltenheit, wie die Erfahrungen von Andre Agassi oder Simona Halep zeigen. 

Tennis ist ein gesunder Sport – auch für den Rücken

Was tun? Auf das Tennis spielen komplett verzichten, weil es auf Dauer zu schädlich für den Rücken sein kann? „Natürlich nicht“, betont Prof. Dr. Nils ­Hansen-Algenstaedt, Orthopäde und ­Wirbelsäulenspezialist im OrthoCentrum Hamburg, der selbst begeistert Tennis spielt und noch nie Rückenschmerzen hatte. „Grundsätzlich ist Tennis ein gesunder Sport – auch für den Rücken!“ Aber wie so oft: Es kommt auf die Feinheiten an.

„Vor allem der Aufschlag kann eine starke Belastung für den Rücken sein – gerade dann, wenn er dauerhaft mit voller Kraft oder sogar fehlerhaft ausgeführt wird“, sagt Hansen-Algenstaedt. „Denn der Tennisspieler geht dabei weit nach hinten ins Hohlkreuz. Dabei wird die Lendenwirbelsäule übermäßig beansprucht.“ Sie bildet den ­unteren Teil der Wirbelsäule und wird beim Tennis stark belastet.

Rotationsbewegungen gehen ebenfalls nicht spurlos an der Wirbelsäule vorüber.  „Bei Drehbewegungen, die beim Tennis naturgemäß oft vorkommen, um den Ball noch zu erwischen, entstehen starke Scherkräfte an der Lendenwirbelsäule“, sagt der Experte. 

Die Wirbelsäule besteht aus einzelnen Wirbeln

Auf Dauer überfordert das unsere ­Wirbelsäule – genauer gesagt unsere Wirbelgelenke und Bandscheiben. Unsere Wirbelsäule besteht aus einzelnen Wirbeln. Jeder Wirbel hat an Ober- und Unterseite zwei Gelenkfortsätze, über die er mit anderen Wirbeln verbunden ist. Dies sind die Wirbelgelenke, sie werden auch Facettengelenke genannt. Zwischen den Wirbeln und Wirbelgelenken befinden sich die Bandscheiben. Ihre Aufgabe ist es, die Wirbelsäule zu schützen. „Wie die Stoßdämpfer beim Auto puffern sie jede Bewegung des Menschen etwas ab“, merkt  ­Hansen-Algenstaedt an. 

Bei chronischer Überlastung verliert das elastische Gewebe der Bandscheibe an Flüssigkeit. Dadurch wird die Bandscheibe dünner und schwächer und ist ihrer Aufgabe als Stoßdämpfer nicht mehr so gewachsen wie früher. In der Folge werden die Wirbelgelenke einem stärkeren Druck ausgesetzt und nutzen sich ab. Die zwei häufigsten Folgen: Gelenkverschleiß (Arthrose) und Band­scheibenvorfall (Diskusprolaps). 

Die Arthrose verursacht deswegen Rückenschmerzen, weil sich die Facettengelenke umformen. Die Knochenenden reiben gegeneinander und die Gelenkschleimhaut wird gequetscht. „Die Nerven, die das Gelenk versorgen, werden dadurch extrem gereizt – und das tut eben sehr weh“, betont Hansen-Algenstaedt.

Rückenschmerzen: Muskelverspannungen als häufigste Ursache

Beim Bandscheibenvorfall wiederum reißt ein Stückchen der Bandscheibe ab und bohrt sich in den Wirbelkanal. Die Rückenschmerzen entstehen dadurch, dass die beschädigte Bandscheibe auf einen Nerv drückt oder diesen einklemmt. Oft strahlen die Schmerzen ins Bein aus. Mitunter kommt es auch zu Sensibilitäts­störungen oder sogar Lähmungs­erscheinungen. 

Rückenschmerzen beim Tennis können aber auch banalere Ursachen haben. Die häufigste Ursache für Rückenschmerzen – sowohl bei Tennisspielern als auch absolut für die ­Gesamtbevölkerung betrachtet – sind Muskelverspannungen. Beim Tennis werden sie oft durch eine zu verkrampfte Körperhaltung beim Aufschlag verursacht: Die Schultern werden häufig zu sehr nach oben gezogen. Aber auch eine falsche Technik beim Spiel oder eine ­unglückliche Bewegung können zu Muskel­verspannungen führen. 

Meistens kommt noch hinzu, dass viele ­Hobby-Tennisspieler tagsüber stundenlang im Büro arbeiten. Vor allem Schreibtischarbeit macht dem Rücken zu schaffen. „Die meisten Berufstätigen sitzen den ganzen Tag auf dem Stuhl und schauen auf den Bildschirm. Der Körper befindet sich damit lange Zeit in einer sehr einförmigen, ­ungünstigen Haltung. In dieser Position ­verkrampfen die Rückenmuskeln zwangsläufig“, sagt Hansen-Algenstaedt. 

Rumpfmuskulatur spielt beim Tennis eine große Rolle

Bei vielen Amateuren und Breitensportlern liegen zusätzlich muskuläre Ungleichgewichte (Dysbalancen) vor. Nicht selten werden vor allem die Rumpfmuskeln stiefmütterlich trainiert. Doch gerade die Rumpfmuskulatur spielt beim Tennis eine große Rolle: Sie stützen die Wirbelsäule und den unteren Rücken. Ist diese Muskelgruppe zu schwach, kommt es zu einer Instabilität des Rumpfes und zu einer erhöhten Belastung der Wirbelsäule beim Tennisspiel. Oft sind die Gesäß- und Bauchmuskeln ebenfalls zu schwach, was wiederum eine Hohlkreuz­bildung begünstigt. 

Ausgelatschte Tennisschuhe können ebenfalls mitverantwortlich für Rückenschmerzen sein. Solche Schuhe bieten keine dämpfenden ­Eigenschaften mehr und können die Stoß­belastung auf die Wirbelsäule nicht mehr optimal auffangen.

Was tun bei Rückenschmerzen? Zunächst ist eine exakte Diagnose beim Orthopäden notwendig, um die genaue Ursache für die Beschwerden zu ermitteln. Hansen-Algenstaedt: „Neben einer körperlichen Untersuchung und Bewegungstests setzen wir bildgebende Verfahren wie Röntgen oder Kernspintomographie ein.“ Achtung: Treten gemeinsam mit den Rückenschmerzen ­Lähmungserscheinungen auf, ist dies ein Notfall und man sollte sich schnellstens in eine Klinik begeben.

Rückenschmerzen: Wärme wirkt sich schmerzlindernd aus

Bei Rückenschmerzen wird immer zuerst versucht, mit konservativen Therapien eine ­Besserung zu erzielen. Meistens verschreibt der Arzt gleich von Beginn an Krankengymnastik. Ziel ist es, eventuelle Ungleichgewichte abzubauen und die tiefe Muskulatur zu stärken. Dadurch werden die Wirbelgelenke und Bandscheiben entlastet. Um die akuten Schmerzen zu lindern, erhält der Patient schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente. Wärme wirkt sich schmerzlindernd aus. Akupunktur und ­Osteopathie können Rückenschmerzen ebenfalls lindern. „Auch Injektionen in den schmerzhaften Bereich sind oft eine gute Behandlungsoption“, ergänzt Hansen-Algenstaedt.

Wenn bei einem Bandscheibenvorfall konservative Behandlungsmethoden nicht helfen, sollte über eine Operation nachgedacht werden. Unser Experte sagt: „Minimalinvasive Verfahren sollten gerade bei Sportlern bevorzugt eingesetzt werden. Muskeln werden dabei nicht durchtrennt, sondern vorsichtig zur Seite geschoben. Die vorgefallene Bandscheibe wird dann mit Mikro­instrumenten entfernt und die Nerven­wurzel vom Druck befreit.“ Ist die Bandscheibe komplett zerstört, kann auch ein Implantat an dieser Stelle eingesetzt werden. Dem späteren Tennisspiel steht mit einem Implantat nichts im Wege. 

Vorbeugen ist möglich

Gutes Equipment

Gut sitzende und dämpfende Tennisschuhe reduzieren die Belastung der Wirbelsäule. Um den Rücken zu schonen, ist die Wahl eines geeignetes Tennisschlägers von Bedeutung. Gegebenenfalls am besten vom Trainer oder in einem Fachgeschäft noch mal beraten lassen.

Richtige Technik

Da beim Aufschlag oft die meisten Fehler gemacht werden, ist hier das Erlernen der richtigen Technik immens wichtig, um Rückenschmerzen vorzubeugen. Wer inzwischen nur noch privat im Freundeskreis spielt, könnte sich zwischendurch vielleicht doch mal eine Trainerstunde gönnen. So ist man in puncto Spieltechnik auf der sicheren Seite.

Training des ganzen Körpers

Im Idealfall stärkt der Tennisspieler regel­mäßig Rumpf- und Bauchmuskeln. Ein spezielles Training für die Oberschenkel empfiehlt sich ebenfalls. Gute Übungen, die gezielt auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind, zeigt der Physiotherapeut oder Orthopäde.Yeezys – Jordans, Musee-jacquemart-andre News, Jordan Essentials Statement Hoodie – release dates & nike. | cheapest air jordan 1 high