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SCHAUPLATZ STRAND: Beim "Paradisus Cancun Hotel" werden ab Ende Oktober die WTA-Finals 2023 stattfinden.

WTA Finals in Cancun: Temporäres Tennisstadion auf der Tourimeile

Vom 29. Oktober bis zum 5. November werden die WTA Finals im mexikanischen Cancun ausgetragen. Die Entscheidung für den Standort und die Informationspolitik der WTA-Tour sorgen für Diskussionen.

Mitarbeit: Adrian Rieper

Cancun, die mexikanische Urlaubsmetropole auf der Halbinsel Yucatan, ist bekannt für seine karibischen Strände, sein Nachtleben und seine durchaus edlen Urlaubsressorts. Geht es nach den Wünschen der WTA-Tour und der Agentur GS Sports Management soll Cancun bald auch für Tennisfans vom höchsten Interesse sein.

WTA Finals in Cancun: Nur für ein Jahr

Seit dem 7. September steht nämlich fest, dass in der 745.000 Einwohner-Stadt die WTA-Finals 2023 stattfinden werden (vom 29. Oktober bis 5. November). GS Sports Management fädelte den zunächst auf ein Jahr begrenzten Deal ein. „Das diesjährige Turnier wird eine fantastische Erfahrung für Fans und Spieler sein. Es wird ein würdiges Finale der Saison 2023 und es wird dazu beitragen, eine starke Zukunft für das Frauentennis aufzubauen“, schwärmte WTA-Chef Steve Simon. Auf weitere offizielle Informationen der WTA-Tour zu ihrem prestigeträchtigsten Turnier wartet man indes noch.

WTA Finals Cancun

VIER SIND SCHON SICHER DABEI: Elena Rybakina, Aryna Sabalenka, Iga Swiatek und Coco Gauff haben sich bereits für die WTA Finals in Cancun qualifiziert.

Aber der Reihe nach: Der ursprüngliche Plan der WTA-Tour sah vor, dass das Event wieder in Shenzhen ausgetragen wird. Schließlich schloss die Damentour 2018 einen lukrativen Zehn-Jahres-Deal mit der chinesischen Millionen-Metropole ab. Seitdem fand das Jahresabschlussturnier aber nur einmal, nämlich 2019, auch tatsächlich in Shenzhen statt. Danach sorgten die Coronapandemie und der Fall Peng Shuai dafür, dass sich die WTA-Tour aus China zurückzog. Die alternativen Austragungsorte waren: Guadalajara in Mexiko (2021) und Fort Worth bei Dallas in den USA (2022).

Für 2023 stand Shenzhen wieder in der engeren Auswahl. Genauso wie eine Bewerbung aus Tschechien, die mit Ostrava (nur für 2023) und Prag (ab 2024) gleich ein Städteduo ins Rennen schickte. Gerüchten zu Folge hatte die WTA aber die Befürchtung, dass die tschechische Regierung aufgrund des Ukrainekriegs russische und belarussische Spielerinnen nicht einreisen lassen könnte. Als weitere Alternative war schließlich noch Riad in Saudi-Arabien im Gespräch. Den überraschenden Zuschlag erhielt aber Cancun.

WTA Finals Cancun: Wenig Details sind bislang bekannt

Gut einen Monat vor dem finalen Showdown der besten acht Einzelspielerinnen und Doppelteams der Saison ist noch wenig über den genauen Ablauf des Turniers bekannt. Lokale Medien berichten allerdings, dass für das Turnier auf der „Tourimeile“ von Cancun – zwischen dem Paradisus Cancun Hotel und dem Marriott Cancun Resort – ein temporäres Tennisstadion errichtet wird. 4000 Zuschauer sollen in das Stadion passen. Angeblich haben die Bauarbeiten bereits begonnen. Zusätzlich soll es zwei Trainingscourts in unmittelbarer Nähe zum Hotel der Spielerinnen geben. Seit einigen Tagen hat der Vorverkauf der Tickets begonnen.

Vergangene Woche gab Turnierdirektor Gustavo Santoscoy, der auch das WTA 1000er-Turnier im mexikanischen Guadalajara leitet, auf einer Pressekonferenz Einblicke in das finanzielle Budget der WTA-Finals 2023: „Neun Millionen Dollar sind erforderlich, um das Turnier durchzuführen.“ Darin enthalten sind aber noch nicht die Kosten für das temporäre Stadion, für die Santoscoy „weitere 50 Prozent dieses Betrags“ veranschlagt. Am Ende „sprechen wir von etwa 14 oder 15 Millionen Dollar, die für ein so wichtiges Ereignis nötig sind“, erklärte Santoscoy.

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URLAUBSDESTINATION: Cancun ist für seine außergewöhnliche Lage bekannt.

Ihm zur Seite stand WTA-Vizepräsident Fabrice Chouquet, der unter anderem für die WTA-Finals verantwortlich ist. Er veranschaulichte, warum sich die WTA für Cancun als Standort seines Turnier-Filetstücks entschieden hat: „Es ist ein fantastischer Ort, um die Saison zu beenden, und die Spielerinnen wollen vielleicht sogar etwas länger bleiben, um anschließend Urlaub zu machen.“

Das dürfte für die meisten qualifizierten Spielerinnen aber kaum möglich sein. Es sei denn, sie verzichten auf die Finals des Billie Jean King-Cups, die zwei Tage nach dem Ende der WTA-Finals in Sevilla beginnen (7. bis 12. November). Bis auf Aryna Sabalenka (Belarus darf nicht teilnehmen) und Ons Jabeur (Tunesien konnte sich nicht für die Finalrunde qualifizieren) könnten vermutlich alle anderen Spielerinnen, die in Cancun dabei sein werden, auch noch bei den Billie Jean King Cup-Finals antreten.

WTA Finals Cancun: „Politik ergibt absolut keinen Sinn“

Wie es mit dem WTA-Finals 2024 weitergehen wird, ist noch offen. WTA-Mann Chouquet wies daraufhin, dass Cancun eine einmalige Sache sei – wie zuvor schon Guadalajara und Fort Worth. „Die WTA prüft verschiedene Optionen für die Finals ab 2024. Wir haben mehrere Gespräche mit Veranstaltern in Städten auf der ganzen Welt geführt, aber es ist noch zu früh, um darüber zu sprechen“, sagte Chouquet.

In dem Zusammenhang sind die Äußerungen des tschechischen Geschäftsmanns Tomas Petera spannend, der die WTA-Finals nach Tschechien holen wollte. In einem Interview mit der tschechischen Sport-Webseite iSport beschwert er sich über „die Dilettanten“ bei der WTA-Tour: „Die Politik der WTA ergibt für mich absolut keinen Sinn. Niemand versteht doch, dass es zwei Monate vor dem Turnier nicht bekannt war, wo ein so wichtiges Ereignis stattfinden wird. Die größte Veranstaltung, die die WTA organisiert, wird in allerletzter Minute abgewickelt.“

Petera kann es sich nicht erklären, warum die WTA sich schließlich für Cancun entschieden hat. „Ich habe eine Vermutung, aber die behalte ich lieber für mich. Objektiv gesehen, gibt es keinen relevanten Grund nach Cancun zu gehen. Die WTA muss dort alles selbst zahlen! Und die Arena wird aussehen wie eine Basketballhalle in einer unserer Kreisstädte.“ Petera soll eigenen Angaben zufolge der WTA ein lukratives Angebot vorgelegt haben. Außerdem hätte man von einer ausverkauften Halle ausgehen können. „Es ist möglich, dass sich bis zu vier tschechische Damen qualifizieren werden, die Nachbarn aus Polen wären wegen Iga Swiatek angereist. Ich habe Sponsoren zusammengetrommelt und ein sehr attraktives Budget vorgelegt“, erläutert Petera.

Für die Zukunft rechnet sich Petera keine Chancen mehr aus, dass die WTA-Finals doch noch nach Tschechien ziehen könnten: „Nach meinen Informationen werden die WTA-Finals für die nächsten Jahre nach Riad in Saudi-Arabien vergeben.“