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Mit viel Touch: Wer einen guten Volley spielen will, braucht dafür Gefühl im Arm. Mindestens genauso wichtig sind aber auch Beinarbeit, Spielübersicht und die Vorbereitung der Netzattacke.Bild: Claudio Gärtner

Die besten Übungen und Tipps für den perfekten Volley

Der klassische Volley ist – im Gegensatz zum modernen Topspin-Volley – aus meiner Sicht einer der einfachsten Schläge im Tennis, weil der Bewegungsumfang des Schlages relativ klein ist. Da der Zeitdruck jedoch zunimmt, je näher der Spieler an das Netz vorrückt, muss man einige Dinge auf dem Weg zum Volley-Spezialisten beachten.

5 Tipps für einen starken Volley beim Tennis

1. Keine Angst

Wie sagt man so schön: „Angst ist kein guter Ratgeber!“ Roger Federer hat einmal gesagt, dass man als erfolgreicher Netzspieler eine entsprechende mentale Einstellung braucht. Das heißt nicht, einfach blind nach vorne zu laufen und zu schauen, was passiert. Nein, es muss eine innere Bereitschaft vorhanden sein, vorne am Netz direkt einen tödlichen Volley spielen zu wollen.

Die Netzposition ist zweifelsohne die offensivste Position auf dem Platz und eine gewisse mentale Aggressivität ist daher ein wichtiger Parameter für Erfolg. Weit aufgerissene Augen sind hierbei ein häufig sichtbares Zeichen im Profitennis.

2. Vorbereitung ist auch beim Volley alles

Eine Ursache für unnötige Volleyfehler ist oftmals mangelhafter Vorbereitung geschuldet, die aufgrund des erhöhten Zeitdrucks am Netz zwingend erforderlich ist. Wer angreift, sollte den Schläger in Erwartung des Balls auf Augenhöhe nehmen, denn dort ist die ideale Treffpunkthöhe. Die Ellbogen sind vor dem Körper. Der Körperschwerpunkt ist tief – heißt: breite Stellung auf den Fußballen.

3. Volliere mit den Beinen!

Zu große Aushol- und unnötige Schlägerkopfbewegungen in der Treffpunktphase sind häufige Fehlerbilder beim Volley. Im Bereich der T-Linie ist in der Regel nur ein Drücken des Schlägers erforderlich, direkt am Netz ist es lediglich ein Blocken. Die Beschleunigung des Balls sollte in erster Linie durch die Beinarbeit und die damit verbundene Gewichtsverlagerung nach vorne erfolgen.

Im modernen Tennis ist beim Vorhand-Volley (Rechtshänder) erst ein Schritt nach außen oder schräg nach vorne mit dem rechten Fuß („Laden“) und danach der klassische Schritt mit dem linken Fuß in die Zielrichtung zu beobachten. Dadurch entsteht eine größere Dynamik und eine höhere Ballbeschleunigung in der Treffpunktphase. Mit der Rückhand entsprechend links „laden“ und dann den rechten Fuß zum Ziel setzen.

4. Der Rückhand-Volley als Schutzschild im Tennis

Viele Spieler haben Probleme mit körpernahen Volleys. Diese sollten in der Regel mit der Rückhand ausgeführt werden, da sich der Spieler so besser vor Körpertreffern schützen kann. Mit der Vorhand müsste man zusätzliche Sidesteps machen, die aber aus Zeitgründen oft nicht möglich sind.

Tennis-Profi Roger Federer beim Rückhand-Volley

Technisch ausgereift, wie zu erwarten: Der Rückhand-Volley von Roger Federer.Bild: AFP

5. Visieren Sie Ziele an, die man nur frei über das Netz sehen kann

Wenn man sich im T-Linienbereich befindet und sich das Netz als undurchsichtige Mauer vorstellt, können Spieler durchschnittlicher Körpergröße nur die Grundlinie im gegnerischen Feld frei über das Netz erkennen. Je näher man an das Netz vorrückt, desto mehr gegnerisches Spielfeld ist zu sehen und daraus resultierend ergeben sich bessere Winkelmöglichkeiten.

Die klassische Taktikformel am Netz lautet daher: Visieren Sie nur Ziele an, die man nur frei über das Netz sehen kann. Heißt in der Praxis: Von der T-Linie den Punkt mit Länge vorbereiten, weiter zum Netz vorrücken und den Punkt mit einem kurzcross gespielten Winkel-Volley beenden. Im Folgenden beschreibe ich sechs Übungsformen für den Volley beim Tennis. Für schwächere Spieler sind bei Ballwechseln und Spielformen Methodikbälle empfehlenswert.

Tennis-Training: 6 effektive Volley-Übungen

1. Stop and Go (5 min)

Trainingsziel: Erarbeitung von Ballgefühl und Verbesserung der Hand-Augen-Koordination.

Trainingsbeschreibung: Spieler A und B stehen sich auf halber Strecke zwischen T-Linie und Netz gegenüber und spielen ein Volley-Duell miteinander. Bevor der Ball zum Partner gespielt wird, muss sich der Spieler den Ball einmal selbst nach oben prellen.

Volleyduell im Tennis-Training

Um mehr Touch für Flugbälle zu bekommen, sind einfache Volleyduelle ein gutes Mittel.Bild: Claudio Gärtner

Variationen: Mit der Vorhand den Ball nach oben prellen und mit der Rückhand über das Netz oder umgekehrt. Mit der Schläger-Vorderseite und danach mit der Schläger-Rückseite nach oben prellen und dann über das Netz. Den gegnerischen Ball einwickeln, sodass dieser direkt auf der Besaitung liegen bleibt. Im Anschluss einmal selbst hoch prellen und über das Netz vollieren.

Frau fängt Ball mit dem Schläger auf

Zwischendurch den Ball mit dem Schläger auffangen – damit wird das „Händchen“ trainiert.Bild: Claudio Gärtner

2. Fang den Hut (15 min)

Trainingsziel: Unnötige Schlägerkopfbewegungen vermeiden.

Trainingsbeschreibung: Zur Vorbereitung der Trainingsform wird ein kleines Hütchen in das Herzstück des Schlägers gesteckt. Nach einem Trainerzuspiel versucht nun der Spieler, den Ball mit einer Blockbewegung im Hütchen zu fangen. Der Schlägerkopf ist hierbei leicht geöffnet.

Hütchenübung für besseren Volley beim Tennis

Stabil im Schlag: Mit der Hütchenübung sollen unnötige Schlägerbewegungen beim Volley vermieden werden.Bild: Claudio Gärtner

Nach einigen erfolgreichen Versuchen den Ball abwechselnd mit dem Hütchen fangen und danach normal als Volley spielen. Im dritten Schritt das Hütchen entfernen, den Ball einmal prellen lassen und dann über das Netz vollieren.

3. Bryan-Brothers-Drill (5-10 min)

Trainingsziel: Verbesserung der Ballkontrolle sowie Konzentration und Beinarbeit.

Volley-Drill auf dem Tennis-Court

Vollieren und verschieben: Der von Mike und Bob Bryan bekannte Drill trainiert die Beinarbeit vorne am Netz.Bild: Claudio Gärtner

Trainingsbeschreibung: Spieler A und B stehen sich diagonal auf der T-Linie (schwächere Spieler etwas näher am Netz) gegenüber und spielen Volleys miteinander. Während des Ballwechsels verschieben sich die Spieler langsam via Sidesteps zur jeweils anderen Seitenauslinie des T-Feldes und wieder zurück.

Dabei versuchen A und B, den Ballwechsel kontinuierlich am Laufen zu halten. Die weltweit erfolgreichsten Doppelspieler Bob und Mike Bryan haben mehrere Videos dieses Drills bei YouTube veröffentlicht!

4. Volley-Krieg (15-20 min)

Trainingsziel: Verbesserung der Reaktions- und Differenzierungsfähigkeit am Netz; Teamwork.

Trainingsbeschreibung: Auf ein variables Trainerzuspiel werden Doppelpunkte ausgespielt, wobei alle Spieler bei Punktbeginn auf der T-Linie lauern und versuchen, in eine bessere Netzposition zu gelangen. Gespielt werden zwei Gewinnsätze bis 15 oder 20 Punkte.

Volley-Doppeldrill

Wer kommt in die bessere Netzposition? Bei diesem Doppeldrill geht es vor allem darum, sich schneller als das gegnerische Team eine gute Stellung vorne am Netz zu erarbeiten.Bild: Claudio Gärtner

5. Doppelter Split Step (5-10 min)

Trainingsziel: Aktivierung zwischen den einzelnen Ballkontakten, Verbesserung der Reaktionsfähigkeit.

Trainingsbeschreibung: Spieler A und B stehen sich auf der T-Linie gegenüber (schwächere Spieler etwas näher am Netz) und spielen ein Volley-Duell. Beim Treffpunkt von B muss A zwei kleine Aktivierungssprünge (Split Steps) ausführen und B bei Treffpunkt von A.

6. Tiefer Schwerpunkt (15 min)

Trainingsziel: Training des niedrigen Körperschwerpunktes bei tiefen Volleys, Aktivierung der Oberschenkelmuskulatur zur besseren Beinarbeit.

Trainingsbeschreibung: Spieler A und B sitzen auf Höhe der T-Linie auf einer Partybank (oder auf Stühlen). Nach dem Trainerzuspiel stehen die Spieler in der Treffpunktphase auf, verlagern das Körpergewicht dabei in Zielrichtung und setzen sich unmittelbar nach dem Treffpunkt wieder in Erwartung des nächsten Balles hin. Der Volley sollte mit leicht geöffneter Schlagfläche longline mit Länge auf Zielzonen gedrückt werden.

Beinarbeit für einen guten Volley im Tennis

Wer hier nicht möglichst tief runter kommt, wird Probleme mit den Volleys bekommen.Bild: Claudio Gärtner

Variation: Nach dem tiefen Volley vorlaufen zum Netz und einen weiteren Flugball kurzcross auf eine Zielzone blocken.


Ein Text von Lars Noll.