Nitto ATP Finals – Day Eight

Eine Figur des Tennisjahres 2022: Novak Djokovic.

Tennisjahr 2022: Ein ganz wilder Ritt

Rücktritt zweier Legenden, Spielverbote und Null-Punkte-Strategie in Wimbledon, dazu neue Gesichter an den Spitzen der beiden Weltranglisten. Das Tennisjahr 2022 war komplett irre – ein schneller Jahresrückblick

Das Jahr 2022 war eine sehr gewöhnlich-durchschnittliche Tennis-Saison. Die Sandplatzgötter haben mit drei Siegen und zwei Niederlagen die Klasse gehalten sowie hinten raus den Bezirkspokal gewonnen. Na ja, die Nebenrunde des Bezirkspokals. Herren 40. Kein Grund, den Briefkopf zu ändern. Ach so, wir reden über Profitennis? Gut, zugegeben: Da sah die Sache „ein bisschen“ anders aus. Da ist 2022 auf und neben dem Platz ein ganz wilder Ritt.

Es gibt kaum eine Saison, die so pickepackevoll mit denkwürdigen Ereignissen bestückt war. Teilweise beruhend darauf, dass – wie im Falle einer neuen 19-jährigen Nummer eins bei den Herren und einer neuen 20-jährigen Nummer eins bei den Damen – regelmäßig überragendes Tennis gespielt wurde, mehrfach aber auch dadurch bedingt, dass große Stars nicht (oder nicht mehr) so konnten, wollten oder durften.

Das grundsätzliche Können und den Willen, großartiges wie erfolgreiches Tennis zu spielen, würden wir Novak Djokovic nie absprechen; sein Unwillen in einer gewissen medizinischen Detailfrage, die wir wohl kaum noch erläutern müssen, hat ihn allerdings die Teilnahme an gleich zwei Grand Slam-Turnieren gekostet. Und eine uns nicht näher bekannte Summe in australischen Dollar für Anwaltshonorare noch obendrauf.

Andreas Mies: Zeit für eine Bilanz

Tennisjahr 2022: Djokovic blieb draußen, Becker drinnen

Nicht von Schieds-, sondern von Zivil- und Strafrichtern ausgesprochene Urteile waren ohnehin gleich zweimal Tennis-Topthemen der ersten Jahreshälfte. Weder Nole (Draußen!) noch Boris (Drinnen!) dürften mit ihnen allzu zufrieden gewesen sein.

Als zumindest der Serbe auch in Wimbledon wieder mitmachen durfte, gab es zwar höchst verdient den Pokal, aber, diesmal nun wirklich komplett seinerseits unverschuldet, keine Punkte für die Rangliste. Die war gerade dabei, sich von ihrem ganz eigenen arithmetischen Long Covid zu erholen. Aber dann geriet sie am Ende der Rasensaison durch den Wimbledon-Bann gegen russische und belarussische Profis und die darauffolgende „Wasch-mir-den-Pelz-aber-mach-mich-nicht-nass-Sanktionstaktik“ von ATP- und WTA-Tour mit ihrer Null-Punkte-Strafe erneut in Schieflage. Jedenfalls bei den Herren.

Denn dazu, dass bei den Damen die wahre Nummer eins ganz oben im Ranking steht, dürfte es auch außerhalb der Stadtgrenzen von ­Warschau keine zwei Meinungen geben. Nach der selbst gewählten Frühverrentung von Ash Barty (noch so ein unvorhersehbares Ereignis) wurde aus der in Stein gemeißelten WTA-Regel „jede kann jede schlagen“ über weite Strecken der Saison „keine kann Iga schlagen“. Was für die konsequenten Damentennis-Hater aber natürlich beides Zeichen mangelnder Qualität sind. So wie der ständige Slice bei Tatjana Maria und die fast vollständige Abwesenheit desselben im Spiel von 75 Prozent der restlichen Top 100-Damen.

Tennisjahr 2022: Emotionaler Wumms

Apropos Verrentung: Das reguläre Profitennis-Rentenalter hatten sowohl Serena Williams als auch Roger Federer längst erreicht. Sie schienen uns den Abschied auch lange durch langsames „Ausschleichen“ einfach machen zu wollen. Die beiden endgültigen Schluss­striche gleich zweier den Sport über Jahrzehnte prägender Tennispersönlichkeiten innerhalb weniger Wochen kamen dennoch irgendwie plötzlich.

Wurde der Rücktritt von Serena hierzulande vielfach eher mit Respekt als überbordender Zuneigung begleitet, traf der Londoner Roger-Abschied dann nicht nur den Protagonisten und seinen mallorquinischen Doppelpartner, sondern auch uns vor dem Bildschirm mitten in der Nacht mit vollem emotionalen Wumms. Und das, obwohl Eurosport sogar auf Matthias Stach als Trauerredner, äh, Quatsch, Kommentator verzichtet hatte.

Es ist mit Sicherheit das Ende einer Ära. Mit ebenso großer Sicherheit aber nicht das Ende unserer Faszination für diesen Zirkus namens Profitennis mit seinen immer neuen Geschichten an und fernab der Grund­linien. Wir freuen uns schon auf 2023.

Sandplatzgötter Rothenbaum

Sandplatzgötter: Die Medenmannschaft des TC Rot-Gold ­Voerde (Nieder­rhein) tritt in der Herren 40-Bezirksliga an. Für tennis ­MAGAZIN kommentiert sie das Tour-Geschehen.

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