Comeback bei den US Open: Struff kämpft sich in Runde 3
Was für ein Comeback von Jan-Lennard Struff: Nach einer Saison voller Rückschläge und einem Absturz aus den Top 100 meldet sich der Davis-Cup-Spieler bei den US Open 2025 zurück.
Im Mai 2023 gewann Jan-Lennard Struff zuletzt fünf ATP-Matches bei einem Turnier in Serie. Beim Masters-Event in Madrid unterlag der Warsteiner im Finale nur knapp Lokalmatador Carlos Alcaraz in drei Sätzen. Zweieinhalb Jahre später präsentiert er sich jedoch in einem völlig anderen Bild: 18 Erstrundenniederlagen (inkl. Challenger-Turnieren) und der Absturz aus den Top 100 der Weltrangliste erschütterten die Karriere des 35-Jährigen.
Nach der Auftaktniederlage bei den French Open gegen Sebastian Ofner sprach Struff gegenüber tennis MAGAZIN offen über seine Sorgen: „Es ist eine schwierige Phase. Viele Niederlagen hintereinander schlagen natürlich aufs Gemüt. Da muss man nicht drumherum reden.“
Ein hart erkämpfter Weg ins Hauptfeld
Bei den Australian Open 2023 musste sich Struff zuletzt über die Qualifikation ins Hauptfeld eines Grand Slam-Turniers spielen. Nun musste er sich zunächst bei den US Open ebenfalls durch die Quali arbeiten. Nach einem klaren Sieg gegen Clement Chidekh stand er in Runde zwei gegen Taro Daniel bereits mit dem Rücken zur Wand. Beim Stand von 2:6, 2:4 drohte das Aus, ehe Struff zehn der folgenden elf Spiele gewann und ins Qualifikationsfinale einzog. Dort bezwang er die Nummer eins der Setzliste, Arthur Cazaux, mit 7:6, 6:3 und sicherte sich zum neunten Mal in seiner Karriere einen Platz im Hauptfeld von Flushing Meadows.
Eine Regenpause in der Partie gegen Daniel bezeichnete Struff später als entscheidenden Moment: „In der zweiten Runde Quali war ich fast raus. Ich habe Gott sei Dank eine Regenpause gekriegt, sonst wäre ich vermutlich ausgeschieden an dem Tag“, erklärte er nach seinem Auftaktsieg im Hauptfeld gegen Mackenzie McDonald.
Fünf-Satz-Krimi gegen Rune
In Runde zwei wartete Holger Rune, die Nummer elf der Welt. Das einzige vorherige Duell hatte Struff 2024 in München klar für sich entschieden. Dieses Mal entwickelte sich ein echter Thriller: Bei einer 2:1-Satzführung und mit einem Break vorne schien Struff auf der Siegerstraße, doch dann verließ ihn sein Aufschlag auf dramatische Weise. Er traf kaum noch erste Aufschläge und kassierte sofort das Rebreak. Und wie es kommen musste, servierte er beim Stand von 4:5, 15:40 im vierten Satz auch noch einen Doppelfehler und brachte Rune zurück ins Match. Im entscheidenden Durchgang fand Struff jedoch zu alter Stärke zurück.
Beide Spieler konnten zunächst alle ihre Aufschlagspiele erfolgreich durchbringen. Erst im elften Spiel des Satzes nutzte Struff mit einer spektakulären Inside-Out-Vorhand die Chance auf das entscheidende Break, ehe ein Ass den Sieg perfekt machte. Die Statistiken unterstrichen Struffs Formsteigerung: 28 Asse, 80 Prozent Gewinnquote beim ersten Aufschlag, ein Winner/Unforced Errors-Verhältnis von 66:44 und auch sein Netzspiel war mit 58 Angriffen und 60 Prozent Erfolgsquote sehr überzeugend.
Ein Lichtblick nach Monaten der Krise
Nach einer langen Durststrecke sind die US Open 2025 ein Befreiungsschlag für Struff. Dass es im Tennis schnell wieder bergauf gehen kann, wusste er schon vor dem Turnier: „Nach all den Jahren weiß ich, wie das Geschäft läuft. Klar ist es hart, sich zurückzukämpfen, aber es kann auch schnell gehen. Ich bin keiner, der alles infrage stellt. Solche Phasen gehören zum Leben eines Profis“, sagte er schon vor wenigen Monaten in Paris gegenüber tennis MAGAZIN.
Sein Sieg gegen Rune schrieb Geschichte: Struff ist der älteste deutsche Spieler, der einen Top-20-Gegner bei einem Grand Slam besiegt hat. Mit dieser Info wurde er auch in seinem gestrigen On-Court-Interview konfrontiert. Mit einem Schmunzeln erwiderte er: „Du sagst mir, dass ich alt bin!?“ Und ernsthafter: „Ich bin stolz, mit 35 so ein Tennis zu spielen. Es geht hoffentlich noch weiter.“
Duell mit Tiafoe
In der dritten Runde trifft Struff nun auf Frances Tiafoe, einem Halbfinalisten des Vorjahres. Im direkten Vergleich führt der US-Amerikaner 2:1. Bei den French Open 2020 war der Deutsche zuletzt gegen ihn erfolgreich. Doch das war auf Sand, ein Belag auf dem sich „Big Foe“ damals noch gar nicht wohlfühlte. Nun warten die energiegeladenen Fans in New York auf das Duell, welches vermutlich in einem der großen Stadien stattfinden wird.
Ob Struff in dieser Atmosphäre seinen beeindruckenden Lauf fortsetzen kann, wird abzuwarten sein. Klar ist: Der Davis-Cup-Spieler hat sich mit seinem Auftritt in Flushing Meadows in der Tenniswelt zurückgemeldet.