Tim van Rijthoven

Tim van Rijthoven und das Gespür für Gras

Es ist die Feel-Good-Story der Rasensaison: Tim van Rijthoven gewann als Nobody das ATP-Turnier in ‚s-Hertogenbosch. Nun erreichte der 25-jährige Niederländer in Wimbledon das Achtelfinale – und bekommt das große Spiel.

Hand hoch, wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, vor einem Monat schon mal von Tim van Rijthoven gehört haben?! Nein, dann geht es Ihnen wie die meisten Tennisfans. Tim van Rijthoven war bis zu Beginn der Rasensaison wirklich nur Hardcore-Fans ein Begriff. Wir dürfen vorstellen: Tim van Rijthoven, 25 Jahre alt aus Amstelveen in den Niederlande, einhändige Rückhand und bis Anfang Juni die Nummer 205 der Welt. Größter Erfolg: acht ITF-Future-Titel.

Tim van Rijthoven zerstört Daniil Medvedev

Wie schnell es manchmal im Tennis gehen kann, zeigt die Geschichte von Tim van Rijthoven. Ende Mai spielte van Rijthoven beim Challenger-Turnier in Surbiton (Großbritannien) das erste Mal überhaupt ein Profiturnier auf Rasen. Ausgestattet mit einer Wildcard ging er eine Woche später bei seinem Heimturnier, dem ATP-250er-Event in ’s-Hertogenbosch an den Start – und gewann sensationell den Titel. Und es waren nicht irgendwelche Spieler, die der Niederländer auf dem Weg zum Turniersieg bezwang. Angefangen mit dem starken Rasenspieler Matthew Ebden, über Taylor Fritz, Hugo Gaston und Felix Auger-Aliassime zog der Nobody ins Finale ein. Dort erteilte die Nummer 205 der Welt Daniil Medvedev eine Rasenlehrstunde – 6:4, 6:1. Nur zwei Spieler (Nicolas Mahut und Mark Philippoussis) haben seit Beginn der ATP-Tour mit einer niedrigeren Weltranglistenposition ein ATP-Turnier auf Rasen gewonnen.

„Was für eine Woche. Du hast die Nummer zwei der Welt in zwei Sätzen zerstört. Das muss ein richtig gutes Gefühl sein“, lobte Medvedev seinen Gegner, der vor ’s-Hertogenbosch kein Match auf der ATP-Tour gewonnen hatte. Die Feel-Good-Story ist damit aber noch längst nicht beendet. Die Geschichte um das niederländische Rasenwunder blieb Wimbledon natürlich nicht verborgen. Als Lohn für den Sensationstitel bekam van Rijthoven eine Wildcard für Wimbledon. Und was machte der Niederländer? Er verzichtete auf die anschließenden zwei Turnierwochen und die Chance auf Weltranglistenpunkte, um sich auf Wimbledon vorzubereiten. Es hat sich ausgezahlt.

Summe aus harter Arbeit, viel Glauben und vielen positiven Vibes

Dass der 25-Jährige ein Gespür für Gras hat, zeigt er auch hier im All England Lawn and Tennis Club eindrucksvoll. Nach Siegen über Federico Delbonis, Reilly Opelka und Nikoloz Basilashvili steht van Rijhthoven im Achtelfinale. Beim ersten Grand-Slam-Turnier überhaupt direkt im Achtelfinale – was für eine Geschichte! „Von außen betrachtet sieht das tatsächlich wie ein Märchen aus, weil ich für viele Leute aus dem Nichts gekommen bin. Auch der ATP-Titel in ’s-Hertogenbosch kam aus dem Nicht, weil ich zuvor nicht mal ein ATP-Challenger-Titel gewonnen habe. Letztendlich ist es aber die Summe aus harter Arbeit, viel Glauben und vielen positiven Vibes, mit denen ich in die Matches und ins Training gehe. Das passiert gerade genau deswegen“, erklärt van Rijthoven seinen Sensationslauf aus dem Nichts.

Tim van Rijthoven

Viel Gefühl: Tim van Rijthoven setzt seinen Rückhand-Slice gerne auf Rasen ein.

Das Gespür für Rasen mit viel Spielwitz und Spielübersicht ist dem Niederländer in seinen Matches anzusehen. „Rasen passt enorm zu meinem Spiel. Der Aufschlag funktioniert fantastisch. Ich wurde in den letzten acht Matches kaum gebreakt. Ich spiele aggressiv, mag es die Vorhand zu spielen und meinen Slice einzusetzen. All diese Dinge sind sehr gut für das Spiel auf Rasen“, sagt er über seine Vorliebe für den grünen Untergrund. Wegen zahlreicher Verletzungen, darunter ein Golfellenbogen, sowie zwei Operationen, unter anderem am Handgelenk, ist van Rijthoven endlich beschwerdefrei.

Tim Van Rijthoven bekommt seinen Traum

Das zahlt sich nun auf dem Platz aus. Dass er gutes Tennis spielen kann und von seinem Schlagrepertoire mit den Topspielern mithalten kann, wusste der Niederländer immer. Bloß im Kopf machte es nicht Klick. „Bei mir war es definitiv der Kopf. Bei anderen Spielern sind es andere Dinge, an denen sie arbeiten, vielleicht die Vorhand, Rückhand oder der Aufschlag. Ich fühlte immer, dass es mein Kopf ist. Das Gedankenspiel ist eines der wichtigsten Sachen im Tennis. Dass man positiv ist, ist enorm wichtig.”

Als Belohnung für seinen sensationellen Erfolgslauf bekommt er nun eine der größten Herausforderungen, die man im Tennis haben kann, vor die Brust gesetzt: ein Duell gegen Novak Djokovic, den sechsmaligen Wimbledonsieger, wahrscheinlich auf dem Centre Court – dem prestigeträchtigsten Platz der Welt. „Bevor das Turnier begann, war es mein Traum, gegen ihn zu spielen. Dass ich nun die Chance bekomme, gegen ihn auf dem Centre Court oder Court 1 zu spielen, ist magisch. Ich gehe in jedes Match in dem Glauben, dass ich gewinnen kann. Auch gegen Djokovic werde ich ins Match gehen mit dem Denken, dass ich gewinnen kann“, blickt van Rijthoven voraus. Ein Sieg gegen Djokovic auf dem Centre Court in Wimbledon durch den Nobody, den vor einen Monat kaum jemand auf dem Zettel hatte: Schwer vorstellbar, aber was ist schon normal in diesem Tennisjahr 2022?!nike air jordan 1 low outlet | spider-man jordan 1 release date canada