Daria Saville

Viel Verletzungspech: Daria Saville, früher Gavrilova, stand 2017 auf Platz 20 in der Weltrangliste.

Daria Saville: „Ich nehme mich selbst nicht zu ernst”

Die 29-jährige Australierin Daria Saville spricht über ihre schwere Verletzung, die neue WTA-Struktur und Saudi-Arabien. 

Frau Saville, Sie mussten sich in kurzer Zeit an der Achillessehne und zum zweiten Mal am Kreuzband operieren lassen. Wie erging es Ihnen während der Reha?

Während meiner Reha nach der Achillessehnenoperation habe ich den dummen Kommentar abgegeben, dass die Kreuzbandrehabilitation viel einfacher war. Dann kam ich zurück auf die Tour, spielte eine gute Saison und verletzte mich erneut am Kreuzband. Ich bin optimistisch geblieben und habe ein bisschen Büroarbeit gemacht, weil ich keine Lust mehr auf die Reha hatte. Ich wollte durch andere Aktivitäten gefordert werden und eine Verantwortung in einem anderen Bereich übernehmen. 

Sie sind bekannt für Ihren Humor. Hat Ihnen dieser bei der Reha geholfen?

Mein Humor ist eine meiner Stärken. Ich nehme mich selbst nicht zu ernst. So löse ich schwierige Situationen, indem ich Witze über die Situation mache. 

Die WTA feierte dieses Jahr ihren 50. Geburtstag. Welche Wünsche haben Sie für die Zukunft? 

Die ATP erledigt einen guten Job, die WTA liegt meiner Meinung nach ein bisschen zurück. Ich weiß nicht, warum. Möglicherweise liegt es am gesellschaftlichen Interesse am Damentennis. Es wäre toll, wenn auch mehr jüngere Zuschauer in die Stadien kämen. Deswegen bin ich aktiv auf TikTok, weil dann vielleicht auch die Kids sehen, wie cool ­Tennis ist. 

Als Topspielerin kann man ab 2024 keine 250er-Turniere spielen. Was denken Sie über die neue WTA-Struktur?

Die Leute, die die Entscheidungen treffen, haben sicherlich nicht von dem einen auf den anderen Tag diese Idee ins Leben gerufen. Es gibt bestimmt viele gute Gedanken und Gründe hinter der Planung. Wir werden es aber erst erfahren, wenn es passiert. Beim ATP-250er-Turnier in Bastad haben Andrey Rublev und Casper Ruud im Finale gespielt. Das geht bei uns nicht, weil bald keine Top-10 Spielerin mehr bei diesen Turnieren spielen darf. Warum machen wir nicht ‚copy-and-paste‘ von der ATP-Tour, die vieles richtig macht?

Die WTA-Tour geht vielleicht nach Saudi-Arabien. Was denken Sie darüber? 

Wenn das Preisgeld enorm hoch ist, dann ist es okay. Ich glaube nicht, dass dort viele Zuschauer sein werden. Als Tennisprofi will ich vor Zuschauern spielen. Ich habe beim Turnier in Hamburg eine Nachricht bekommen, dass jemand seine Kinder zum ersten Mal zu einem Profiturnier mitgenommen hat. Das erste Spiel, das sie gesehen haben, war meins. Die Kinder werden dadurch ­inspiriert. Ich weiß nicht, ob wir Leute in Saudi-Arabien inspirieren können. 

Sie haben mit Nick Kyrgios den Hopman Cup 2016 gewonnen. Glauben Sie, dass mehr Mixed-Turniere wie der Hopman Cup oder der United Cup veranstaltet werden sollten?

Teamevents machen Spaß. Der Hopman Cup in Perth war unbeschreiblich. Ich weiß nicht, wie der Hopman Cup in Nizza ankam, aber es ist nicht mehr das gleiche. Es sollte nicht mehr Hopman Cup genannt werden. Es gehört nach Perth, aber es ist nicht mehr in Perth. Ich glaube nicht, dass die Fans das sehen wollen, wenn ich die Meinungen in den sozialen Medien lese.

Wie ist es, mit Ihrem Ehemann Luke Saville Mixed zu spielen?

Als wir das letzte Mal Mixed gespielt haben, haben wir uns gesagt, dass wir das nie wieder machen. Wir haben uns dann aber für Wimbledon eingetragen, haben es leider nicht ins Hauptfeld geschafft. Wir irritieren uns gegenseitig. Wenn ich mit jemand anderen Mixed spiele, dann sage ich nicht jedes Mal, wie ich mich gerade fühle. Mit Luke bin ich manchmal zu ehrlich. Abseits des Courts funktioniert es, aber auf dem Court nicht. Wir haben trotzdem Spaß, das ist das Wichtigste.

Es gibt die Diskussion, dass Männer in den ersten Runden bei Grand-Slam-Turniern nur über zwei Gewinnsätze spielen oder dass die Frauen über drei Gewinnsätze spielen. Würden Sie das gerne sehen?

Nein, in Hamburg habe ich im ersten Satz 98 Minuten gespielt. Stellen Sie sich vor, man spielt fünf Sätze über die Dauer. Wir würden das schon hinbekommen, aber ich denke nicht, dass wir das tun sollten. Fünfsatzmatches sind toll zum Zuschauen in den entscheidenden Runden. Als Zuschauer weiß ich nicht, ob das so cool ist, in den ersten Runden Fünfsatzmatches zu sehen, vielleicht wenn man Djokovic in den ersten Runden 6:2 und 6:2 gewinnen sieht, dann ist es vielleicht langweilig. Der zusätzliche Satz ist gut für die Zuschauer. So wie es jetzt ist, ist es gut.

Im Damentennis gibt es viele Spielerinnen, die einen Grand-Slam gewinnen könnten. Circa 20 bis 30.

Oder das ganze Hauptfeld (lacht).

Ist es von Vorteil, dass so viele Spielerinnen ein Turnier gewinnen können?

Die WTA versucht, Iga Swiatek, Aryna Sabalenka und Elena Rybakina, als die Großen Drei zu pushen. Vor mehreren Jahren hatten wir Maria Sharapova, Serena und Venus Williams. Da war die Vermarktung einfacher, weil es mehr Aufmerksamkeit für das Damentennis gab.

Ist es ein Mythos, dass auf der WTA-Tour keine Freundschaften bestehen können?

Ja, das ist ein Mythos. Vielleicht war es vor zehn Jahren so, als Maria Sharapova gesagt hat, dass sie keine Freundinnen auf der Tour hat. Das ist vollkommen in Ordnung. Sie zieht ihr Ding durch. Iga Swiatek macht es ähnlich. Sie geht zum Tennis, um zu arbeiten. Aber es gibt Freundschaften.