„Merci Rafa“: Nadals tränenreicher Abschied bei den French Open
Ein letzter Aufritt auf dem Platz seiner größten Triumphe: Rafael Nadal bekam auf dem Court Philippe-Chatrier endlich seinen angemessenen Abschied.
Der wichtigste Programmpunkt an diesem Sonntag im Pariser Stade Roland Garros war omnipräsent. Auf den riesigen Screens der Anlage wurde das erste Großereignis der French Open 2025 immer wieder eingeblendet: „Die Abschiedszeremonie für Rafael Nadal findet nach der Day Session auf dem Court Philippe-Chatrier statt“. Ständig kamen einem in den dichten Menschenmassen auf der Anlage Fans in sandplatzfarbenen Shirts entgegen, auf denen dezent in weiß stand: „Merci Rafa / 25. Mai 2025“.
Für Nadal: Fan-Choreografie im Tennisstadion
Wie sich später herausstellte, war das eine vom französischen Tennisverband initiierte Aktion für alle Karteninhaber des Hauptplatzes. Als nämlich die große Feierstunde begann und Nadal den Platz betrat, auf dem er seine größten Erfolge feierte und 14-mal den Titel holte, blickte er auf die erste Fan-Choreografie in einem Tennisstadion. Das Rund war gefüllt mit Zuschauern, die die Shirts in der Farbe der legendären „terre battue“ trugen. So heißt in Frankreich das Ziegelmehl, auf dem die Stars hin und her rutschen. Doch damit nicht genug: Im Oberrang saßen auf bestimmten Plätzen auch Zuschauer in weißen Shirts, so dass auf der einen Seite „Rafa“, eingerahmt von zwei weißen Herzen, und auf der anderen Seite „14 RG“ mitsamt einer weißen Trophäe aus dem roten T-Shirt-Meer hervorstachen.
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Es war ein mehr als angemessenes Setting für den „King of Clay“, der schon im November 2024 offiziell zurückgetreten war, damals aber im Rahmen der Davis Cup-Finals in Malaga einen fast schon beschämenden Abschied bekam. Die Franzosen – das muss man so deutlich sagen – zeigten nun, wie es besser geht. Allerdings: Sie konnten diese Zeremonie auch über Monate planen; die Spanier damals nicht wirklich.
An diesem Sonntagnachmittag jedenfalls musste der größte Platz im Stade Roland Garros nicht mehr gewässert werden, wie eine Journalistin später im Pressezentrum witzelte. Denn natürlich wurde kräftig geweint, als die Video-Einspieler über die Screens huschten und Nadal seine Ansprache hielt. Nicht nur bei ihm selbst flossen Tränen. Auch beim Publikum blieb kaum ein Auge trocken. Und selbst die Gratulanten, die später auf den Platz gelotst wurden, waren mitunter zu Tränen gerührt. „Ich habe auf diesem Platz 20 Jahre meines Lebens verbracht. Ich habe hier gewonnen, verloren, alle erdenklichen Gefühle erlebt. Ich bin unglaublich dankbar und unglaublich glücklich“, sagte Nadal und 15.000 Fans jubelten ihm zu.
Die Big Four endlich wieder vereint
Besonders berührend waren mehrere Momente. Der Einmarsch der drei „Special-Guests“ Novak Djokovic, Andy Murray und Roger Federer wird sicherlich seinen Platz in den Tennis-Geschichtsbüchern finden. Die „Big Four“ endlich mal wieder vereint, auch wenn nur einer von ihnen, nämlich Djokovic, noch aktiv ist. Zuvor hatte Nadal über seine größten Rivalen gesagt: „Ohne Novak, Roger und Andy wäre ich nicht das geworden, was ich geworden bin.“ Jetzt lagen sie sich in den Armen, scherzten, schluchzten und schlugen sich gegenseitig auf die Schultern.
Vier Widersacher von einst, die inzwischen so etwas wie eine freundschaftliche Basis gefunden haben. Und Nadal findet dafür die passenden Worte: „Es ist eine großartige Botschaft für die Welt, dass die größten Konkurrenten, die härtesten Rivalitäten in der Geschichte unseres Sports hatten, in der Lage sind, gute Kollege zu sein und sich gegenseitig zu respektieren. Wir haben alle unsere Träume erreicht!“
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Dann der Augenblick, in dem Nadal endgültig die Fassung verlor: Gilles Moretton, Präsident des französischen Tennisverbandes, werkelte in der Nähe des rechten Netzpfostens mit einem Besen herum und fegte eifrig die „terre battue“ zur Seite. Zum Vorschein kam eine weiße Ehrentafel, eingelassen in den Court. Auf ihr verewigt sind der Name „Rafa Nadal“, die Silhouette des „Coupe des Mousquetaires“ (Trophäe für den Herrensieger), dazu – natürlich – die Zahl 14 und als Sahnehäubchen obendrauf noch der Schuhabdruck Nadals. Dann erklang die Stimme des legendären Stadionsprechers Marc Maury: „Rafa, dein Fußabdruck wird hierbleiben. Für immer.“ Mehr WOW geht nicht!
The greatest ever to grace our clay.#RolandGarros pic.twitter.com/5np4tHMdZk
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Den Schlusspunkt bildete schließlich Rafa Junior, Nadals Sohn. Er wurde seinem Vater von der Tribüne in die Arme gereicht und mit ihm wollte sich der beste Spieler, der jemals diesen Court betreten hatte, aus dem Staub machen. Aber das Publikum wollte ihn noch nicht gehen lassen. Und so gaben die beiden Rafas noch eine Ehrenrunde, lachten gemeinsam und winkten ins Publikum. Merci Rafa!