2018 Sydney International – Day 4

SYDNEY, AUSTRALIA - JANUARY 10: Gilles Muller of Luxembourg celebrates winning set point in his second round match against John Millman of Australia during day four of the 2018 Sydney International at Sydney Olympic Park Tennis Centre on January 10, 2018 in Sydney, Australia. (Photo by Mark Metcalfe/Getty Images)

Mail aus New York: Gilles Muller – Der sanfte Riese sagt Goodbye

Zwei Profikarrieren gingen bei den US Open innerhalb von wenigen Stunden zu Ende. Florian Mayer spielte sein letztes Match. Und auch Gilles Muller hängt den Schläger an den Nagel. Zum Abschluss bot Luxemburgs bester Spieler aller Zeiten noch mal ein packendes Match.

Treffender hätte die Karriere von Gilles Muller nicht zu Ende gehen können – mit einem Ass, allerdings gegen sich. Nach 4:16 Stunden Spielzeit auf Court 15 bei mehr als 30 Grad im Schatten ist er schlichtweg zu platt, um noch etwas entgegenzusetzen. Das letzte Returnspiel zieht an Muller nur so vorbei. Der 35-jährige Luxemburger, Nummer 127 im ATP-Ranking, hatte zuvor angekündigt, dass die US Open sein letztes Turnier sein werden. Qualifikant Lorenzo Sonego aus Italien gibt den Spielverderber, siegt mit 7:6, 6:7, 5:7, 7:6, 6:2. Der Großteil der Zuschauer auf Court 15 weiß nicht, dass dies das Karriereende von Muller bedeutet. Der sanfte Riese (1,93 Meter groß) sitzt nach der Niederlage noch einige Zeit auf seinem Stuhl, ehe er den Platz verlässt. Ein kurzer Applaus von drei Zuschauern, ein paar Autogramme und Selfies – das war es. Muller geht ohne Security und ohne weiter belästigt zu werden zurück ins Spielerzentrum.

Muller trifft unveränderliche Entscheidung

Der Luxemburger durfte in New York noch mal die ganz große Bühne betreten. In der dritten Runde hätte es zum Aufeinandertreffen mit Titelverteidiger Rafael Nadal kommen können. Als er gegen Sonego einen Breakvorsprung im vierten Satz vergibt und den Tiebreak hauchdünn mit 6:8 verliert, streikt der Körper. Kreislaufprobleme machen ihm zu schaffen. Muller lässt sich behandeln. An eine Aufgabe im letzten Karrierematch ist aber nicht zu denken. „Ich bin glücklich, dass ich mit so einer Leistung abtreten konnte. Ich habe noch einmal alles gegeben, wie eigentlich immer in meiner Karriere. Meine Ellbogenverletzung hat mir das ganze Jahr schwer zu schaffen gemacht. Jetzt muss ich nicht mehr leiden“, kommentiert der 35-Jährige sein letztes Match gegenüber L’essentiel Luxemburg.

Den Entschluss, seine Karriere zu beenden, hatte Muller sich gut überlegt. „Ich habe schon länger darüber nachgedacht. Ich habe gefühlt, dass ich eine Entscheidung treffen muss. Es ging irgendwie immer vor und wieder zurück. Ich wollte eine unveränderliche Entscheidung treffen und denke, dass es nun die richtige Zeit ist, aufzuhören und voranzugehen.“ Eine große Rolle dabei haben seine beiden Söhne Lenny (7 Jahre) und Nils (6 Jahre) gespielt. „Es war nicht einfach für sie all die Jahre. Sie waren sehr glücklich, als ich ihnen sagte, dass es mein letztes Jahr sein wird und ich bald immer zu Hause bin.“

Hervorragende Juniorenkarriere 

Muller startet seine Profikarriere mit riesengroßen Vorschusslorbeeren. Er ist die Nummer eins bei den Junioren, steht in Wimbledon im Finale und gewinnt die US Open. Der Übergang zu den Profis verläuft aber holprig. Der Durchbruch in seiner Karriere markiert der Sieg gegen Andre Agassi beim Turnier in Washington im Jahr 2004. „Das war wahrscheinlich der Moment, wo ich begriffen habe, dass ich es zum ersten Mal geschafft habe. Als ich gegen Agassi gespielt habe, ging ein Traum für mich in Erfüllung. Es war einer der schönsten Momente in meiner Karriere.“ Bei den US Open setzt Muller einige Ausrufzeichen. Er besiegt 2005 Andy Roddick in der ersten Runde. 2008 spielt er sich als Qualifikant ins Viertelfinale und scheitert erst am übermächtigen Roger Federer.

Zahlreiche Verletzungen, vor allem ein Ermüdungsbruch im Ellbogen, hindern den Linkshänder daran, weitere Erfolge zu erzielen. Nach seinem 30. Geburtstag bleibt er aber zunehmend verletzungsfrei. Es beginnt die beste Zeit in seiner Karriere. Unvergessen ist sein Achtelfinalsieg beim Wimbledonturnier 2017, als er Rafael Nadal mit 15:13 im fünften Satz besiegt. Zwölf Jahre zuvor hatte Muller den Spanier schon mal auf dem Heiligen Rasen in Wimbledon aus dem Turnier geworfen. Ohnehin läuft 2017 viel zusammen beim Luxemburger. Er gewinnt in Sydney im sechsten Endspiel endlich seinen ersten ATP-Titel und hält eine emotionale Siegerrede. In ’s-Hertogenbosch lässt er auf Rasen den zweiten Titel folgen. Und selbst auf Sand spielt er sich in ein ATP-Finale vor. Der Lohn für die Erfolge: Platz 21 im Juli 2017, Karrierebestmarke.

„Keiner glaubt daran, dass du es schaffen kannst”

13 Monate später ist seine Karriere vorbei. „Ich bin sehr glücklich mit meiner Karriere. Wo ich herkomme, fangen die Leute an zu lachen, wenn man ihnen erzählt, man will Tennisprofi werden. Keiner glaubt daran, dass du es schaffen kannst. Deshalb bin ich sehr froh, aus Luxemburg zu sein“, sagt Muller, der ab 2014 viermal zum Sportler des Jahres in seinem Land gewählt wurde. „Ich bin stolz, was ich für mich und meine Familie geschafft habe. Ich war immer stolz, Luxemburg im Davis Cup oder bei Olympia zu repräsentieren. Dass ich Flaggenträger bei Olympia in Rio war, werde ich mein ganzes Leben lang nicht vergessen.“ Muller war bekannt als Ass-Maschine. Zwar war er kein Kanonenaufschläger wie John Isner oder Ivo Karlovic, aber er wusste, seinen Linskhänder-Slice geschickt einzusetzen. 5427 Asse hat er auf der ATP-Tour geschlagen – Platz 27 in der Bestenliste seit 1990.

Tennis soll weiter der Hauptbestandteil seines Leben bleiben. „Es ist meine Leidenschaft. Ich würde gerne Kindern dabei helfen, ihre Träume zu erfüllen in jedem Sport in Luxemburg. Ich finde, es gibt viel Potential, aber es muss ausgeschöpft werden. Ich habe nie vergessen, woher ich komme. Es ist sehr wichtig, mit beiden Beinen auf der Erde zu stehen. Ich denke, ich habe das ziemlich gut gemacht.“

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