Alexandra Eala

Alexandra Eala gewann bei den US Open 2025 als erste Philippinin ein Grand-Slam-Hauptfeldmatch.Bild: Imago

Alexandra Eala: „Fahrräder sind ein Trauma für mich“

Die 20-jährige Alexandra Eala im Interview über Tennis in den Philippinen, ihre Vorbilder, die erste Begegnung mit Rafael Nadal und ein besonderes Trauma.

Die 20-Jährige Alexandra Eala bringt ihre Heimat Philippinen auf die Tennis-Landkarte: als erste Spielerin von den Philippinen, die in den Top 100 steht, die eine Grand-Slam-Siegerin bezwingen konnte und als erste Spielerin mit einem Sieg im Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers. Bei den US Open siegte Eala in der ersten Runde gegen Clara Tauson (Dänemark) nach einem 1:5-Rückstand im dritten Satz und schrieb ein weiteres Mal Tennisgeschichte für die Philippinen.

Eala, die 2022 den Juniorinnentitel bei den US Open gewann, feierte ihren Durchbruch als Profi in diesem Jahr beim WTA-Masters-Turnier in Miami. Als Nummer 140 im WTA-Ranking spielte sich die Linkshänderin mit einer Wildcard sensationell ins Halbfinale, besiegte drei Grand-Slam-Champions in zwei Sätzen: Jelena Ostapenko, Madison Keys und Iga Swiatek. Es folgte in der Rasensaison die erste Finalteilnahme bei einem WTA-Turnier. In Easbtourne verlor Eala das dramatische Endspiel gegen die Australierin Maya Joint nach Vergabe von vier Matchbällen.

Alexandra Eala

Alexandra Eala erreichte beim Rasenturnier in Eastbourne erstmals ein Finale auf der WTA-Tour.Bild: Imago

Mit 13 Jahren verließ Alexandra Eala die Philippinen, um an der Rafa Nadal Academy auf Mallorca zu trainieren, vor allem mit Toni Nadal, dem berühmten Onkel von Rafael Nadal. Als sie im Juni 2023 ihren „Abschluss” an der Nadal Academy machte, posierte sie mit ihrer Urkunde und in blauer Graduierten-Robe neben Rafael Nadal und Iga Swiatek., die als Ehrengast zur Abschlussfeier eingeladen war.

tennis MAGAZIN hat mit Alexandra Eala beim Turnier in Wimbledon über ihren Werdegang gesprochen.

Frau Eala, wie bekannt sind Sie in den Philippinen?

Weihnachten war ich das letzte Mal zuhause. Ich denke, dass mit allem, was in den letzten Monaten passiert ist, die Anerkennung immer größer wird. Ich weiß, dass der Präsident und die First Lady bei meinem Einzug ins Finale beim Rasenturnier in Eastbourne nette Worte für mich gefunden haben. Das zeigt den Einfluss, den ich derzeit habe.

Und im Vergleich mit dem philippinischen Boxer Manny Pacquiao, der mehrfach Box-Weltmeister wurde?

Er spielt in einer anderen Liga. Er ist unsere Sportlegende. Er war der erste, an den ich mich erinnere, der die Philippinen in Sachen Sport bekannt gemacht hat. Ich erinnere mich, dass wir uns alle mit der Familie versammelten, wenn er einen Kampf hatte. Es war wie ein Nationalfeiertag, wenn er boxte. Deshalb strebe ich danach, diese Art von Reichweite und Einfluss zu haben.

Wie ist der Stellenwert von Tennis in den Philippinen?

Tennis wird insgesamt immer beliebter. Ich hoffe, dass ich durch meine historischen Erfolge meinem Beitrag dazu leisten kann, dass Tennis noch populärer wird, vor allem in der Jugend und im Frauensport allgemein. Auf Instagram sehe ich, dass viele Leute Videos posten, in denen sie mit dem Tennisspielen anfangen. Außerdem sind die Plätze in meinen Clubs manchmal so voll, dass ich nicht spielen kann. Das ist für mich ein sehr gutes Zeichen.

Gefällt es Ihnen, ein Vorbild für die Jugend zu sein?

Letztendlich ist es nicht meine Entscheidung, ob ich ein Idol bin oder nicht. Natürlich fühle ich mich sehr geschmeichelt und es motiviert mich zusätzlich. Ich repräsentiere die Philippinen, also muss ich auf mein Verhalten achten. Die schönsten Nachrichten, die ich von einigen Fans bekomme, sind, wenn sie wegen mir mit dem Tennisspielen anfangen oder wegen mir ihre Liebe zu diesem Sport wiederentdecken. Ich finde es sehr wichtig, auf dieser internationalen Bühne vertreten zu sein. Das vermittelt die Botschaft, dass sie es auch schaffen können, wenn sie aus derselben Gegend kommen wie ich.

Wem haben Sie nachgeeifert als Kind?

Einigen Spielerinnen. Als ich aufwuchs, habe ich zu Maria Sharapova aufgeschaut. Aber ich war noch sehr jung. Ich mochte ihren aggressiven Spielstil und ihre Entschlossenheit, und natürlich hat sie sich immer super gekleidet. Rafael Nadal und Roger Federer waren ebenfalls zwei große Idole für mich. In den letzten Jahren waren es Ashleigh Barty und Simona Halep. Ich lasse mich von so vielen inspirieren.

Sie trainierten viele Jahre an der Nadal-Academy. Können Sie sich an Ihre erste Begegnung mit Nadal erinnern?

Ja, das war, als ich etwa zehn Jahre alt war, bevor ich in seiner Akademie war. Rafa wird sich wahrscheinlich nicht daran erinnern, wann ich ihn zum ersten Mal getroffen habe. Er hat in meiner Schule in den Philippinen einen Workshop abgehalten, um für die Akademie zu werben. Das war, bevor er die Akademie gegründet hat.

Sie haben Ihre Heimat früh verlassen, um in der Nadal-Academy Ihren Tennistraum zu verfolgen. Wie war das für Sie?

Es war sehr aufregend, weil ich wusste, dass die Karrierechancen im Tennis in den Philippinen nicht so klar waren. Ich wusste, dass ich die Philippinen verlassen und lernen musste. Ich hatte nicht erwartet, dass dies so früh sein würde, aber als sich die Gelegenheit bot, musste ich sie einfach ergreifen.

Nachdem Sie 2022 den Juniorentitel bei den US Open gewonnen haben, kamen Sie auf das philippinische Cover der Modezeitung Vogue.

Dies war eine solch große Ehre. Ich erinnere mich noch an den Abend, als meine Mutter mir erzählte, dass ich in der Vogue erscheinen würde. Wir waren in einem Hotelzimmer in New York und schrien vor Freude: ‚Oh mein Gott! Ja.‘

Stimmt es, dass Sie nicht Fahrradfahren können?

Ja, das stimmt. Mein Onkel hat versucht, mir als Kind das Fahrradfahren beizubringen. Das ist nichts für mich. Mit 15 habe ich es noch einmal versucht und mich dabei verletzt. Ich war drei Monate lang außer Gefecht gesetzt. Deshalb sind Fahrräder für mich jetzt so etwas wie ein Trauma. Auch bei anderen Sportarten war ich nie der Typ, der alles perfekt koordinieren konnte. Ich würde sagen, dass ich jetzt eine bessere Sportlerin bin.

Der Übergang von einem erfolgreichen Nachwuchsspieler zu einem Profi ist ein großer Schritt. Wie war für Sie dieser Übergang von der Grand-Slam-Siegerin im Juniorenbereich zur großen WTA-Tour?

Ich finde es toll, wie ich selbst sowie meine Familie und mein Team mit meinem Wechsel umgegangen sind. Ich glaube, wir haben es richtig gemacht. Ich konzentriere mich weiterhin auf meine Fitness und denke langfristig. Ich glaube, das ist einer der Gründe, warum ich jetzt so gut abschneide. Es liegt daran, wie gut wir in den Jahren zuvor mit den Dingen umgegangen sind. Für viele Spieler kann das schwierig sein, bei mir war es zunächst auch der Fall. Wenn man in diesem Alter ist, wenn man so jung ist und sieht, wie gut andere sind, kann man sich leicht in Vergleichen verlieren oder denken: ‚Oh, ich sollte hier sein, ich sollte dort sein.‘ Aber dann habe ich definitiv gelernt, dass jeder seinen eigenen Weg finden muss. Und dass man einfach darauf vertrauen muss, dass man eines Tages dort ankommt, wo man hin will.