Garcia

Früher Profi, jetzt Podcast-Host: Caroline Garcia will nicht mit Wettanbietern kooperieren. Bild: Instagram

Caroline Garcia lässt Wettanbieter als Sponsor ihres Tennis-Podcasts abblitzen

Caroline Garcia, 2025 als Tennisprofi zurückgetreten, hostet den Podcast „Tennis Insider Club“.  Ein Wettanbieter bot ihr 270.000 Dollar als Sponsor an, aber die Französin lehnte ab. Über die Gründe ihrer Absage.

Als die französische Tennisspielerin Caroline Garcia bei den US Open 2025 ihr letztes Match bestritt, sich von ihren Fans verabschiedete und endgültig vom Profitennis zurücktrat, hatte sie längst ihre zweite Karriere angeschoben. Die 32-Jährige, 2018 die Nummer vier der WTA-Rangliste, begann schon Ende 2023 mit ihrem Podcast „Tennis Insider Club“.

Sie spricht dort mit den „Big Names“ der Szene und hat in den vergangenen zwei Jahren zum Beispiel mit Naomi Osaka, Iga Swiatek, Jessica Pegula oder Taylor Fritz tiefgehenden Gespräche über deren Tenniskarrieren geführt – ein echter „Tennis-Deep-Talk“. Das Format kommt gut an: Mehr als 90.000 Abonnenten auf YouTube hat Garcia schon, manche Interviews haben dort über 200.000 Views.

Garcia: „Sportwetten als Quelle von Druck, Missbrauch und Hass“

Es ist also wenig verwunderlich, dass so ein Podcast attraktiv für Sponsoren ist. Wie Garcia nun am Wochenende in einem langen Social-Media-Beitrag enthüllte, sei ein großer Sportwetten-Anbieter auf sie zugekommen und hätte ihr 270.000 US-Dollar angeboten, um als Werbepartner beim „Tennis Insider Club“ aufzutreten. Garcia aber lehnte das Angebot ab. Die Gründe dafür erklärte sie ausführlich in ihrem Post.

„Sportwetten haben sich zu einer der größten Quellen von Druck, Missbrauch und Hass im modernen Sport entwickelt. Jeder Spieler, von den Top-10-Stars bis hin zu den ITF-Profis, hat seine Geschichten. Direktnachrichten voller Beleidigungen nach dem Spiel. Leute, die ihr Geld zurückverlangen, weil sie eine Wette verloren haben. Sogar Morddrohungen. Nicht wegen des Sports. Sondern wegen des Glücksspiels“, schreibt Garcia.

Die Damentour WTA wertete in einer Studie öffentlich einsehbare Hasskommentare von 2024 aus. Von 1,6 Millionen Kommentaren wurden 8.000 als gewalttätig oder bedrohlich eingestuft. 458 Spielerinnen wurden Ziel von Missbrauch oder direkten Drohungen. In 15 Fällen wurden im vergangenen Jahr Strafverfolgungsbehörden eingeschaltet – in drei Fällen war das FBI involviert. „Wütende Wetter“ sind für 40 Prozent der Beschimpfungen verantwortlich, heißt es dort. In Profikreisen geht man davon aus, dass ihr Anteil wesentlich höher ist.

Eva Lys, Deutschlands Nummer eins, offenbarte in einem bemerkenswerten Zeit-Interview im November, dass ihr manchmal „mulmig“ werden würde, wenn sie liest, was manche mit ihr machen würden: „Es wird detailliert beschrieben, wie man mich vergewaltigt. Wie man meine Mutter vergewaltigt. Und wie man meine Familie umbringt. Ich hatte zuletzt auch mit Stalkern zu tun, die sich die Adressen von Trainingsplätzen, Hotels und sogar die Zimmernummern besorgt hatten. Das hat jegliche Grenze überschritten.“ Den Grund für den Hass auf Spielerinnen wie sie, glaubt Lys zu kennen: „Je populärer der Sport, umso mehr Sportwetten gibt es, umso höher ist die Frustration.“

Garcia: „Möchte nicht Teil des Systems werden“

Das Problem, insbesondere im Tennis: Die Kooperationen von Sportverbänden mit Wettanbietern nehmen zu. Die Firma Sportradar etwa beobachtet auf der Profitour Spielmanipulationen anhand auffälliger Wetteinsätze, verkauft aber gleichzeitig die Persönlichkeitsrechte von Tennisspielerinnen an Wettanbieter. Und die ATP möchte „für Fans und Wettende neue dynamische Möglichkeiten finden, sich mit Tennis zu beschäftigen.“ Heißt: Noch mehr Livewetten und noch mehr Anreize schaffen, um den Wettenden das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Caroline Garcia Wettanbieter

Ihr größter Triumph: 2022 gewann Caroline Garcia die WTA-Finals in Fort Worth.Bild: IMAGO / Rob Prange

Vor diesem Hintergrund ist der Move von Caroline Garcia bemerkenswert. „Ich möchte nicht, dass der Tennis Insider Club, auch nicht indirekt, zu einem System beiträgt, das Sucht fördert, Leben zerstört und Sportler zu täglichen Zielscheiben macht. Wettanbieter geben Millionen für Sponsoring aus, weil es funktioniert. Es lenkt die Aufmerksamkeit ab. Es prägt das Verhalten. Es normalisiert das Glücksspiel. Wir wollen aber nicht, dass unsere Gemeinschaft in diese Richtung gedrängt wird“, begründet sie ihre Haltung, keine Sponsorengelder von Wettanbietern anzunehmen.

„So eine starke Haltung, wir brauchen mehr davon“

Garcia stellt gleichzeitig aber auch klar, dass sie niemanden verurteile, „der gelegentlich wettet, oder Sportler, die Wettsponsoren annehmen“. Sie wolle lediglich für sich und ihren Podcast entscheiden, „wofür wir einstehen wollen und was wir nicht verstärken wollen.“ Am Ende ihres Statements schreibt sie noch: „Wenn wir von Sportlern erwarten, dass sie uns genug vertrauen, um sich im Podcast verletzlich zu zeigen, ihre Ängste, Zweifel und psychischen Probleme mit uns zu teilen, dann müssen wir ihnen zeigen, dass wir Werte über Geld stellen.“

Eine so geradlinige Einstellung haben längst nicht alle Tennis-Podcaster. Andy Roddick etwa, Host von „Served“, lässt sich vom Wettanbieter Betway bezahlen und ist seit 2023 deren „Tennis-Botschafter“. Immerhin: Auch Roddick hat sich in einigen Folgen mit den schwerwiegenden Folgen von „wütenden Wettenden“ beschäftigt.

So weit wie Garcia geht er aber nicht. Die Französin will nicht Teil des Systems werden und bekommt dafür eine Menge Zuspruch aus der Szene. Unter ihrem Instagram-Post findet man Applaus-Emojis von Kim Clijsters, Eva Lys, Alize Cornet, Shelby Rogers oder Chris Eubanks Cornet schreibt dazu: „So eine starke Haltung. Wir brauchen mehr davon!“